Slickrock Bike Trail

29.04.2024, Slickrock Trail

Dieser Tag steht ganz im Zeichen des Slickrock Trail. Im Gegensatz zum heimischen Rodenstein Trail ist der Slickrock Trail sogar in der Wikipedia eingetragen. Er ist mit seinen Sandsteinhügeln in dieser fantastischen Landschaft so ganz anders als alles was ich bisher gefahren habe und darum auch eine willkommene Ergänzung meiner Mountainbike Erfahrungen. Das er noch dazu einer der berühmtesten Trails für Mountainbikefahrer überhaupt ist, macht ihn für mich noch begehrenswerter.

Nachdem ich jetzt lange nicht Mountainbike gefahren bin und auch auch etwas abgenommen habe und nicht weiß ob das vielleicht auch Muskeln waren, mir außerdem beim Befahren dieser Strecke nichts beweisen will, habe ich mir gestern ein E-Bike ausgeliehen und muss dass heute morgen noch abholen, bzw. ich fahre mit dem Van dorthin und lasse den dann da stehen.

Mit dem Aufstehen kann ich mir aber Zeit lassen, da ich das E-Bike erst zwischen 9:00 und 10:00 Uhr abholen will. Das ermöglicht es mir auch die wöchentliche Rasur durchzuführen. Nach Kaffee und Frühstück geht es los zur ‚Moab Cyclery‘. Dort muss ich erst noch diverse Erklärungen unterschreiben, die ich alle nicht gelesen habe. Ich hoffe das gerät mir später nicht zum Nachteil. Etwas nervös macht mich die Frage wer benachrichtigt werden soll, wenn ich das nicht mehr kann! Also einen Kumpel hier in den USA oder Verwandtschaft. Witzig. Ich habe einfach einmal die Smartphonenummer meiner Frau angegeben.

Da ich mich mit Sonnenschutz eingeölt habe, außerdem beim Fahren schwitzige Hände bekomme und darum Gefahr laufe beim Fahren mit den Händen vom Lenker abzurutschen, kaufe ich mir noch ein paar Handschuhe. Macht noch einmal etwas über 30 Dollar. Ist aber vielleicht auch ein nettes Andenken. Dann bekomme ich mein Bike. Sieht nicht schlecht aus, habe leider gar nicht auf die genaue Bezeichnung geachtet, vielleicht kann ich die später noch aus den Fotos ableiten. Aber es ist ein Specialized mit Karbonrahmen und fast unsichtbar integriertem Elektromotor. Von der Größe her passt es für mich. Gestern hat er extra geguckt ob sein einziges Riesenbike noch da ist.

Ein Werkzeug bekomme ich auch noch angeboten, sowie eine Luftpumpe. Die nehme ich dankend an, ein Werkzeug habe ich aber schon eingesteckt. Ich frage noch nach, was ist wenn es ein Problem gibt, sie machen aber unmissverständlich klar, dass sie einen nicht abholen. Ist also mein persönliches Problem. Sowie ich sie verstanden habe sind die Reifen schlauchlos, aber in einem Reifenkit in einer Art Trinkflasche ist angeblich ein Reifen drin. Hoffentlich brauche ich den nicht.

Ich gehe noch einmal zum Van und mache mich endgültig fertig. Im ‚Tremalzo‘-Rucksack befindet sich neben den wichtigsten Papieren, einigem Kleinkram wie Leatherman, Powerbank, passendes Kabel, meine Schlüssel, eine Strumpfhose, ein dünner Fließpulli, eine atmungsaktive Windjacke und ein Buff. In den Seitentaschen habe ich noch Sonnenöl und eine Flasche Wasser mit einem halben Liter Inhalt. Eindeutig zu wenig, wie ich später sehe.

