Blue Swallow Motel

17.04.2024, Blue Swallow Motel in Tucumcari

Da ich erst um 15:00 Uhr im Blue Swallow Motel einchecken kann, habe ich heute wieder viel Zeit. Darum bleibe ich bis 11:00 Uhr auf dem schönen Campground. Ich habe mir vorgenommen jeden einzelnen Tag des Tagebuchs durchzulesen und dann auf meinem Blog zu veröffentlichen. Ich schaffe es zwar nicht auch noch Bilder auszusuchen und hochzuladen, aber ich denke für Menschen wie Karin, Martin oder Thomas bedeutet es etwas, wenn sie schon jetzt die Reise besser verfolgen können.

Dann geht es zur Geisterstadt in Cuervo. Am Ausgang des Campgrounds komme ich noch mit einem Mann ins Gespräch, der sich den Damm an sieht. Wie sich heraus stellt ist er ein Ingenieur der selbst aufwendige Bauprojekte realisiert.

Cuervo stellt sich allerdings als Flop heraus. Bei vielen der Gebäuden stehen ‚private‘-Schilder und ich denke nicht, dass die dann so verlassen ist, wie ich annahm. Ich weiß auch gar nicht mehr wie ich darauf gekommen bin? Da mir sonst kein Ziel einfällt, fahre ich jetzt direkt zum Blue Swallow Motel. Natürlich ist noch niemand im Office. Darum setze ich mich auf eine kleine Schaukel und befördere weiter Artikel auf mein Blog. Auf einmal erschallt es direkt hinter mir mit alter amerikanischer Musik, passend zur Route 66. Wahrscheinlich ist das Office jetzt besetzt, aber ich arbeite noch in Ruhe bis genau 15:00 Uhr. Der Herr im Office heißt Robert und ist super nett, hat auch ein paar Erinnerungen an Deutschland und zeigt mir das Zimmer Nr 1, zeigt mir wie es sich öffnen lässt, erklärt die Einrichtung und führt mich dann noch zu einem Raum in dem ein Kühlschrank von damals steht und in dem man Eis holen kann. Nur mit dem Auto bin ich nicht zufrieden. Es soll seitlich an der Wand mitten in der Sonne stehen und nicht, wie ich dachte, in einer der Garagen, die dafür ja eigentlich vorgesehen sind. Ich frage nach und sie haben das gemacht, weil ich bei der Reservierung was vom Campervan erzählt habe und dass der 15 Fuß groß ist. Also der VW Bus ist bestimmt nicht größer als die amerikanischen Pickups! Aber als er erzählt, dass die Autos früher kleiner waren und die heutigen Autos nicht mehr rein passen, zumindest nicht, wenn man dann noch eine Tür aufmachen will, verstehe ich den Grund. Aber hatten die damals nicht so Riesenschiffe mit Heckflossen? Die waren doch bestimmt nicht klein?

Aber er geht noch einmal ins Office und spricht mit einer Frau. Anschließend darf ich das Zimmer 3 benutzen und meinen Van mit den Vorderrädern in die Garage fahren. So steht er direkt neben der Tür, hat ein bisschen Schatten und ich kann jederzeit schnell etwas hinein tun oder heraus holen. Das gefällt mir besser und ich finde das Feeling eher so wie es damals auch gewesen sein muss.

Anschließend gehe ich eine Runde in die Stadt um Fotos zu machen, mir an einer Tankstelle eine kalte Fanta und eine kalte Sprite zu kaufen und als ich wieder zurück bin frage ich den Mann vom Office wo man hier gute und günstige Burger bekommen kann. Also gehe ich zum Del’s Restaurant, welches es seit 1956 gibt. Dort bestelle ich einen Cheeseburger ‚well done‘ der in zwei Brötchenhälften geliefert wird. Man muss ihn sich selbst zusammen basteln. Aber das mache ich nicht, da mir dann beim Essen bestimmt die Soße an den Händen herunterläuft und zum ersten Mal esse ich einen Hamburger in zwei Hälften mit Messer und Gabel! 🙂

Als ich vom Essen zurück zum Blue Swallo Motel komme läuft ein Amerikaner auf mich zu. Es ist Steve, der in den Siebzigern 3 Jahre in Deutschland als Soldat war und als Officer abgegangen ist (?). Er kann sogar noch ein bisschen Deutsch und er ist sehr nett. Seine Frau Jane kommt vom Wäsche abholen auch vorbei. Wir tauschen ein bisschen die Reiserouten aus und am Ende sagen sie dass ich mit meiner Frau und meiner Tochter bei ihnen in Dallas vorbei kommen können. Sie haben 4 Zimmer. Das ist total nett! Als ich erzähle dass ich morgen in Richtung Colorado fahren will, empfiehlt mir Steve Salida.

Das er mich angesprochen hat bedeutet mir viel. Als ich in der Mittagshitze hier angekommen bin, von gleißender Helligkeit geblendet fand ich das Blue Swallow Motel nicht ganz so toll. Aber jetzt, da ein Amerikaner, dem das Motel offenbar auch etwas bedeutet, mit mir einen freundlichen Kontakt aufgenommen hat, ist es mir wieder wärmer geworden.

Ich gehe in mein Zimmer und will einige Daten kopieren, da stürzt der Notebook ab und will sich erst einmal neu organisieren. So viel Zeit habe ich aber nicht, denn es wird gleich dämmern und da will ich unbedingt noch ein paar Fotos machen. Darum gehe ich erst einmal wieder raus und bin ganz verblüfft, dass rundherum die Leute aus den Zimmern auf den Stühlen davor sitzen und Stimmung tanken. Das ist total romantisch! Ich hole mir mein Sprite und setze mich auch auf meinen Stuhl. Wie schön, jetzt wird es doch noch sehr schön. Zwischendurch gehe ich noch einmal auf mein Zimmer um zu sehen ob ich mit dem Notebook wieder etwas anfangen kann. Ich kann und transferiere noch einige Bilder vom Pixel 7 auf die mitgenommene SSD.

Zwischendurch mache ich noch einige Fotos. Es wird immer dunkler und die Neofarben kommen immer besser raus.

Ich hatte mir im Van Kühlschrank noch Bier kühl gestellt. Das hole ich jetzt, verstecke es in meinem Waschlappen und bleibe bis ungefähr 21:30 Uhr draußen sitzen. Einige Leute sind auch wieder rein gegangen, aber ein paar sitzen immer noch im Scheine des Neonlichts da. Ich bekomme ein richtig schönes Gefühl und denke über die Zeit nach, in der das alles entstanden ist und wie glücklich die Leute damals gewesen sein müssen. In dieser Zeit schien alles nur vorwärts zu gehen und alle Probleme die wir heute haben, wie Ozonloch oder Klimakatastrophe wurden vielleicht damals begründet, aber waren in den Köpfen der damaligen Menschen noch nicht existent. Es wäre schön, wenn wir das Gefühl von damals noch einmal wiederauferstehen lassen könnten, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Aber für diesen einen Moment ist das Rechteck Blue Swallow Motel in Tucumcari ein Tor zu einem kleinen Ort in der Vergangenheit und alle die darin sitzen sind für einen Moment in ihrem Leben sehr glücklich!

 

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