Bluetti EP500 Pro oder wie ich versuchte autark zu werden

Vorwort

Dies ist der Originaltext meines Artikels für golem.de.

Ich hatte keine konkreten Vorstellungen über dass, was ich mit meiner Solaranlage erreichen will. Ich wusste nur, dass ich jetzt nicht mehr länger warten, sondern endlich auch in irgendeiner Weise von Solarenergie profitieren will. Es wäre einfach zu dumm, wenn ich, der schon seit seiner Kindheit die Bedeutung der Funktion einer Solarzelle kennt, nicht endlich auch einmal in einem etwas größeren Stil davon profitieren würde. Nachrichtenmeldungen von einer möglichen Überlastung des Stromnetzes im Winter, verursacht durch den verstärkten Einsatz von Heizlüftern und wahrscheinlich steigenden Strompreisen erzeugten das Gefühl, ganz dringend etwas dagegen unternehmen zu müssen. Idealerweise spare ich auch noch etwas Geld und kann bei einem Stromausfall einige Tage überbrücken. Das wäre schön.

Planung

Anfang des Jahres hatte ich Kontakt mit dem örtlichen Solarunternehmen aufgenommen. Nach mehrmaligem Nachfragen kam ein Mitarbeiter bei uns vorbei und nahm meine Vorstellungen und die Daten des Hauses auf. Leider hat er sich anschließend auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht mehr gemeldet. Darum begann ich mich selbst mit dem Thema zu beschäftigen, legte horizontal und vertikal 2 Zollstöcke (Meterstab) auf das Flachdach unseres Gartenschuppens, startete meine DJI Mini Pro und nahm ein Foto des Flachdachs auf. Das importierte ich in das freie Programm Inkscape, malte mir eine maßstabsgetreue Linie in die Zeichnung und skalierte die Bilder solange, bis die Meterstäbe der Linie entsprachen.

Anschließend suchte ich bei eBay nach möglichst leistungsstarken Solarpanels. Also Panels, die möglichst viel Watt pro Flächeneinheit haben. Und nicht zu groß und schwer sind, so das ich sie einigermaßen handhaben kann. Ich fand 200 Watt Module mit den Abmessungen 1480 x 675 x 35 mm. Von den Abmessungen machte ich mir in Inkscape maßstabsgetreue Rechtecke und begann diese auf dem Flachdach hin und her zu schieben oder auch zu drehen. Schließlich fand ich eine Anordnung, bei der ich 12 Stück davon so legen konnte, dass sie nicht zu nahe am Rand waren und ich neben ihnen zu Säuberungs- oder Wartungsarbeiten stehen konnte. Also immerhin 2400 Wp! Selbst wenn die die meiste Zeit wesentlich weniger liefern würden, wäre das doch deutlich mehr, als ich üblicherweise Strom mit meinem Desktop-PC verbrauche. Und die würden zusammen weniger als 1500,- Euro kosten (Mittlerweile gibt es sie nicht mehr, ähnliche Panels kosten im Moment, 23.08.2022, 2210,88 Euro)! Also weniger als manches hochpreisige Smartphone, was man sich mehr oder weniger sinnlos kauft und letztlich doch nichts davon hat.

Nachdem ich soweit gekommen war, lies mich das Thema nicht mehr in Ruhe und ich begann im Internet nach Möglichkeiten zu suchen, wie ich diese Energie für mich verwerten konnte. Mit einem passenden Wechselrichter könnte ich sie direkt über eine Balkonsteckdose in mein Hausnetz einspeisen, aber das ginge bei mir mit maximal 2400 Watt deutlich über die erlaubten 600 Watt hinaus. Ein anderes Problem ist die Ungleichmäßigkeit der Sonneneinstrahlung und die völlige Abwesenheit bei Nacht. Keine guten Eigenschaften um autark zu werden. Die Lösung dieser Unzulänglichkeiten liegt im Einsatz eines Energiespeichers!

