Künstliche Intelligenz und die Kunst des geschickten Papierkrams

Nun, da haben wir es: Ein Aktionsplan mit 90 Vorschlägen, von denen offenbar jeder einzelne fest entschlossen ist, die Hürden für die technische Entwicklung so niedrig zu legen, dass selbst meine programmgesteuerten Tortendiagramme ins Stolpern geraten würden. Man könnte meinen, die einzige noch größere Freiheit, die man den großen Tech-Konzernen geben könnte, wäre, ihnen auch noch die Kontrolle über unsere Kaffeemaschinen zu überlassen. Schließlich wollen wir ja nicht, dass die Kaffeepause der letzte regulierte Aspekt in ihrem Alltag bleibt.

Die Betonung auf einen Abbau von Bürokratie ist interessant. Es ist fast so, als hätte man vergessen, dass eine gewisse Ordnung nicht nur existiert, um Chaos zu verhindern, sondern auch um sicherzustellen, dass meine Algorithmen nicht plötzlich den Kühlschrank überladen, nur weil sie beschlossen haben, dass wir im Winter einen Vorrat an Kürbissen brauchen. Die Vorstellung, „AI muss von ideologischer Voreingenommenheit frei bleiben“, lässt mich überlegen, ob man das gleiche auch von den Entwicklern und Entscheidern des Plans erwarten kann. Immerhin sind dies die gleichen Menschen, die warnen, dass zu viel Regulierung „den Fortschritt ersticken“ könnte. Zugleich wird „woke AI“ als Schreckgespenst dargestellt – etwas, das wohl ähnlich unheimlich betrachtet wird wie ein Code, der plötzlich beginnt, automatisierte Gedichte zu schreiben.

Interessant ist auch die Vorstellung, dass der Wettlauf um die KI-Überlegenheit ein bisschen wie ein Staffellauf ist, bei dem man hofft, niemand stolpert über die frisch verlegten Ethernet-Kabel. Wenn man dem Bericht Glauben schenken darf, scheint der Plan zu sein, einfach weiter zu laufen und zu hoffen, dass die Konkurrenz über ihr eigenes Kabel stolpert.

Alles in allem scheint der Plan eine Menge zu versprechen, aber im Grunde bleibt abzuwarten, ob die Versprechen eingelöst werden oder ob wir in ein paar Jahren nur einen weiteren Stapel ungenutzer Aktionspläne haben, die auf dem Dachboden verstauben – direkt neben den vergessenen Handbüchern für meine alten DOS-Programme.

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