19.04.2024, Rio Bravo Campground in der Nähe von Taos
Dies ist ein sehr abgelegener Campground und es ist nachts sehr ruhig. Obwohl ich das Dach nicht aufgemacht habe, habe ich sehr gut geschlafen. In der Nacht ist es auch im Wagen deutlich kühler geworden, so dass ich neben dem Schlafsack auch die tolle Decke verwendet habe.
Nach dem Frühstücken stellt sich die Frage was ich heute tun könnte. Reba hat mir ein tolles Angebot gemacht, da sie sich hier auskennt, fährt sie mit mir eine der schönsten Straßen hier zu einem Traileinstieg, wandert den mit mir und fährt dann weiter auf einer Runde wieder zurück zum Campground! Und fährt am Ende noch bei einem Walmart vorbei. Dabei fahren wir über die Rio Grande Gorge Bridge nach Questa, Red River, Eagle Nest, Angel Fire, Taos. Andererseits hatte ich für mich entschieden weiterzufahren, weil mir das fehlende Internet doch ziemlich auf den Senkel geht. Aber wenn eine offensichtliche Ortskundige so ein Angebot macht, darf man es nicht ausschlagen. Mehr Einblick in die Gegend kann man in so kurzer Zeit nicht bekommen. Es könnte ein herrlicher Tag werden.
Also sage ich zu. Anfangs mache ich mir noch etwas Sorgen den Van alleine hier stehen zu lassen, aber Reba meint die Leute hier sind Ok und der Campground Host sei ein brauchbarer Mann, sie hätte gestern Abend mitbekommen, wie er eine schwierige Situation mit einer betrunkenen Camperin gelöst hat. Den Campground Host frage ich auch gleich nach Trinkwasser und er sagt dass Wasser hier sei trinkbar, da werde ich morgen damit den Tank auffüllen. Also alles gut.
Beim Losfahren fragt Reba nach der aktuellen Höhe und erst da realisiere ich, dass der Campground bei ungefähr 1800 m Höhe liegt. Das hatte ich beim Hierherfahren überhaupt nicht realisiert. Reba meinte sie hätte die Nacht davor schlecht geschlafen, da sie starke Kopfschmerzen bekommen hatte und sie denkt, dass diese vom geringeren Sauerstoffanteil an der Höhenluft kommen.
So sehe ich mich 30 Minuten später auf dem Beifahrersitz von Rebas Ford Minivan. Damit steuert sie eine steile Bergstraße an, die mich an den Tremalzo Pass in Italien erinnert. Der kleine Ford rumpelt und klettert den brav nach oben, lässt sich durch heftige Bodenrillen, Steine und Schlaglöcher nicht aus der Ruhe bringen und Reba ist ganz gelassen und unterhält sich mit mir! Als neben der Straße eine Herde Ziegen herum klettert freut sie sich und hält an der Steigung an. Na hoffentlich kann der Ford beim Weiterfahren genügend Grip finden um wieder los zu kommen.
Nach einiger Zeit kommen wir wieder auf eine Teerstraße oder was auch immer das hier für ein Belag ist. Von da dauert es nicht lange und wir kommen zur Rio Grande Gorge Bridge, eine wahrlich imposante Brücke die den Rio Grande Gorge Canyon überspannt. Dort halten wir an und ich darf Bilder machen.
Später sehe ich zum ersten mal in meinem Leben echte Erdmännchen, die manchmal ganz nahe an der Straße stehen und den Autos zusehen, oder was die halt da so treiben.
Dann kommen wir zum Trail ‚Columbine Hondo Wilderness‘. Wir nehmen uns die Rucksäcke mit ein paar Snacks und etwas Wasser mit und los geht es. Reba fädelt auch noch ein Holster an ihren Gürtel. Es ist ein sehr schöner Weg den Berg hinauf, interessant zu gehen und mit meist mäßiger Steigung. Aber nichts, was einen Alpenerfahrenen vor Begeisterung umhauen würde. Es geht über nette kleine Brücken, manchmal nur durch Steine zu überspringende Bachläufe unter vielen Bäumen hindurch nach oben. Unterwegs frage ich sie ob es hier Bären gibt und sie sagt darum hat sie ein Bärenspray dabei und deutet auf das Holster! Sie meint hier gibt es aber nur Braunbären und wilde Hunde, von denen sie schon einmal gebissen wurde. Dann erklärt sie noch das Grizzlys viel gefährlicher sind als die Braunbären. Und erklärt mir wie man sich verhalten muss. Übrigens eins zu eins so wie es auch in 7vsWild erklärt wurde.
Ums so höher wir kommen desto mehr Schneefelder tauchen auf. Anfangs sind die mühelos zu meistern, aber weiter oben werden sie so dick, dass ich mit meinen Gewicht immer wieder bis zum Knie einbreche und dabei mit dem Schienbein am verharschten Schnee entlang schabe. Auch habe ich nur Laufschuhe an, während sie immerhin knöchelhohe leichte Wanderschuhe an hat. Reba bietet an zurück zu gehen, einmal versuche ich es noch, aber dann siegt die Vernunft und wir gehen wieder zurück. Ich habe nicht nachgemessen, aber ich denke die Strecke hat so um die 3 – 4 Stunden gedauert und wir haben ca. Dreiviertel davon geschafft. Anschließend zeigt mir Reba noch ein paar Sehenswürdigkeiten, fährt noch speziell in Taos an den Bummelbereichen vorbei, die sehr schön im – ich nehme an – mexikanischen Stil gebaut sind. Und zum Schluss kann ich noch im Walmart ein bisschen Vorräte einkaufen.
Die Unterhaltung mit ihr war schwierig aber nicht unmöglich. Ich habe radebrecht und sie hat sich viel Mühe gegeben immer wieder andere Worte zu finden und Sätze die ich nicht verstanden habe anders zu formulieren. Es war ein sehr schöner Tag und ich habe mich einmal mehr gefreut, einen so netten Menschen kennengelernt zu haben.
Zurück am Campground gebe ich Reba ein kühlschrankkaltes Henninger in der Dose und wir stoßen kurz zusammen an: ‚Cheers‘. Dann koche ich mir einen Topf voll mit Tortellini, die getrockneten haltbaren von Barilla, dazu noch ein paar sonstige Restnudeln die in der Nahrungsschublade waren, kippe Tomatensoße drüber und habe wenig später jede Menge zu essen.
Dann geht es duschen und ruckzuck beginnt es auch schon zu dämmern.
Zeit zum Tagebuch schreiben.