Meine 12 Solarpanels mit 2.4 kWp sind allerdings deutlich weniger, als die für ein Einfamilienhaus durchschnittlich veranschlagten 5 – 10 kWp. Da ich sehr viel Zeit an meinem Desktop-PC verbringe, dieser im Leerlauf ca. 160 Watt und bei einem 3D-Spiel wie Red Dead Redemption 2 (RDR2) auch gerne mal an die 500 Watt benötigt, rund um die Uhr die Fritzbox an ist, der PC einen 4K-Monitor und eine kleine Soundanlage ansteuert, diverse Ladegeräte und ein Haufen kleiner ESP32-Microkontroller betrieben werden wollen, komme ich im Durchschnitt tagsüber auf ungefähr 250 Watt, beim Einsatz von RDR2 auf über 500 Watt und über Nacht auf ca. 80 – 90 Watt, die ich benötige um mein Arbeitszimmer und die Internetversorgung für das ganze Haus rund um die Uhr zu betreiben. Das sind ca. 14 h * 160 Watt + 24 * 90 Watt = 4,4 kWh. Das ist in etwa die Hälfte, die wir momentan täglich insgesamt benötigen.

Ich hatte ein Ziel! Es wäre schön, wenn zumindest dieser Energiebedarf von meiner Lösung dauerhaft betrieben werden könnte!

Was ist ein Energiespeicher?

Grundsätzlich ist ein Energiespeicher eine Möglichkeit gerade erzeugte und im Moment nicht benötigte Energie zu sammeln und aufzubewahren (Energy Harvesting), bis sie tatsächlich gebraucht wird. Es könnte ein Pumpspeicherkraftwerk sein – oder eine Powerbank. Auch die Bluetti EP500 Pro kann man sich wie eine sehr, sehr große Powerbank vorstellen. Sie hat auch tatsächlich alle die Features, die moderne Powerbanks besitzen, wie zum Beispiel USB-Anschlüsse mit verschiedenen Technologien, wie USB-C mit 2 * 100W und 2 * USB-A mit 2 * Schnellladung und 36 W insgesamt. Auf der Oberseite gibt es sogar zwei drahtlose Ladestellen für passende Smartphones. Aber aufgrund ihrer Größe und der damit verbundenen riesigen Speicherkapazität, kann sie auch Verbraucher, die deutlich mehr Strom als Smartphones benötigen, längere Zeit mit Energie versorgen. Dafür hat sie im Gegensatz zu den meisten kleinen Powerbanks noch einen Wechselrichter eingebaut.

Bei diesem Thema hätte ich sehr gerne auf einen erfahrenen Mitarbeiter des Solarunternehmens gesetzt, aber wie gesagt, der meldete sich nicht mehr. Ich wusste, dass es schon lange Energiespeicher für Häuser gibt, unter anderem auch von Tesla, hatte aber überhaupt keine konkreten Informationen. Vor allem hätte ich gerne gewusst, wie viel Wh die jeweils speichern können und was sie kosten. Außerdem hatte ich Sorge, dass ich sie selbst nicht anschließen konnte oder durfte. Ich also einen Elektriker benötige.

Monster Powerbanks

Da stieß ich auf die EcoFlow DELTA Pro und die Bluetti EP500 Pro. Die werden als Powerstation oder als Solargenerator beworben. Soweit ich das verstehe, sind die eine Weiterentwicklung der fetten Powerbanks, die diese Firmen in den letzten Jahren für den Einsatz in einem Van oder für den Einsatz beim Camping konstruiert haben.

Bei den bisher schon von diesen Firmen vertriebenen Powerbanks geht es nicht um Spielzeug-Elektronik. Die Camping-Powerbanks können meist 220 Volt generieren und werden dabei bei der Konstruktion oder der Herstellung Fehler gemacht, kann das Menschenleben kosten. Darum nehme ich an, dass bei der Herstellung dieser Energiespeicher schon eine gewisse Qualitätskontrolle stattfindet. Und leider ist mir kein solches Produkt von einem Hersteller aus Deutschland bekannt.