Dann geht es erst einmal steil bergauf, da der Slickrock Trailhead sich ein ganzes Stück oberhalb von Moab befindet. Dank der Elektrounterstützung ist das aber kein Problem. An der Schranke überlege ich noch ob ich auch bezahlen muss, aber da schon einige Autos in einer Schlange anstehen, fahre ich einfach einmal langsam vorbei. Niemand ruft mich. Und schon bin ich am Trailhead. Ein deutsches Pärchen ist auch gerade angekommen. Nachdem ich ihn auf englisch gefragt habe ob er ein Bild von mir macht, antwortet sie etwas auf deutsch. Er fotografiert mich leider mit einem Finger teilweise vor dem Objektiv. Na ja, ich bin trotzdem komplett zu sehen. Dann schaue ich mir noch an wie die beiden losfahren und anschließend fahre ich auch los.

Ich habe meine GoPro am Brustgurt dabei und hoffe ein paar brauchbare Fahrsequenzen filmen zu können. Es dauert nicht lange und schon geht es so steil hinab, dass ich mir überlege, wenn ich da falle, dann rutsche ich auch noch eine Zeit lang und das Fahrrad und ich werden einige Kratzer davon tragen. Also schiebe ich das Stück hinunter. Einige hundert Meter weiter wird ein Anstieg so steil und vor allem auch lang, dass mich die gleiche Frage beschäftigt, mit gleichem Ausgang. Tatsächlich sind viele der kurzen Anstiege extrem steil und überhaupt nur befahrbar, weil der Sandstein so einen tollen Grip bietet. Ganz selten gibt es auch Linien, die an einer Schräge entlang führen und es darum nicht möglich machen zu pedalieren. Hat man aber genügend Schwung, so kann man sie trotzdem komplett durchfahren.

Mit der Zeit gewöhne ich mich an diese Stellen und kann immer mehr davon befahren. Ich bezweifele aber, dass ein normaler gut trainierter Mountainbiker alle Anstiege fahren kann. Ich denke jeder muss hier irgendwann einmal schieben. Schreibt in den Kommentaren, wenn ihr es nicht musstet! Auch generell ist die Strecke eigentlich nirgends gemein, ein geübterer Fahrer wie ich und einer der nicht so viel darüber nachdenkt was passieren kann, kann den gesamten Slickrock Trail vermutlich einigermaßen flüssig fahren. Interessant ist auch die gestrichelte Linie, die man entlangfahren muss. Auch sie zeigt eigentlich immer den besten Weg und dabei geht es manchmal um Zentimeter!

An einer Stelle lasse ich mich in de Irre leiten und ende an einer gefährlichen Stelle mit Abgrund, die aber zum Glück auch ausreichend mit Kreuzen und ‚Stop‘ markiert ist. Gelegenheit zum Bilder und Pipi machen. Die Farbe ist schon deutlich gelb.

Unterwegs treffe ich immer wieder auf andere Fahrer die an bestimmten Stellen eine Pause machen. So zum Beispiel auch in der virtuellen Mitte, an der einige Frauen und Männer rasten und dabei einen fantastischen Blick in die Umgebung werfen können. Hier bietet auch noch einmal ein Fahrer an ein Bild von mir zu machen. Da ich denke dass solche Bilder besser mit Bike aussehen, schnappe ich mein vermeintliches Bike und der Mann macht Fotos von mir. Erst dann merke ich, dass ich irgendein anderes Bike erwischt habe, was natürlich größenmäßig nicht zu mir passt. Ist aber nicht schlimm. Ich muss sagen ich bin mittlerweile schon ganz schön durch. Die Hüfte tut mir noch von gestern weh, mein Wasser ist aufgebraucht und ich mache mir Sorgen, ob diese Tour Auswirkungen wie Krämpfe nach sich ziehen wird. Denn an den Steigungen muss ich trotz E-Bike ordentlich in die Pedale treten. Und wenn ich die Steigung hoch schieben muss, ist es oft so steil, dass ich Sorge habe mit den Schuhen abzurutschen und die Muskeln fürs Bergwandern verwendet werden, also in die Beine geht. Manchmal geschieht der Wechsel von Gefälle zum Anstieg so schnell, dass ich aus dem Tritt gerate, von den Pedalen abrutsche und mich blitzschnell mit den Füßen abfangen muss. Das zehrt natürlich alles an meiner Substanz. Es gibt Stellen, da bin ich sicher kurz vor dem Abrutschen und das wäre gar nicht gut, weil es dann vielleicht 10 Meter rückwärts den Berg hinunter geht. Da entscheide ich mich manchmal, blitzschnell abzusteigen und den Rest hochzuschieben. Ich denke ich muss jetzt auch doppelt aufpassen, denn mit den nachlassenden Fähigkeiten unterlaufen einem immer leichter Fehler. Und hier Fehler machen, wäre gar nicht gut. Aber es hilft alles nichts, ich muss da jetzt durch. Weiter geht’s.

