Diner 66 und Rio Bravo

18.04.2024, Rio Bravo Campground in der Nähe von Taos

Ich habe ganz gut geschlafen, war aber auch ab und zu wach. Im Van schlafe ich besser. Nach dem Aufstehen und Waschen habe ich mir im Van eine Tasse Kaffee gekocht, mir Brot und Marmelade und ein Messer mit ins Motelzimmer genommen und dort gefrühstückt. Als ich aus dem Fenster sehe, gehen Steve und Jane zum Office und holen sich da Kaffee. Stimmt, das hat Robert ja gestern gesagt. Darum hole ich mir meine zweite Tasse auch dort. Aber ganz ehrlich, der schmeckt nicht so gut wie mein Nescafe. Kurz bevor die beiden wegfahren verabschiede ich mich von ihnen und Jane gibt mir ihre Nummer, damit ich sie anrufen kann, wenn mal was ist. Ich habe mich sehr gefreut.

Ich bin jetzt eigentlich durch mit der Route 66, einzig das Diner 66 in Albuquerque würde ich mir noch gerne ansehen. Das gibt aber heute um die 5 Stunden Fahrt und mehr als 400 km, da habe ich eigentlich keine Lust drauf. Also stelle ich mir in Google Maps den Rio Bravo Campground bei Taos ein. Ich will weg von der Hitze und dem flachen Land. Ich hoffe dass es in Colorado etwas kühler und grüner ist. Die Zeit des Fahrens ist auch eine gute Zeit um mit meiner Frau zu sprechen, denn durch die Zeitverschiebung wird das im Moment gar nicht so einfach, das wir eine gemeinsame Zeit finden, in der wir beide die Gedanken halbwegs frei zum Sprechen haben. Wenn ich allerdings durch eine Großstadt fahre, passt es nicht so gut und manchmal wird die Sprachqualität sehr schlecht oder das Gespräch bricht ab.

Noch etwas zur Route 66: Sie war die erste durchgängig befestigte Straße an die Westküste und half so das Land zu erobern. Als sie keine Bedeutung mehr hatte wurde sie romantisch verklärt. Und so ist sie auch bei mir im Bewusstsein aufgetaucht. Ich fand die Idee einer Straße durch das ganze Land interessant, die daran liegenden Motels zum Übernachten und die davon lebenden Road Movies. Ja, es gab für mich ab dem Einstieg bei Springfield ein paar interessante Stellen mit tollen alten Autos und Tankstellen und allerhand anderem Zeug, was damit in Verbindung steht, das Blue Swallow Motel und das Diner 66. Aber die Straße selbst ist größtenteils auf den von mir probierten Stellen in sehr schlechtem Zustand, so dass ich das Geholpere nicht mochte und lieber auf den parallel dazu verlaufenden Interstates gefahren bin.

Als ich in die Nähe von Albuquerque komme, gebe ich in Google Maps noch einmal das Diner 66 als Ziel ein und es würde mich nur etwa 1,5 Stunden und etwa 100 km zusätzlich kosten. Momentan würde ich gegen 14:00 Uhr an meinem Campground ankommen und da dort First In, first get oder so ähnlich herrscht, ist es auch gut wenn ich rechtzeitig da bin. Aber wegen 1,5 Stunden auf eines meiner Ziele zu verzichten ist irgendwie dumm. So überlege ich hin und her und lasse mir das von Google Maps auch vorrechnen, bis auf einmal Google Maps nicht mehr funktioniert und ich jetzt nicht mehr weiß wo ich hin fahren muss! Mist, hier in Colorado ist das Mobilfunknetz von T-Mobile nicht gut ausgebaut!

Na ja, ich fahre einfach mal weiter und tatsächlich bekommt Maps irgendwann wieder Daten und zeigt die Strecke an. Ich entscheide mich jetzt doch erst noch zum Diner 66 zu fahren. Als ich in Albuquerque ankomme kann ich mir bis 50 m vor dem Diner 66 nicht vorstellen, dass das jetzt gleich kommt, denn die komplette Umgebung besteht aus nichtssagenden Häusern. Doch dann taucht es tatsächlich plötzlich auf der linken Seite auf. Es stehen auch sehr viele Autos herum, aber draußen sind kaum Leute. Ich mache ein paar Fotos und gehe rein. Drinnen ist richtig viel los. Erst will ich nur schnell ein paar Fotos machen und dann wieder verschwinden, aber auch das wäre dumm. Darum lasse ich mir einen Platz geben und bestelle einen Kaffee und einen Schokokuchen. Es sieht wirklich super aus. Alles ist auf Route 66 eingestimmt, unglaublich viele Requisiten von damals sind zu sehen.