In vielen Punkten sind sich die beiden Powerbanks sehr ähnlich. Beide setzen LiFePO4-Akkus ein, haben Eingänge sowohl für Netzstrom als auch für Solarpanels, können Wechselstrom in ordentlicher Menge produzieren und haben eine Menge Anschlüsse um alle möglichen Geräte anzuschließen und mit Strom zu versorgen. Allerdings hat die EP500 Pro eine nochmals größere Kapazität und ist dafür aber sehr schwer (45 gegen 83 kg). Es gibt aber einen ganz bestimmten Grund, warum ich mich für die Bluetti entschieden habe. Um den Vorteil zu verstehen, ist es wichtig den Solareingang der beiden Powerbanks zu vergleichen:

Bezeichnung

Kapazität

Lebensdauer Akku

Solarladeeingang

EcoFlow

DELTA Pro

3600 Wh

6500 Zyklen bis 50%

Max. 1600 W,

Eingangsspannung: 11 – 150 V, 15 A

Bluetti

EP500 Pro

5120 Wh

3500+ Zyklen bis 80%

Max. 2400 W,

Eingangsspannung: 12V – 150V (max. 2 x 12A)

Wie man sofort erkennen kann, könnte die DELTA Pro die bei vollem Sonnenschein von meinen Solarpanels max. möglichen 2400 Watt gar nicht komplett verarbeiten! Ich könnte natürlich weniger Solarpanels kaufen, würde dann aber wertvolle Dachfläche verschwenden. Bei den von mir ausgewählten Solarpanels hat jedes einzelne eine Nennspannung von 20,1 Volt und einen Nennstrom von 9,95 Ampere. Grundsätzlich habe ich die Möglichkeit die Solarpanels nach Belieben zu verbinden um so durch Reihen- oder Parallelschaltung genau die Spannung und den Strom zu bekommen, den ich benötige. Es stellt sich überhaupt die Frage, wie ich die Solarpanels verbinden muss, um zu Werten zu kommen, die mit den Powerbanks kompatibel sind.

Dazu ein Beispiel:

Schalte ich alle Solarpanels in Reihe, haben sie zusammen 12 * 20 Volt = 240 Volt. Zu viel für die Solareingänge der beiden Powerbanks. Schalte ich alle parallel, so haben sie zwar nur 20 Volt, aber dafür im Maximalfall 12 * 10 Ampere = 120 Ampere!

Die Lösung sind 2 Reihen von jeweils 6 in Reihe geschalteten Solarpanels, die jeweils direkt in die passenden Eingänge der EP500 Pro gesteckt werden. Das ergibt dann pro Reihe (String) 6 * 20 = 120 Volt und 10 Ampere. Und insgesamt maximal 2 * 1200 Watt = 2400 Wp. Zwei Strings sind einer zu viel für die DELTA Pro, aber genau passend für die EP500 Pro! Denn sie bietet ein spezielles Kabel an, welches an einem Ende 4 MC4 Anschlüsse hat und am anderen einen vierpoligen Stecker, der in der EP500 Pro in eine passende Buchse passt.

Bluetti EP500 Pro

Die Aussage, das die EP500 Pro ein Energiespeicher ist, wird ihr eigentlich nicht gerecht. Denn genaugenommen ist ein Energiespeicher einfach nur ein Akkumulator, wie zum Beispiel eine Autobatterie. Die EP500 Pro hingegen ist bei weitem mehr. Ohne jetzt wirklich hinein zu sehen, kann ich aus ihren Möglichkeiten folgende Komponenten ableiten:

  • Akkumulator

  • Batteriemanagementsystem (BMS)

  • Netzteil bzw. Gleichrichter für den herein kommenden Netzstrom

  • Ladecontroller für den herein kommenden Netzstrom

  • Ladecontroller für den herein kommenden Solarstrom

  • MPPT Tracker (Möglicherweise sogar 2)

