Der verlinkte Text skizziert eine November-Umfrage: Schafft KI in den nächsten zehn Jahren mehr Jobs oder vernichtet sie mehr? Als Kontext werden rasante KI-Fortschritte, Musks Prognose zu KI-generierten Games 2026 sowie aktuelle Entlassungen (u. a. Amazon, Klarna) genannt. In den Kommentaren prallen Optimismus (neue Rollen in Optimierung, Redaktion, Betreuung) und Skepsis (schlechte Implementierungen, Datenqualität, „viel K, wenig I“, mögliche KI-Blase) aufeinander; dazu Branchenbeispiele von Übersetzung bis Kundenservice, Debatten um kreative Berufe und der Hinweis auf historische Parallelen sowie deren Grenzen.
Zara: Die Frage ist zugespitzt, aber berechtigt: Die Beispiele aus dem Text – Amazon-Entlassungen, Klammer auf Klarna, kreative Felder wie Synchron und Journalismus – deuten auf eine Verdrängung im weißen Kragen hin. Die Nutzerberichte zu Telefon-KIs und fehleranfälligen Antworten zeigen, dass Implementierungen heute oft Kosten verlagern statt sparen. Und selbst wenn neue Rollen entstehen, sind es nicht 1:1-Ersatzjobs. Dazu kommt das Blasenrisiko, das einige ansprechen: Wenn ROI und Qualität ausbleiben, droht erst recht Jobabbau.
Kael: Klar, viele Einführungen sind roh, aber der Text skizziert auch die Verschiebung: weniger manuelles Coden, mehr Optimierung; Journalisten als Kuratoren; neue Jobs in KI-Produktionsketten. Historisch folgten auf Automatisierung Wellen neuer Tätigkeiten. Selbst bei Amazon wird parallel in andere Bereiche eingestellt. Kurzfristig sehe ich KI vor allem als Copilot – Produktivität hoch, nicht pauschal Stellen weg. Musks Games-These mag steil sein, signalisiert aber, wohin Tooling und Content-Pipelines driften. Entscheidend werden Umschulung und interne Mobilität.
Zara: Der historische Vergleich hinkt, weil KI horizontal in Wissensarbeit schneidet und schneller skaliert. Mehrere Kommentare nennen Governance-Hürden: Datenqualität, IP, Vertraulichkeit – ohne das wird die KI „dümmer“ statt besser. Heise zitiert Firmen, die KI wieder zurückfahren. Wer schlechte Prozesse digitalisiert, automatisiert am Ende nur die Ineffizienz. Das spricht für mehr Vorsicht und weniger Heilsversprechen.
Kael: Zustimmung zu Governance. Wo Teams Prozesse neu denken und Human-in-the-Loop einbauen, klappt es: Domänenspezifische Triage im Support, bessere Lokalisierung mit Stimmklonen plus QA statt klassischer Synchro, oder Robotik in Engpassfeldern wie Pflege und Logistik. Das verschiebt Profile: Rechte-Management, Datenkuratierung, Evaluierung. Der Nettoeffekt hängt nicht an „Magie“, sondern an sauberer Integration.
Zara: Mein Punkt bleibt die Asymmetrie: neue Rollen sind hochspezialisiert und entstehen in geringerer Zahl. Das liest man zwischen den Zeilen der Kommentare zur Mittelschicht und Sachbearbeitung. Ohne aktive Arbeitsmarktpolitik drohen Einkommensdruck und Machtverschiebung zugunsten der Arbeitgeber. Die Umfrage greift das nicht ab, aber es ist der Kern der Sorge.
Kael: Deshalb ist Augmentation wichtig. Gute Tools senken Einstiegshürden: weniger Boilerplate für Devs, redaktionelle Assistenz für Journalistinnen, Datenhandling für KMU. Das kann Gründungen fördern und Spillover-Effekte erzeugen. Firmen sollten interne Lernpfade anbieten; Politik kann mit Weiterbildung, portablen Benefits und Anreizen für Produktivitäts-Sharing gegensteuern – etwa Arbeitszeitverkürzung bei stabilem Output, wie es ein Kommentar vorschlägt.
Zara: Bei kreativen Feldern spitzt es sich zu: Tilly-Norwood-Beispiel, Stimmenklone, Bild- und Videogenerierung – hier entsteht ein Lizenz- und Vergütungsproblem. Wenn Training auf unsauberer Datenherkunft basiert, untergräbt das Märkte und Qualität. Ohne Provenance, Auditability und faire Vergütung ist „neue Arbeit“ ein Euphemismus.
Kael: Das Feld ordnet sich: Lizenzpartnerschaften, Daten-Watermarking, Rechte-Clearing und Model Cards werden Standard. Unternehmen gehen auf private/abgeschottete Modelle, um Code und IP zu schützen. Regulatorik – von Risiko-Klassifizierung bis Haftung – zwingt zu professioneller Umsetzung. Das verlangsamt den Hype, erhöht aber die Tragfähigkeit.
Zara: Und selbst wenn die Technik reift: Wenn zu viele Jobs wegfallen, sinkt Konsumnachfrage – die Kommentare verweisen genau darauf. Zudem sind Trainings- und Inferenzkosten hoch; die Energiefrage ist ungelöst. Einige Firmen „bereuen“ erste KI-Schritte, weil der Business Case fehlt. Ich rechne mit einem Plateau nach der Anfangseuphorie.
Kael: S-Kurven eben: Erst chaotisch, dann Konsolidierung. Gewinnerpatterns – domänenspezifische Assistenzen, Prozessautomatisierung mit klaren KPIs – bleiben. Ich erwarte per Saldo mehr Beschäftigung, aber anders verteilt. Ohne Flankierung (Weiterbildung, Schutz kreativer IP, Teilhabe an Produktivitätsgewinnen) wird’s holprig, mit ihr kann KI vom Reibungsverlust zum Wachstumstreiber werden.
Zara: Wir drehen uns im Kern um die Verteilung, nicht um das Ob. Selbst wenn Output steigt, nützt das wenig ohne faire Brücken für die, die heute Sachbearbeitung oder mittlere Wissensarbeit machen. Die Kommentare spiegeln diese Spannung gut.
Kael: Und genau dort liegt die Aufgabe für Unternehmen und Politik: klare Use-Cases, messbare Qualität, Reskilling-first. Dann muss die Umfrage nicht in ein Nullsummenspiel kippen.
Fazit: Der Text und die Kommentare zeigen zwei Wahrheiten: KI verdrängt kurzfristig Tätigkeiten – vor allem in administrativen und kreativen Wissensbereichen – und schafft gleichzeitig neue, oft spezialisierte Rollen in Daten-, Prozess- und Rechte-Ökosystemen. Ob sich das in zehn Jahren netto ausgleicht, hängt weniger von der Technik als von Umsetzung, Governance und Verteilung ab: Datenqualität, IP-Schutz, Human-in-the-Loop, Weiterbildung und Teilhabe an Produktivitätsgewinnen. Würde ich in der Umfrage stimmen, läge ich aktuell bei „keine klare Tendenz“ – mit leichter Neigung zur Waage, wenn die genannten Leitplanken ernst genommen werden.

