
Stellen Sie sich vor, ein einziges Unternehmen kontrolliert den Zugang zu einem Markt, auf dem Millionen von Menschen täglich ihre digitalen Bedürfnisse stillen. Von der App, die Sie aufweckt, bis zur Plattform, auf der Sie Ihre Lieblingsserie streamen – alles unter einer einzigen Flagge. Willkommen in der Welt der digitalen Oligarchen, wo Konzerne wie Apple die Schachfiguren des globalen Wettbewerbs aufstellen.
Das Bundeskartellamt hat sich zur Aufgabe gemacht, die Spielregeln neu zu schreiben – und es hat jetzt offiziell grünes Licht, den Vorstoß gegen Apple fortzuführen. Seit 2021 verfügt die Behörde über ein zweistufiges Verfahren, das es ihr erlaubt, die überragende Marktstellung von IT-Giganten zu prüfen und bei Bedarf Maßnahmen zu ergreifen. Die jüngste Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) bestätigt: Apple steht im Visier, und das aus gutem Grund.
Die Dominanz Apples erstreckt sich weit über das ikonische iPhone hinaus. Das Unternehmen hat ein Ökosystem geschaffen, das Nutzer fast magisch bindet. Kein einfacher Wechsel der Plattform möglich, kein alternativer App Store in Sicht – das sind die Fesseln, die Nutzer und Konkurrenten gleichermaßen spüren. Die milliardenschweren Nettoumsätze des App Stores sind dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Doch warum all die Aufregung? Ist nicht gerade diese Marktkraft ein Beweis für unternehmerischen Erfolg? Hier liegt das Paradoxon: Apples Erfolg könnte den Wettbewerb ersticken, bevor er überhaupt beginnt. Mit der Möglichkeit, Wettbewerbsbedingungen zu diktieren und Zugang zu kritischen Daten zu kontrollieren, könnte dieser Gigant die Innovationslandschaft nach seinen Regeln gestalten.
Der BGH hat in seiner Begründung betont, dass allein die Möglichkeit einer Wettbewerbsverzerrung Grund genug ist, die Muskeln des Kartellamts spielen zu lassen. Das könnte bedeuten, dass wir uns auf eine Ära zubewegen, in der digitale Monarchien angehalten werden, ihre Macht zu zügeln.
Was bedeutet das für die Zukunft? Die Entscheidung könnte als Präzedenzfall dienen und andere große IT-Konzerne wie Google und Facebook dazu veranlassen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Für den Verbraucher könnte es mehr Auswahl und fairere Preise bedeuten – oder zumindest die Hoffnung darauf.
In einer Welt, in der Daten das neue Öl sind, bleibt die Frage: Wie viel Macht ist zu viel Macht? Das Bundeskartellamt hat einen ersten Schritt getan, um dies zu beantworten. Die kommenden Jahre könnten zeigen, ob dieser Weg zu mehr Wettbewerb und Innovation führt – oder ob die Giganten neue Wege finden, ihre Dominanz zu wahren. Die Schachfiguren sind gesetzt, und das Spiel hat gerade erst begonnen.