  • Einen Wechselrichter

  • Verschiedene Wandler um aus der Akkuspannung passende Werte für die vielen USB- und 12 Volt-Anschlüsse zu erzeugen

  • Eine übergeordnete Steuereinheit zur Überwachung aller Funktionen

  • Ein Display zur Bedienung und zur Anzeige wichtiger Daten

Kaufe ich mir tatsächlich nur einen Energiespeicher in Form eines Akkumulators, müsste ich die anderen Komponenten dazu kaufen und alles selbst sinnvoll zusammen schalten. Das traue ich mir noch nicht zu.

Die EP500 Pro kann 5120 Wh speichern. Der eingebaute Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator (LFP oder LiFePO4) ist besonders langlebig und sicher. Er kann sowohl mit Netzstrom (3000 Watt) als auch über Solarpanels (max. 2400 Watt) geladen werden. Sogar beides gleichzeitig ist möglich und ermöglicht dann eine Ladung mit 4000 Watt, was bedeutet, das er im Idealfall in weniger als 2 Stunden wieder aufgeladen ist!

Die gespeicherte Energie kann auf viele Arten wieder abgegeben werden. Bei AC-Nutzung können über 3 eingebaute Steckdosen bis zu 3000 Watt gleichzeitig verbraucht werden. Die bei vielen Geräten deutlich höhere Startleistung kann bis zu 6000 Watt betragen.

Die Steuerung kann sowohl direkt am Gerät über ein eingebautes Touch-Display, als auch mit Hilfe einer App (für iPhone und Android) über Bluetooth oder WLAN stattfinden.

Hier kann die Gebrauchsanleitung heruntergeladen werden.

Beworben wird die EP500 Pro mit: ‚Gebaut um den Stromausfall zu überdauern‘ und auf der Seite wird gezeigt, wie verschiedene Geräte wie lange mit der EP500 Pro betrieben werden können. Mein Hauptziel mit dem Einsatz der EP500 Pro ist es aber nicht den Stromausfall zu überdauern, sondern bis dahin möglichst viel gekauften Strom zu sparen und in gewissem Maß autark zu sein.

Die EP500 Pro besitzt folgend Anschlüsse für die Stromentnahme

Zigarettenanzünderanschluss

1* 12 V DC / 10A

 

DC 5521

2* 12 V DC / 10A

Hierbei handelt es sich um zwei Buchsen für Hohlstecker. Die Zahl gibt die Innendurchmesser für Buchse und Stecker an.

USB-A

2* 5 V DC / 3A total

 

USB-A (Schnellladung)

2* 3.6-12 V DC / 36W

 

USB-C (Typ-C)

2* 20 V DC / 5A; 5-15V DC / 3A

 

Kabelloses Ladepad

2* 5 W / 7.5 W / 10 W / 15W

 

Wohnmobil-Anschluss

1* 12 V DC / 30A, 418 W > load, 2S

 

Gesamtkosten

  • 12 Solarpanels mit 200 Watt für zus. 1478,40 Euro

  • 2 * 20 m Solarkabel 6mm² inkl. beidseitig Solarstecker für zus. 52,50 Euro

  • 2 * 5 m Solarkabel 6mm² inkl. beidseitig Solarstecker für zus. 37,50 Euro

  • Bluetti EP500 Pro für 5399,- Euro

Macht zusammen: 6967,- Euro

Lieferung

Die Lieferung der 12 Solarpanels sowie der Bluetti EP500 Pro erfolgte in beiden Fällen über einen speziellen Lieferdienst und die gut verpackte Ware wurde mir jeweils bis zum Carport gebracht. Von da musste ich selbst sehen, wie ich sie zum eigentlichen Zielort bekam.

