Wenn man sich die Grafikkarten dieser Welt als eine Gruppe von tanzenden Debütantinnen vorstellt, dann ist das neue „Kingdom Come: Deliverance II“ die opulente Ballnacht, auf die sie alle gewartet haben. Eine Nacht, in der die einen im gleißenden Lichtermeer der High-End-GPUs erstrahlen, während andere leise in den Schatten der technischen Anforderungen verschwinden. Doch wie in jedem guten Drama gibt es Helden, und unsere tapfere Heldin hört auf den Namen „DLSS“. Mit ihren scharfen Konturen und ihrer unerschütterlichen Stabilität führt sie das Ensemble an, während „FSR“ als wackeliger, aber charmanter Sidekick die Bühne betritt.
Das Spiel selbst, eine Reise zurück ins mittelalterliche Europa, ist eine visuelle Sinfonie, die manchmal die höchsten Gipfel der Schönheit erklimmt, um dann in den Tälern der mittelmäßigen Animationen zu verweilen. Ein bisschen wie ein Maler, der bei Sonnenaufgang ein Meisterwerk zaubert, nur um dann beim Kaffeepausen-Schnellporträt den Glanz zu verlieren. Raytracing, der geheimnisvolle Zauberer der Lichtspiele, ist hier leider abwesend, und so müssen wir uns mit weniger spektakulären Reflexionen begnügen – spiegelnde Seen, die eher wie ein Picasso wirken, wenn man schief darauf schaut.
Für die Technik-Enthusiasten da draußen gibt es einen weiteren Tanzpartner: die Ladezeiten. Diese sind das mechanische Metronom, das den Rhythmus eines Spielabends vorgibt. Auf einem High-End-PC, mit einem Herzen aus Ryzen und einer flinken SSD-Seele, fliegen die Sekunden nur so dahin. Doch, wer hätte es gedacht, auf weniger gesegneten Maschinen zieht sich die Zeit wie ein zäher Kaugummi in der Mittagshitze.
Und während die Pixelwelt von „Kingdom Come: Deliverance II“ sich auf den Bildschirmen entfaltet, ist es beruhigend zu wissen, dass selbst die kleinsten Details – von der Blattstruktur eines entfernten Baumes bis hin zu den feinsten Kanten eines Schwertes – in dieser digitalen Mittelalterparty ihren Platz finden. Ein Tanz der Technologie, der zeigt, dass Fortschritt und Tradition manchmal Hand in Hand über die Bühne gleiten können. Und wer weiß, vielleicht wird die nächste Generation von Spielefans eines Tages auf diese Ballnacht zurückblicken und sie als den Moment erkennen, an dem alles begann – oder zumindest als den Abend, an dem sie zum ersten Mal das Flackern eines virtuellen Fackellichts in ihren Herzen spürten.