05.05.2024, Ruby’s Inn RV Park & Campground
Zum Glück gibt es hier keinen Ticket Zwang wie beim Arches National Park und so kann ich in Ruhe aufstehen und Kaffee trinken. Mein Mountainbike Rucksack ‚Tremalzo‘ von vaude ist sowieso schon fast perfekt gepackt. Kommen halt noch 2 Flaschen Wasser und ein Apfel dazu. Allerdings tausche ich die Windjacke aus. Im Rucksack ist eine die nur gerade bis zum Hintern geht und ich habe noch eine dabei, die etwas darüber hinaus reicht. Da doch viele Wolken am Himmel sind und ich bestimmt 3 Stunden unterwegs sein werde, nehme ich die längere mit.
Das Geniale hier ist ein Shuttle Bus, der alle 15 Minuten vorbei fährt. Das heißt der Van kann im Campground bleiben. Ich muss mich nur an eine Shuttle Haltestelle stellen und ein paar Minuten später kommt ein Bus vorbei und kann einen an verschiedenen Punkten im Bryce Canyon absetzen. Die Idee ist dass ich am Sunset Point aussteige und mit dem Navajo Loop Trail beginne, dann zum Queen’s Garden Trail wechsele und an dessen Ende zum Sunrise Point gehe um zurück zu fahren.
Kurz bevor der Bus kommt lese ich etwas von einem Park Pass den man benötigt um das Shuttle in Anspruch nehmen zu dürfen. Für den Bryce Canyon habe ich mir keinen Pass extra besorgt. Aber ich habe ja jetzt den ‚America the Beautiful Pass‘, den probiere ich einfach einmal. Ich bin mir zwar nicht sicher ob der Busfahrer den beim Einsteigen richtig wahrgenommen hat, aber ich bin im Bus und finde einen Sitzplatz für mich.
Ich habe ja schon beim Arches National Park von anderen Planeten gesprochen, aber für den Bryce Canyon gilt das auf jeden Fall auch. Ich habe eine andere Welt betreten, als ich in den Bryce Canyon gekommen bin. Der Bryce Canyon ist besonders bekannt für seine einzigartigen geologischen Strukturen, die sogenannten Hoodoos. Diese sind spitze und oft sehr bizarre Felsformationen, die durch Erosion entstanden sind. Die Hoodoos im Bryce Canyon sind durch ihre intensive rote, orange und weiße Färbung besonders auffällig und bilden ein spektakuläres natürliches Amphitheater. Egal wohin ich meine Kamera richte, es ist immer ein spektakulärer Ausblick! Ich kenne nichts Vergleichbares. Mit dem Licht habe ich Glück. Es ist teilbewölkt und die Sonne scheint immer wieder durch. Das ergibt meist sehr schöne Farben. Da Sonntag ist sind viele Touristen da, was nicht ganz so schön ist, wahrscheinlich hätte ich den Trail erst morgen gehen sollen. Aber ich will ja in meinem Leben auch keine Wettbewerbsaufnahmen mehr machen. Der Navajo Loop Trail bietet mit seinem Verlauf eine große Vielseitigkeit was unterschiedliche Perspektiven betrifft. Wirklich ein genialer Trail. Weniger genial ist ein kalter, starker Wind hier, der immer wieder jede Menge Staub aufwirbelt und nach einiger Zeit sind meine Bergschuhe und Outdoorhosen untenherum ziemlich mit Staub besetzt. Auch fällt es schwer zwischen Windjacke oder nur Fleecepulli zu entscheiden, aber letztlich setzt sich die Windjacke durch.
Das ist eindeutig eine der ganz großen Naturplätze die ich im Verlauf meiner USA Reise erleben darf. Ich kann ja nicht immer schreiben wie toll diese Plätze sind, aber sie werden bestimmt für immer einen großen Impact auf mich haben.
Just am höchsten Punkt, aber auch schon in der Nähe vom Sunrise Point, ruft mich meine Frau an. Durch die Zeitverschiebung ist es nicht leicht einen gemeinsamen Zeitpunkt zum Sprechen zu finden. Leider kommt es zu keiner Sprachverbindung. Erst ungefähr eine Viertelstunde später klappt die Verbindung und wir tauschen kurz unsere Gedanken aus. Ein paar Bilder hatte ich ihr schon über Threema gesendet.
