Am Atlantik und über Gedanken beim Fahren

30.03.2024, Myrtle Beach KOA

Auf dem Weg zum Kennedy Space Center wollte ich auf jeden Fall auch einmal den Atlantik sehen und eine relativ direkte Linie führt bei Myrtly Beach vorbei. Dort wollte ich zum Myrtle Beach State Park Campground und diesmal habe ich vorher angerufen. Er war aber schon voll belegt. Im Gespräch mit einer anderen Camperin, die per Telefon auch noch ihre Schwester zu Rate zog, wurde mir der Huntington Beach State Park empfohlen und so stellte ich den in Google Maps ein und fuhr los.

Unterwegs strömten die vielen Eindrücke auf mich ein und es entstanden mancherlei Gedanken. Gerade wegen dem Plattfuß mache ich mir jede Menge Sorgen ob der Van jetzt die ganzen 6 Monate durchhalten wird. Zu Hause bei meiner Werkstatt haben sie noch gesagt, dass wenn der Van eine Inspektion will, ich ja auch in den USA eine VW Werkstatt suchen kann, die das macht. Aber jetzt hier habe ich eigentlich gar keine Lust im Bedarsfall eine zu suchen, einen Termin zu managen und dann da hinzufahren. Darum suche ich im elektronischen Fahrzeugmenü nach der Angabe wie viele Kilometer ich noch fahren kann, bis er zur Inspektion muss. Es sind 25400 km und direkt daneben steht auch nach wie vielen Kilometern er wieder frisches Öl sehen möchte. Das sind 24600 km, die übrigens plötzlich auf den gleichen Eintrag wie bei der Inspektion hüpfen. Ok, das liest sich erst einmal nicht schlecht. Ich frage ChatGPT, wie viele Kilometer eine Reise durch die USA hat, wenn man sie rechts oben beginnt, dann direkt nach links oben fährt, dann nach links unten, dann rechts unten und schließlich wieder nach rechts oben. Es antwortet mit grob 15000 – 20000 km. Das würde passen! Und zum Glück habe ich in Hannover darauf bestanden den Ölwechsel zu machen. Mir ist klar dass das alles nur grobe Schätzungen sind, aber für mich könnte es bedeuten, dass der Wagen ohne weiteren Werkstattaufenthalt wieder bis nach Hause kommt. Das beruhigt mich ein bisschen.

Da prüfe ich noch einmal die Reifendrücke und die sind jetzt bei bis zu 4,2 bar! Das muss die heutige Hitze sein. Aber es wird auf der Reise bestimmt noch heißer! Was mich aber am meisten beunruhigt ist, dass jetzt auf einmal bei den Soll Reifendrücken für die Hinterradreifen 3.2 bar steht und nicht mehr 3.6, wie das bisher der Fall war! Das verstehe ich nicht, sollte der Wagen von selbst den Soll Reifendruck erniedrigt haben, weil es so heiß ist? Ich touche ein bisschen im Menü herum und komme auf die Einstellungen für den Reifendruck. Da gibt es eine Einstellung ‚Normal‘ und eine ‚Vollbeladen‘ und wenn ich die auf ‚Vollbeladen‘ ändere, stimmen die Soll Reifendrücke wieder. Und in dem Moment erinnere ich mich daran, dass ich das vor kurzem einmal umgestellt habe! Also echt, wie doof kann man sein?

Dann habe ich ein Vorurteil über die amerikanischen Ingenieure und Kraftfahrzeugmechaniker entwickelt: Wenn die dort ihre simplen Hubraummonster warten, dann sind sie vielleicht für feinere Arbeiten wie sie europäische Mechaniker machen müssen, gar nicht geeignet. Selbst hier macht ja niemand etwas mehr, wenn er vorher nicht die OBD2 Schnittstelle ausgelesen hat. Hoffentlich wissen die hier überhaupt, dass es so etwas gibt. Der Grund für meine negative Meinung ist jetzt doch der Chef der Werkstatt, die mir den Reifen verkauft hat. Er meinte zwar der Reifen wäre ähnlich, aber wie ähnlich hat er nicht gesagt. Ist es auch ein Ganzjahresreifen? Er hat ihn auf nur 2.5 bar aufgepumpt, hat er nicht gewusst, dass es 3.6 bar sein müssen? Wusste er vielleicht gar nicht wo diese Information in meinem Fahrzeugmenü hinterlegt ist? Weiß er nicht, dass man in Europa immer beide nebeneinander liegenden Reifen auf einmal austauscht, auch wenn nur einer kaputt ist? Aber ich war froh noch am gleichen Tag aus der Werkstatt heraus gekommen zu sein.