Die Bedienung bringt mir den Kaffee und ein riesiges Stück Torte. Das ist so groß dass ich es nicht komplett aufessen kann. Der Kaffee ist amerikanisch, also so lala. Aber egal, ich konnte ein wenig hier sitzen und das Ambiente inhalieren. Als ich die Bedienung zum bezahlen winke, frage ich sie ob ich Fotos machen darf. Das bejaht sie enthusiastisch. Fragt sich nur ob das die Gäste auch so gut finden. Ich versuche einige Fotos zu machen, ohne dabei all zu sehr Gäste im Bild zu haben.

Dann geht es weiter zum Rio Bravo Campground. Kennt Ihr eigentlich den Film ‚Rio Bravo‘? Mit John Wayne, Dean Martin und Ricky Nelson. Ein von mir gern gesehener Western. Und einer der berühmtesten noch dazu. Da zwei der Hauptdarsteller Sänger sind wird in dem Film auch ab und zu gesungen.

Kurz vor dem Ziel wundere ich mich, dass die Kilometeranzahl zum Ziel die gleiche ist wie die zur nächsten Abfahrt. Normalerweise sind die letzten Kilometer immer noch ein Stück extra. Daran mache ich auch immer fest, wie weit der Campground abseits der Interstate oder der Hauptstraße ist. Das irritiert mich und ich denke es liegt daran, dass ich beim Ziel nur Recreation Area gewählt habe und nicht aufgepasst habe, wirklich den Campground ein zustellen. Darum will ich das jetzt beim Fahren abändern. Böser Fehler! Denn nun findet Google Maps wieder keine Daten. Und das bleibt jetzt auch so. Also sehe ich auf meinen Offline Karten nach ob da der Campground drauf ist und orientiere mich rein visuell. Glück gehabt, eine Viertelstunde später habe ich den Campground gefunden.

Eine nette Frau (Reba) zeigt mir wo der Campground Host wohnt und hilft mir auch selbst mit dem Ausfüllen der Registrierung. Ich muss nur 7 Dollar bezahlen. Sie ist selbst Gast auf dem Platz.

Gleich nach dem Platz in Besitz nehmen mache ich mich auf einen Trail zu gehen, denn ich brauche unbedingt mal etwas Auslauf, nach den langen Sitzungen der letzten Tage. Der hat hin und zurück so ungefähr 5 km und belastet mich nicht weiter, aber es ist ein sehr schöner Weg auf den Hügeln entlang, mit nicht ganz so einfacher Wegequalität. Unterwegs verspeise ich einen Apfel. Also eigentlich ist die Wegequalität gut, da es über viele Felsen und Stufen einen schmalen Weg entlang geht und auch ein paar nette Aussichtspunkte hat.

Gerade zurück verputze ich erst einmal einen Salat und etwas später noch eine Instantsuppe. Dann geht es duschen. Reba war in der Zwischenzeit auch noch einmal unterwegs und als sie zurück kommt, geraten wir noch in ein längeres Gespräch über Gott und die Welt. Sie ist Therapeutin und wir unterhalten uns über unsere Kinder und wie die in der Welt zurecht kommen.

Dann will sie erst einmal ihre Abendroutine erledigen und später die Unterhaltung fortsetzen. Dazu kommt es aber nicht mehr. Es ist mittlerweile dunkel und keiner traut sich den anderen an seinem Auto noch einmal anzusprechen. Sie hat übrigens so einen Kastenwagen von Ford, wie sie von vielen Reisenden jetzt gerne verwendet werden. Leider gibt es hier weder ein Mobilfunknetz noch WiFi und ich kann absolut nicht ins Internet. Das betrübt mich ziemlich, da ich weder mit der Familie über Threema kommunizieren kann, noch Emails abrufen und beantworten oder die Erträge meines Bluetti Servers oder Nachrichten abrufen kann. Das Schlimmste ist aber, dass ich ohne funktionierendes Google Maps keine vernünftigen Überlegungen über die Weiterreise machen kann. Denn Basis für viele meine Überlegungen sind die Entfernungen und Fahrzeiten zu in Frage kommenden Orten in den USA. Ich mache mir noch zwei Pfefferminztees, trinke ein Bier und schreibe Tagebuch.

 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert