Unglaublich, aber wahr: Hier im Odenwald, in meiner nächsten Umgebung, gibt es ein Computermuseum! Nein, so ganz stimmt das nicht, denn es nennt sich eigentlich Technikmuseum. Aber es gibt dort auch Computer. Mit Computern bin ich aufgewachsen, sie waren einmal das Modernste und Faszinierendste, was ich kannte! Dafür ein Museum?
Der Name hat große Ähnlichkeit mit dem Namen des bekannten Indianerhäuptlings Tecumseh, der sein ganzes Leben dem Frieden zwischen Indianern und weißen Siedlern widmete.
Früher kannte ich Museen meist als Gebäude mit mehreren Räumen, in denen alte Gegenstände aus dem Alltag einer vergangenen Zeit angesehen werden konnten. Meist durfte man nichts davon anfassen, was mein Interesse daran weiter verringerte. Lediglich ein Besuch des Münchner Museums in meiner Kindheit brannte sich als interessant in mein Gedächtnis. Da durfte man hier und da auf einen Knopf drücken und löste damit irgendeinen automatischen Vorgang aus. Aber genau weiß ich das nicht mehr.
Das die programmierbaren Taschenrechner und Homecomputer meiner Jugend selbst Darsteller in einem Museum sein könnten, hätte ich mir damals nicht vorstellen können. Aber um so älter ich wurde, um so mehr verstand ich es. Der Mensch ist offenbar so veranlagt, das er Dinge, die in seiner Vergangenheit ein gutes Gefühl in ihm ausgelöst haben, nie vergisst. Wird er nach langer Zeit mit diesen Dingen, die ihm damals dieses Hochgefühl gaben, wieder konfrontiert, löst das in ihm Erinnerungen aus, die das Glück der vergangenen Zeit wieder lebendig werden lässt. Kein Wunder, dass dann viele Menschen diese Dinge wieder besitzen wollen oder sogar anfangen, diese zu sammeln. Und Menschen, die viel Geld haben, sammeln dann sogar teure alte Autos.
Ich selbst habe eine Zeit lang alte programmierbare Taschenrechner und Taschencomputer gesammelt. Die waren zum Teil ganz schön teuer. Es war nicht möglich meine Faszination daran meinen Kinder zu vermitteln und ich dachte an den unschönen Moment in meinem Leben, als wir das Haus meiner Oma leer räumen mussten und unglaublich viele Dinge einfach in einen Müllcontainer geworfen haben, weil wir einfach nicht wussten, wohin damit. Ich hatte die Vision, dass das dann irgendwann auch mit meinen Taschenrechnern passiert und hörte auf zu sammeln. Es wurde mir auch klar, dass für derartige Dinge eine bestimmte Zeit lang Höchstpreise gezahlt werden, sie aber zu einer anderen Zeit wenig bis nichts mehr wert sind. Was werden unsere Nachfolgegenerationen, die vielleicht in ein paar Jahren mit einem Elektroauto unterwegs sind oder gleich mit der Bahn fahren, von unseren ersten Wagen, vielleicht einem Opel Manta oder einem Ford Capri, halten? Die werden ihnen nichts bedeuten und dennoch wird im Moment viel Geld dafür bezahlt.
Ich sprach über diese Gedanken mit dem Museumsbesitzer, Herrn Matthias Schmitt. Dabei stellte sich heraus, dass es ihm mehr darum geht, dass das der alten Technologie zugrunde liegende Wissen nicht verloren geht. Das ist sicher ein guter Gedanke. Aber ist auch das Wissen über Seitenstränge dieser Technologie erhaltenswert?
Matthias Schmitt erzählte von dem Vater des Schülers einer Grundschule, der die Grundlagen eines binären Addierers in der Grundschule erklärte und dabei auf großes Interesse stieß. Leider kann ich das bei uns zu Hause bei meinen Kindern in keiner Weise nachvollziehen und auch wenn man im Internet quer liest, scheint es doch eher so zu sein, dass junge Menschen wenig bis gar kein Interesse an den zugrundelegenden Technologien von Facebook, Google und Instagram haben. Bei uns zu Hause kann das aber auch schlicht und einfach daran liegen, dass ich die falschen Methoden zur Wissensvermittlung angewendet habe. 🙂
Immerhin gibt es die Maker Bewegung. Das macht Hoffnung.
Im Verlauf unseres Gesprächs kristallisierte sich heraus, dass für die ideale Vermittlung eines Grundwissens über Computer und Programmierung ein möglichst eigenständiges und weit verbreitetes Gerät von Vorteil ist. Herr Schmitt erwähnte ein Gerät, welches über einen PS2-Stecker und einen VGA-Anschluss lediglich mit einer Tastatur und einem Monitor verbunden werden muss, um damit in BASIC programmieren zu können. So, wie das damals mit dem Commodore 64 möglich war. Heutzutage kann man den C-64 emulieren oder einfach nachbauen. Wir erinnerten uns an Jeri Ellsworth, die so etwas 2004 gemacht hatte. Sie verwendete dazu einen FPGA-Baustein, auf dem sie alle notwendigen Chips des C-64 nachbaute:
https://www.youtube.com/watch?v=Js2ncZCQL1U
Den C-64 auf einem FPGA nachzubauen ist äußerst clever und bedeutet eine noch höhere Kompatibilität mit alter Software. Wer an so etwas Interesse hat, kann auch auf die FPGA-Lösung von Till Harbaum zugreifen, die es bei Dragonbox zu kaufen gibt. Günstiger geht es aber als Emulation auf dem eigenen PC. Kultiger auf dem Odroid-Go. Bei der kleinen Recherche dazu entdeckte ich noch den ELLO 2M und Micromite.
Nach diesem Ausflug in die Möglichkeiten, mit einfach gehaltenen Computern einen Zugang zum Programmieren zu bekommen, oder auch alte Computer noch heute erleben zu können, jetzt wieder zurück zum eigentlichen Museumsbesuch.
Die Webseite von TECUMAS erwähnt viele Computer, Spiel- und Lerncomputer, Videospiele und Taschenrechner. Von diesen waren allerdings auf der Ausstellung nicht sehr viele zu sehen. Dafür aber ein Flipper, historische Messgeräte, ein Video Recorder, ein historischer Plattenspieler und viele alte Radios. Leider waren die Erklärungen zu den Geräten noch recht dürftig. Ich denke aber, dass sich diese im Laufe der Zeit vermehren werden.