Die Amerikaner wohnen anders als wir. Nahezu überall wo ich bis jetzt gefahren bin, geht direkt von der Straße aus ein Weg auf ein Grundstück, auf dem ein Haus steht, welches in vielen Fällen auch ein Gartenhaus bei uns sein könnte. Es gibt aber auch ausgesprochen schöne Häuser. Aber immer aus Holz. Aber wenn das so ist traut man sich gar nicht auf dem Seitenstreifen und damit schon halb auf deren Grundstück, anzuhalten. Bestimmt kommt gleich einer aus dem Haus und schreit ‚private’ und fuchtelt mit dem Colt herum. Also wo mal eben Pipi machen?

Sind es mal keine privaten Grundstücke, liegt Müll herum. Also das ist wirklich auffällig, die werfen da offensichtlich einfach ihren Müll aus dem Autofenster. So sieht das jedenfalls aus. Ich habe jetzt auch schon ein paar Mal gesehen wie Schilder am Straßenrand vor hohen Strafen warnen, falls jemand Müll auf die Straße bzw. den Straßenrand wirft.

Auf einmal wird das Display vom Smartphone dunkel und ich kann kaum noch die Route erkennen. Ich habe keinen Plan was jetzt schon wieder defekt ist. Ich beende Google Maps und starte es wieder, aber es ändert sich nichts. Später probiere ich es noch einmal und es ist auch kurz normal, aber dann kommt wieder eine Meldung, die ich diesmal auch erkennen kann. Es ist dem guten Pixel 7 zu heiß und es will sich mit dieser Maßnahme kühlen! Ok, macht ein bisschen Sinn. Es ist ja ein OLED Display, und da ist jeder Pixel ein mit Strom versorgter Lichtgeber. Wenn die aus sind, aufgrund ‚Nachtdisplay‘ wird Strom gespart und damit möglicherweise auch etwas weniger Hitze erzeugt.

Als ich im Huntington Beach State Park ankomme, gefällt mir gleich das Schild mit der Aufschrift ‚Don‘t feed the alligators’. Super! Das ist ja ähnlich spannend wie in Big Meadow mit den Bären! Auch die Umgebung gefällt mir gut mit riesigen alten Bäumen und sumpfigem Wasser mit vielen Wasservögeln, dass ich auf einer Brücke überquere. Gute Stimmung macht sich breit und hält nur genau so lange an, bis ich im Office die Frage nach einem Platz für eine Nacht stelle. Es gibt natürlich keinen mehr. Die Dame ist aber sehr nett und schreibt mir 3 andere Campgrounds auf, von denen aber einer der schon volle Campground von heute morgen ist. Ich jammere noch ein bisschen herum, so von wegen wo soll ich denn dann heute Abend nur schlafen, wenn die auch voll sind? Da schlägt sie noch einen Walmart dazu. 🙂

Wieder draußen setze ich mich hin und telefoniere die anderen beiden Plätze ab. Der eine ist auch voll, aber der andere hat noch Plätze und darum nehme ich den unbesehen und reserviere und bezahle ihn auch gleich per Kreditkarte. Es ist der Myrtle Beach KOA und darauf auch ein ganz netter Platz unter Bäumen ein wenig abseits. Zum Strand sind es ungefähr 10 Minuten, allerdings müssen dabei 2 viel befahrene Straßen überquert werden und die Amerikaner kennen scheinbar keine Fußgängerampel.

Der Strand besteht aus schönem feinen Sandstrand, aber mein Ding ist das ohne Surfbrett nicht. Nicht dass ich surfen könnte, aber ich habe einmal einen Minikurs gemacht und es würde Spaß machen es einmal wieder zu probieren.

Zurück am Van koche ich mir Nudeln, von denen ich beim Abgießen etwa 75% auf dem Boden verschütte. Also gleich noch einmal gekocht. Da ruft meine große Tochter an und wir unterhalten uns kurz, bis ich zum zweiten Mal abgießen muss und die Nudeln mit Tomatensoße übergieße. Lecker! Anschließend geht es spülen und duschen. Zum Tagebuch schreiben gibt es ein zweites Bud Light!

Neben mir ist eine indische Familie mit einem Tesla, in dem alle 3 Familienmitglieder, Vater, Mutter und (kleine) Tochter heute Nacht schlafen werden. Respekt!

 

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