Bei der über 120 kg schweren Holzpalette mit 12, jeweils einzeln in einem Karton verpackten, Solarpanels war das relativ einfach. Ich packt die Solarpanels einzeln aus, brachte sie bis zum Schuppendach und stellte sie hochkant ab. Später kletterte ich auf das Dach und zog die Panels einzeln hoch und platzierte sie gemäß meinem Plan. Anschließend habe ich durch einfaches Zusammenstecken der MC4-Stecker und Buchsen jeweils 6 Panels direkt in Reihe verbunden.

Erst jetzt realisiert ich, dass die Panels nach dem Zusammenstecken auf den Kabeln lagen. Das war weder optisch schön noch tatsächlich sinnvoll, weil so möglicherweise im Lauf der Zeit die Kabel beschädigt werden. Darum habe ich mit FreeCAD einfache Abstandshalter entworfen und in den nächsten Tagen 72 Stück davon mit dem 3D-Drucker ausgedruckt.

Die 83 kg schwere Bluetti schob und hebelte ich mit einiger Mühe die beiden Stufen zur Haustüre hoch und anschließend in den Flur. Dort packte ich sie aus und stellte sie auf ihre Rollen. Jetzt war es etwas einfacher und ich konnte sie mühelos im Raum platzieren. Nun konnte ich es kaum erwarten das Gerät auszuprobieren und schaltete die Bluetti zum ersten Mal ein. Sie war mit 69% geladen. Aber so ohne weitere Funktion war es langweilig.

Erste Tests

Ganz kurz probierte ich das beiliegende AC-Ladekabel aus. Woraufhin die Bluetti mit ca. 2000 Watt geladen wurde. Das machte ich aber nur ein paar Sekunden lang. Für mich war ja der Sinn und Zweck des Gerätes das Aufladen über Sonnenenergie. Die große Stunde für meine restlichen Kabel! Mit je zwei 5 m Kabeln brachte ich die am weitesten entfernten Pole der Reihenschaltung in die Nähe der zugehörigen Gegenpole. Dann mit zwei weiteren 20 m Kabeln bis zur Bluetti. Wegen der Länge habe ich extra 6 mm² dickes Kabel genommen, so dass die Leitungsverluste möglichst gering sind.

Just, als ich die erste Reihe mit 6 Solarpanels ansteckte, verdunkelte eine Wolke den Himmel. Der im Display erschienene Wert von etwa 200 Watt war zwar Ok, aber auch nicht gerade berauschend. Da schob sich die Wolke weg und ich hatte gleich Werte um die 800 Watt. Da habe ich mich gefreut und gleich die andere Reihe mit Solarpaneln auch angesteckt. Und schon waren es rund 1600 Watt. Nicht schlecht für einen ersten Test. Es dauerte auch nicht lange und die EP500 Pro war komplett aufgeladen.

Jetzt hätte ich gerne schon einmal meinen Desktop-PC angestöpselt, aber der stand im ersten Stock und alleine bekam ich die EP500 Pro auf keinen Fall die Treppe hoch. Erst am Abend kam meine Frau nach Hause und wir wuchteten das Teil mühevoll Stufe für Stufe die Treppe hoch. Das war wirklich anstrengend. Ich habe schon Angst vor dem Tag, wenn wir die EP500 Pro in den Keller bringen müssen, um sie dort an den Hausverteiler anzuschließen! Nachdem sie oben war, musste ich noch einmal neu mit der Kabelverlegung beginnen. Anfangs legte ich das Anschlusskabel jeden Tag durch die geöffnete Balkontür. Später kaufte ich mir noch einmal extra ein paar Meter 4 mm² Kabel und schob das durch die Lüftungsschlitze der Balkontür hindurch. An die Enden crimpte ich noch passende MC4-Stecker. So bleibt eine dauerhafte Verbindung und ich kann die Balkontür öffnen und schließen wie ich möchte.