Beim Zurückfahren zeige ich wieder meinen Beautiful pass vor, aber der Busfahrer sagt beim Rausfahren aus dem Park benötige ich keinen Pass. Zurück bei Ruby’s Inn gönne ich mir noch einmal einen Hamburger, bevor ich zum Campground zurück gehe. Dort auf der Toilette an einem Waschbecken versuche ich erst einmal den Staub von Schuhen und Hose mit einem Lappen zu bekommen. Damit nicht zu viel Staub in den Van gelangt. Dann habe ich viel Zeit und stöbere im Internet und schreibe diesen Bericht. Dabei fängt es erst zu regnen und dann zu schneien an! Das entwickelt sich dann zu einem richtigen kleinen Schneesturm, der den Schnee sogar durch den schmalen Schlitz des an den Türfenstern montierten Regenabweisers hindurch treibt, so dass es im Van schneit! Ich habe wohl nicht bedacht, dass ich hier auf ungefähr 2400 m Höhe bin!
Die Nachbarn sind zu Dritt, wahrscheinlich Vater mit Tochter und Sohn, sie haben einen Pickup und ein oranges Zelt. Jetzt ist ihnen scheinbar kalt geworden, da sie gerade alle in den Pickup geflüchtet sind und den Motor angemacht haben. Aktuell sind hier nur noch 1,5 Grad Celsius. Also besteht heute Nacht wieder die Möglichkeit dass das Wasser gefriert. Ich schaue mir mal die Wettervorhersage an und es sieht nicht gut für heute Nacht aus. Anfangs variiert die Temperatur so um die -4,0 Grad Celsius, es wird sogar kurzzeitig in der Nacht etwas wärmer und mit den neulich gemachten zwangsbedingten Erfahrungen mit -3,5 Grad Celsisus denke ich, dass ich das Wasser nicht ablassen muss.
Und ich muss noch duschen! In den letzten Jahren habe ich das immer so gemacht, dass ich sockenlos mit einer kurzen Hose und einem T-Shirt bekleidet zur Dusche bin. Ich finde so geht es für mich am schnellsten. Ich muss mich nach dem Duschen nicht mit nassen Füßen in irgendeine lange Hose einfädeln, brauche mir keine Füße mit dem Handtuch abtrocknen, schone es damit und wenn ich mit den nassen Füßen in meinen Birkenstocks zum Van zurück gelaufen bin, sind die auch schon fast wieder trocken. Aber bei dem Wetter? Ich hab dann eine Fließhose und die Windjacke angezogen und bin durch das Schneegestöber zur Dusche.
Im Van habe ich meine Füße und Beine in den Schlafsack getan, denn in so einem Bus kommt die Kälte auch vom Boden her und so verpackt halte ich es länger ohne Heizung oder mit einer niedrigeren Stufe aus.
Der auf den Van gefallene Schnee ist mittlerweile gefroren und auch der Türgriff zeigt Erfrierungserscheinungen.
Die Nachbarn sind zwischenzeitlich weggefahren und und als sie wiedergekommen sind, haben sie ihr Zelt abgebaut und sind endgültig weggefahren.
Um ungefähr 20:00 Uhr ist sogar die Sonne noch einmal kurz unter den Wolken heraus gekommen. Gewärmt hat sie natürlich nicht mehr. Rund um mich ist jetzt alles weiß und die Heizung habe ich dauerhaft eingeschaltet, so dass sie von Zeit zu Zeit heizt. Diesel ist genug da, Strom eigentlich auch. Nur wegen der Möglichkeit dass das Wasser einfriert mache ich mir Sorgen. Es sind schon deutlich Minustemperaturen! Ach ja, und da ich in einem kleinen Wald auf einer Schräge stehe, könnte es theoretisch Probleme geben, wenn ich aus irgendeinem Grund wegfahren müsste und der Wagen dabei ins Rutschen gerät und dann auf einen Baum zu rutscht. Na mal sehen wie die Nacht wird.
Im Verlauf des Abends bzw. der Nacht ändert sich aber die Prognose und es deutet sich ein deutlich kälterer und vor allem auch längerer Zeitraum mit negativen Temperaturen an. Ich stelle meinen halb mit Wasser gefüllten Kanister raus, um an ihm feststellen zu können ob ich vielleicht in der Nacht das Wasser ablassen muss. Wenn der eingefroren ist, dann ist es spätestens soweit, denke ich. In dieser Nacht schlafe ich schlecht. Zwei Mal kontrolliere ich den Kanister, aber das Wasser darin ist immer noch flüssig.