Irgendwann stoße ich dann endlich wieder auf den Zubringer und von da aus ist es nicht mehr so weit zum Trailhead zurück. Dort stoße ich auf Alex und Michael und ihre Kinder. Sie sind gerade angekommen und Alex bietet mir Wasser an, welches ich dankend annehme. Wir unterhalten uns ein bisschen. Die beiden wollen mit den Kindern auf dem etwa 3,7 km langen ‚Practice Loop‘ probieren. Die enthält alle schwierigen Stellen. So kann man prüfen, ob man wirklich schon bereit ist den Slickrock Trail zu fahren. Ich nehme nicht an, dass die Kinder alles fahren sollen, sondern vermutlich nur ausgewählte Stückchen zum herumprobieren. Ich habe die Teststrecke ignoriert, ich gebe ja nicht so viel Geld für das Leihbike aus um den Slickrock Trail dann doch nicht zu fahren. Alex macht dann noch einmal Gipfelbilder von mir. Ich fahre einfach noch einmal hundert Meter in den Trail, wende und fahre auf sie zu. 🙂

Das war eine bombastische Erfahrung in meinem Mountainbikerleben und ich hätte sie nicht missen müssen. Eigentlich müsste ich sie noch ein paar Mal fahren. Bestimmt würde ich immer besser werden. Aber das wird vermutlich nie mehr der Fall sein.

Ich denke ich habe für die ganze Tour so ungefähr 3 Stunden gebraucht.

Alex hatte vor 2 Tagen von einem Burger Restaurant geschwärmt und ich denke, dass ist jetzt das Richtige für mich. Ich frage sie noch einmal nach dem Namen des Restaurants und es ist ‚Milt‘s Stop n’Eat’, eine Art Imbiss. Als ich dort ankomme, sitzen schon einige Biker da und essen Burger oder warten auf ihre. In einem kleinen Fenster gibt man die Bestellung auf und in einem anderen werden dann die Nummern aufgerufen und man bekommt erst sein Getränk und dann den Burger mit tollen Frites, eher Kartoffelscheiben und Stücke. Ich genieße ein wenig die Atmosphäre, freue mich total dass dieses Abenteuer für mich geklappt hat und ich die Strecke ohne Sturz und Verletzung geschafft habe. Als ich gestern dieses Abenteuer geplant und das Bike reserviert habe, hatte ich wieder jede Menge Sorgen im Kopf und nun dürfen sich diese in Ruhe verabschieden. Jetzt noch das Bike abgeben, unseren Van wiedersehen und gemütlich zum Campground zurück fahren. Leider ist es immer noch sehr heiß dort und ich flüchte nach kurzen Aufräumaktionen wieder zu den Tischbänken unter dem großen Dach. Dort schreibe ich jetzt alles auf.

Zwischendurch trinke ich eine meiner großen Orangensaftflaschen leer und kaufe mir dann noch ein ‚vitaminwater‘ und später ‚powerade fruit punch‘ im Office. So sollte der Flüssigkeitsverlust allmählich wieder hergestellt sein.

Abendessen und Duschen und überlegen wo ich morgen hinfahren soll.

 

Ein Kommentar

  1. Hallo Thomas,
    schönes Abenteuer! Nach anfänglichen technischen und sprachlichen Herausfordeungen kommt die Zeit in der man die “Freiheit aushalten” muss.
    Nun noch eine gute Zeit. Ich habe aus so etwas vor.
    Grüße

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