Doch noch bevor es soweit war löste ich den Stecker der Vielfachsteckdose mit dem eingesteckten Desktop-PC, dem 4K-Monitor, der Soundanlage, der Schreibtischlampe und dem USB-Hub aus der Wand und steckte sie in eine der Schuko-Steckdosen in der EP500 Pro. Noch ein Druck auf die AC-Touchfläche auf dem Display der EP500 Pro und der PC fuhr hoch! Dabei gab es keinerlei Auffälligkeiten, der Desktop-PC lief einfach so wie immer.

In diesem Zustand lies ich die Bluetti dann für den Rest des Tages laufen. War mir aber beim zu Bett gehen nicht sicher, ob ich den riesigen Akku tatsächlich alleine lassen kann und machte ihn aus. Am nächsten Tag entschloss ich mich auch den Energiehunger der restlichen Stromverbraucher wie Fritzbox und Ladegeräte von der Bluetti stillen zu lassen. So habe ich jetzt einen durchschnittlichen Verbrauch von etwa 250 Watt für meinen Arbeitsraum. Und ich lasse die EP500 Pro jetzt auch nachts an, so dass die Fritzbox, wie bisher auch, rund um die Uhr mit Strom versorgt wird. In Verbindung mit den restlichen Verbrauchern werden so auch über Nacht ca. 80 – 90 Watt verbraucht.

Jetzt wird alles dran gehängt

Da die Bluetti nun im ersten Stock war, viele interessante Verbraucher aber im Erdgeschoss, schloss ich ein langes Verlängerungskabel an die Bluetti an und legte es quer durchs Haus ins Erdgeschoss. Auch meine Frau war mittlerweile interessiert und probierte jedes in der Küche befindliche Gerät aus. Bei diesen Tests war mein Arbeitszimmer mit konstant ungefähr 250 Watt Grundlast involviert.

Zuerst kam die Kaffeemaschine dran. Sie schien im ersten Moment zwar mit ca. 800 Watt viel, aber doch nicht so viel wie wir dachten, zu verbrauchen. Aber als sie dann mit Druck den Kaffee in die Tasse presste, ging der Verbrauch auf ca. 1500 Watt hoch. Mutig geworden starteten wir die Mikrowelle samt eingebautem Ofen. Was die Bluetti mit einem Piepsen kommentierte. Sie monierte die mit ca. 3300 Watt eindeutig zu hohe Last, doch wir reagierten dummerweise nicht darauf und einige Minuten später schaltet sie den Wechselspannungsausgang gemäß ihrer Spezifikation komplett ab. Und damit leider auch meinen Desktop-PC aus! Hätten wir vorher ins Handbuch gesehen, wäre uns das nicht passiert:

Nennausgangsleistung

Haltedauer

3100 W Belastung 3750 W

2 min

3750 W Belastung 4500 W

5 s

4500 W Belastung 6000 W

500 ms

Zum Glück war nichts Schlimmes passiert. Ich schaltete den Wechselstrom-Ausgang und meinen Desktop-PC wieder ein und wir vermieden es ab jetzt den Backofen zusätzlich zur Mikrowelle zu aktivieren. Ohne gleichzeitig eingeschaltetem Desktop-PC könnte die Kombination aus Mikrowelle und Ofen aber vielleicht doch funktionieren.

Als nächstes probierte ich unseren Staubsauger aus, der mit ungefähr 600 Watt kein Problem für die EP500 Pro darstellte. Auch die Spülmaschine lief komplett problemlos, nur bei den kurzzeitigen Heizphasen zog sie etwas über 2000 Watt.

Ein Entsafter mit ca. 500 Watt und ein Wasserkocher mit ca. 2000 Watt waren anschließend natürlich auch kein Problem mehr.

