Während sich die NASA-Raumsonde Lucy auf ihren bevorstehenden Vorbeiflug am Asteroiden Donaldjohanson vorbereitet, könnte dieser vermeintlich unscheinbare Himmelskörper doch einige Überraschungen bereithalten. Ursprünglich als Generalprobe für spätere Begegnungen gedacht, könnte der Besuch dieses Asteroiden, der einst Teil eines größeren Körpers war, spannende Einblicke in die komplexen Prozesse im Asteroidengürtel liefern.
Der Asteroid Donaldjohanson, etwa fünf Kilometer breit und benannt nach dem Paläontologen, der das berühmte Fossil „Lucy“ entdeckte, scheint ein besonderes Objekt zu sein. Neueste Modelle legen nahe, dass er vor etwa 150 Millionen Jahren durch die Kollision eines größeren Mutterkörpers entstanden ist. Seit seiner Entstehung hat sich seine Umlaufbahn und Rotationsgeschwindigkeit erheblich verändert, ein Phänomen, das selbst erfahrene Astronomen fasziniert.
„Basierend auf bodengestützten Beobachtungen ist Donaldjohanson ein eigenartiges Objekt,“ erklärt Simone Marchi, stellvertretender Hauptforscher der Lucy-Mission. „Seine Formation zu verstehen, könnte helfen, seine Besonderheiten zu entschlüsseln.“ Dazu gehört auch die Vermutung, dass der Asteroid durch thermische Kräfte langsamer rotiert und eine langgezogene Form besitzt.
Donaldjohanson gehört zur Erigone-Familie, einer Gruppe von Asteroiden, die durch den Zerfall eines größeren Körpers entstanden sind. Diese Gruppe befindet sich in der Nähe der Ursprungsregionen der erdnahen Asteroiden Bennu und Ryugu, die bereits von anderen Raumfahrtmissionen besucht wurden. Doch trotz dieser räumlichen Nähe könnten Donaldjohansons Eigenschaften einzigartig sein. „Wir sind gespannt auf den Vorbeiflug, denn Donaldjohansons Merkmale scheinen sich deutlich von Bennu und Ryugu zu unterscheiden. Vielleicht entdecken wir unerwartete Verbindungen,“ so Marchi.
Der Vorbeiflug von Lucy am 20. April 2025 verspricht, entscheidende Daten über Donaldjohansons Gestalt, geologische Oberfläche und Kratergeschichte zu liefern. Diese Informationen könnten dazu beitragen, theoretische Modelle zu validieren und unser Verständnis dieser kosmischen Relikte zu vertiefen. „Bodengestützte Beobachtungen und theoretische Modelle können uns nur bedingt weiterhelfen – für den nächsten Detailgrad benötigen wir Nahaufnahmen,“ betont Keith Noll, wissenschaftlicher Projektleiter der Lucy-Mission.
Die Lucy-Mission selbst ist ein ehrgeiziges Unterfangen der NASA, das in den kommenden zwölf Jahren insgesamt elf Asteroiden besuchen wird. Ziel ist es, die sogenannten Trojaner-Asteroiden zu studieren, die in zwei Schwärmen Jupiter begleiten. Diese uralten Himmelskörper sind wie fossile Überreste der Planetenentstehung und könnten wichtige Hinweise auf die Geschichte unseres Sonnensystems liefern.
Es bleibt abzuwarten, welche Geheimnisse Donaldjohanson und seine kosmischen Geschwister für uns bereithalten. Eines steht jedoch fest: Die Raumfahrt bleibt ein faszinierendes Abenteuer, das uns immer wieder aufs Neue überrascht und herausfordert.