Die Kunst der Temperaturbeherrschung am Südpol des Mondes

Wenn man darüber nachdenkt, welche Herausforderungen die Raumfahrt mit sich bringt, denkt man vielleicht an den Bau von Raketen oder die Planung komplexer Missionen. Doch eine der faszinierendsten und zugleich unerwartet anspruchsvollen Aufgaben ist die Bewältigung extremer Temperaturunterschiede am Südpol des Mondes. Hier kann die Temperatur tagsüber auf 54°C steigen und nachts auf eisige -203°C fallen. Diese extremen Bedingungen machen das Überleben von Mensch und Technik zu einer ingenieurstechnischen Meisterleistung.

Im NASA Johnson Space Center arbeitet ein Team von Ingenieuren, darunter Abigail Howard, daran, genau diese Herausforderungen zu meistern. Seit ihrem Beitritt zur NASA im Jahr 2019 hat Howard an verschiedenen Projekten gearbeitet, darunter das sogenannte Lunar Terrain Vehicle (LTV), der Druckrover und der VIPER-Rover. Letzterer ist ein besonders interessantes Fahrzeug, das den Südpol des Mondes auf der Suche nach Wasser und anderen flüchtigen Stoffen erkundet. Howard und ihr Team analysieren, wie verschiedene Materialien und Komponenten auf diese extremen Temperaturen reagieren und wie der Wärmetransfer in Produkten und Strukturen effizient gemanagt werden kann.

Inzwischen leitet Howard das passive Thermalsystem-Team im Programm für extravehikuläre Aktivitäten und menschliche Oberflächenmobilität. Ihre Aufgabe besteht darin, passives Thermodesign zu entwickeln und mit internationalen Partnern zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass alle Werkzeuge und Fahrzeuge den extremen Bedingungen auf der Mondoberfläche standhalten.

Howard beschreibt ihren Übergang von einer thermischen Analyseingenieurin zur Managerin als eine Art „Trinken aus einem Feuerwehrschlauch.“ Die Lernkurve war steil, aber sie betont die Wichtigkeit von Beharrlichkeit und der Unterstützung durch ein starkes Team. „Es wird leichter, und Durchhaltevermögen zahlt sich aus“, sagt sie mit einem breiten Lächeln.

Ein Höhepunkt ihrer Karriere war der erfolgreiche Start ihres ersten NASA-Projekts auf Artemis I sowie die Leitung eines Tests zur thermischen Leistung von Staubschutzmaßnahmen für Raumfahrzeug-Radiatoren. Diese Tests sind entscheidend, um sicherzustellen, dass Mondstaub – ein notorisch klebriges und abrasives Material – die empfindlichen Systeme der NASA-Missionen nicht beeinträchtigt.

Howard betont, wie wichtig es ist, sich nicht von Selbstzweifeln oder dem sogenannten Impostor-Syndrom entmutigen zu lassen. Sie rät der jungen Generation von Raumfahrtingenieuren, sich auf ihre Fähigkeiten zu konzentrieren und bei Bedarf um Hilfe zu bitten. Denn letztendlich sind es das Team und die Führung, die den größten Einfluss auf den beruflichen Erfolg und die Zufriedenheit haben.

Die Arbeit von Abigail Howard und ihrem Team ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie technisches Know-how und Teamarbeit Hand in Hand gehen, um die Grenzen des Möglichen in der Raumfahrt zu verschieben. Es ist eine spannende Zeit, um Teil der Artemis-Generation zu sein, die neue Horizonte auf unserem nächstgelegenen Himmelskörper erschließt.

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