Campground ist 3000 km entfernt?

17.07.2024, Bolder Creek Lodge Montana

In der Nacht habe ich das Smartphone auf ‚Bitte nicht stören‘ gestellt, so dass mich die eventuell eintrudelnden Geburtstagsgrüße aus Deutschland nicht wecken können. Am Morgen schaue ich mir dann beim Kaffee alle Grüße an und telefoniere außerdem noch ein bisschen mit meiner Frau.

Ich muss weiter, die Hitze macht mir viel aus. Nicht wenn ich wandere oder Sport mache, aber wenn ich meine Ruhe brauche und sie nirgends finde. Draußen nicht, weil dort Wespen und Stechmücken sind und drinnen im Bus nicht, weil es da drin unmenschlich warm ist. Ich muss zu einer Gegend kommen, in der die Temperaturen wieder deutlich unter 30 Grad sind. Ich entschließe mich zu dem vor ein paar Tagen gebuchten Campground Jim Hogg Park zu fahren. Laut der Wetterprognose müsste es da deutlich kühler sein. Ich mache mich fertig, besuche noch den Herrn von gestern an seinem weißen VW Bus, der mich gestern auch besucht hatte, um kurz über die Busse zu reden und will dann los. Dabei noch einen Umweg über McDonalds machen und mindestens 2 EggMcMuffin zu futtern. Dann habe ich für heute schon einmal etwas im Bauch.

Ich gebe die Adresse in Google Maps ein und schon gibt es Probleme. Warum zeigt dass etwas über 3000 km an? Da bekomme ich einen Riesenschrecken, ich habe auf dem falschen Campground gebucht! Das heißt ich habe für heute noch keinen Schlafplatz! Schöner Geburtstag! Wie konnte mir das passieren, ich dachte eigentlich ich habe das geprüft. Aber von irgendetwas habe ich mich in die Irre leiten lassen. Soll ich doch bleiben? Ich fahre jetzt erst einmal zu McDonalds, wenn ich da nicht vor 11:00 Uhr bin, gibt es keine EggMcMuffins mehr. Aber als ich da bin und es noch deutlich vor 11:00 Uhr ist, gibt es trotzdem keine. Also muss ich Hamburger essen, die ich allmählich auch nicht mehr mag. Beim Essen versuche ich neue Ziele zu finden, aber es gelingt mir nicht. In RV Parky ist der einzige grüne Campground in meiner Richtung und beabsichtigten Entfernung einer bei Drummund, der ‚Town of Drummond Campground‘ heißt. Der scheint nicht so toll zu sein, aber dafür eine Dusche zu haben. Ich fahre den einfach einmal an. Unterwegs sehe ich immer nach der aktuellen Temperatur, die im Armaturenbrett des Busses angezeigt wird und von der ich so sehr hoffe dass sie unter 30 Grad sinkt, aber die erhöht sich leider immer weiter um so mehr ich fahre. Etwa 50 km vor dem Ziel bekomme ich vom Bus eine noch nie gesehene Meldung ‚Bitte nach dem Ölstand sehen‘ oder so ähnlich, zu sehen. Ich hoffe dass das kein wirkliches Problem ist. Ich gebe zu, ich habe noch kein einziges Mal nachgesehen. Meine Honda verbraucht kein Öl! Der Bus scheinbar schon. Na gut, es hat weiter nichts rot geblinkt oder wild gepiepst, wahrscheinlich kann ich erst einmal weiter nach Drummond fahren. Aber es ist an einem solchen Tage, an dem es einem eigentlich super gut gehen sollte, es dass aber bei weitem nicht ist, ein weiterer Sargnagel an meiner Laune.

Als ich Drummond auf dem Platz ankomme, rekelt sich ein gut gebauter junger Mann mit nacktem Oberkörper in der Sonne. Er ist supernett, redet mich ständig mit ‚Sir‘ an, also zum Beispiel ‚Yes, Sir!‘, sehe ich wirklich schon so alt aus? Macht das eine Jahr mehr seit heute so einen Unterschied? Na ja, klingt irgendwie nett. Nein, es gibt keine Duschen, aber ich kann im Fluss baden oder mit der Kanne aus dem Hahn Wasser zapfen und damit duschen. Ähhm, wer hält dann die Kanne, er?

Ich frage ob ich nach dem Öl sehen darf und er bietet mir gleich seine Hilfe an, aber das bekomme ich noch so hin, öffne die Haube, hole aus dem Heck einen Liter Öl und fülle einfach einmal etwa einen halben Liter in den Motor. Wird schon passen.

Beim Weiterfahren ist die Meldung erst einmal weg. Muss morgen beim Langzeitfahren sehen ob sie wirklich weg bleibt. Als nächstes Ziel habe ich mir ‚Bolder Creek Lodge Montana‘ ausgesucht, das liegt nur etwa 20 km weg. Wenn der auch nichts ist oder voll ist, fahre ich wieder zurück, warum nicht einmal im Fluss baden? Aber dieser RV Park entpuppt sich als überraschend interessant. Er ist wie so eine Art Museum, vor dem Office steht ein alter Planwagen. Es gibt sogar ein Restaurant mit Frühstück und Abendessen. Und auf meine Frage nach einem schattigen Plätzchen bekomme ich den mit dem Golfcart gezeigt. Bei meiner späteren Inspektion entdecke ich sogar einige Cabins, die zum Teil echt verlockend sind. Aber mit 135,- Dollar für die ‚Chapel‘ dann doch zu teuer. Wenn es hier nicht so warm wäre und vielleicht auch ein paar geographische Sehenswürdigkeiten existieren würden, könnte ich mir überlegen hier länger zu bleiben. Auch das Badehäuschen ist wirklich gut, jeweils einen Raum für Ladies und Gentleman, mit kompletter Ausstattung (Waschbecken mit Ablage, Toilette und Dusche ohne Münzen und mit schönen heißen Wasser) erfüllen erst einmal alle grundlegenden Bedürfnisse.

Aber auch hier ist es äußerst warm. Und während ich nach dem Einchecken erst einmal auf meinem Campingstuhl neben dem Wagen sitze, kommen auch wieder eine Unmenge an Fliegen, aber immerhin keine Stechmücken. Zur Feier des Tages gehe ich im Restaurant eine kleine Pizza essen und dabei zeigt mir die ältere Dame des Hauses einen kühlen Raum unter dem Restaurant, in dem ich sitzen dürfte. Aber ich will natürlich nicht dass sie zum bedienen jedes mal die Treppe runter und hoch muss, darum sage ich dass ich oben im Restaurant esse. Zur Pizza gibt es immer wieder automatisch nachgereichtes Eiswasser.

Selbst um 21:00 Uhr sind es im Bus noch über 27 Grad.

 

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