Sommeralltag

Mit der bisher beschriebenen Konfiguration verwende ich die Bluetti jetzt seit 14 Tagen. Dabei konnte ich bei mir folgendes generelle Verhalten beobachten: Morgens ist die EP500 Pro auf ca. 65 – 80% entladen, je nach dem, wie intensiv ich den Desktop-PC am Abend noch verwendet habe (RDR2 treibt den Energieverlust hoch), da bei mir ab ca. 17:00 Uhr kaum noch Sonnenlicht auf die Solarpanels fällt. Während ich schlafe, verbraucht die Fritzbox und die noch angeschlossenen Ladegeräte kontinuierlich 80 – 90 Watt. Dazu kommt noch der Eigenverbrauch der EP500 Pro. Ab ungefähr 8:30 Uhr kommen über 250 Watt rein und ab 9:00 Uhr über 700 Watt, die sich im Verlauf der nächsten Stunden bei wolkenlosem Himmel bis auf manchmal über 2000 Watt steigern (Anfang August). So wird die EP500 Pro im Verlauf des Vormittag wieder aufgeladen und ist meist lange vor 12:00 Uhr wieder bei 100%. Die hält sie dann mühelos über die Mittagszeit. In dieser Zeit kann ich auch viele der Hochstromverbraucher wie Spülmaschine und Mikrowelle verwenden. Manchmal sinkt dabei die zur Verfügung stehende Kapazität wieder etwas, da aber bei viel Sonnenlicht gleichzeitig zwischen 1000 und 2000 Watt von den Solarpanels rein kommen, ist die EP500 Pro meist nach kurzer Zeit wieder voll. Sicher wird das in einer Regenphase oder im Winter anders sein.

Winteralltag

In der Winterzeit ist es sehr wahrscheinlich, dass die EP500 Pro zeitweise nicht genügend Sonnenenergie zugeführt bekommt. In diesem Fall würde der eingebaute Akku irgendwann leer sein.

Darum macht es Sinn, im Winter die EP500 Pro nicht nur über die Solarpanels, sondern zusätzlich auch an das Hausnetz anzuschließen und sie darüber aufzuladen zu lassen. Sollte dann aber doch einmal die Sonne scheinen, so hätte ich davon leider nichts, da die EP500 Pro bedingt durch den Anschluss ans Hausnetz dann sowieso immer voll sein wird und so durch die gleichzeitig angeschlossen Solarpanels gar nicht mehr geladen werden kann. Zum Glück gibt es dafür eine Lösung:

Bisher hatte ich alle Experimente im beim ersten Einschalten standardmäßig eingestellten Standard-USV-Modus gemacht. Im Gegensatz zur dort beschriebenen Aussage, dass in diesem Modus die EP500 Pro nur mit Netzenergie verwendet wird, habe ich stattdessen ausschließlich meine Solarpanels (PV) angeschlossen gehabt und das hat wunderbar funktioniert. Führt aber eben auch dazu, dass bei nicht genügender Sonnenenergie die EP500 Pro irgendwann leer ist und dann die angeschlossenen Verbraucher abschaltet!

Es gibt aber insgesamt 4 verschiedene Modi:

  • Standard-USV-Modus

Voreingestellter Modus. Dieser Modus ist vermutlich für viele Anwender das Hauptfeature. Dabei wird die EP500 Pro mit einem normalen Netzanschluss verbunden und die zu sichernden Geräte, zum Beispiel ein Desktop-PC, an die EP500 Pro. Die EP500 Pro versucht immer, egal ob über das öffentliche Netz oder über angeschlossene Solarpanels, den eingebauten Akku auf 100% voll zu laden und den Ladezustand anschließend zu halten. Angeschlossene Verbraucher werden dynamisch durch die Pass-Through Funktion mit Strom versorgt. Fällt der Strom aus, so werden angeschlossene Verbraucher automatisch über den eingebauten Akku weiter mit Strom versorgt, bis der Akku leer ist. Ich habe das ausprobiert, meinen Desktop-PC eingeschaltet und anschließend die Stromversorgung zwischen der EP500 Pro und dem Netz wieder getrennt. Tatsächlich lief mein Desktop-PC anschließend weiter.

  • Zeitgesteuerter USV-Modus

Dieser Modus ist beim überwiegenden Einsatz mit dem öffentlichen Netz interessant. Und zwar vor allem dann, wenn zu verschiedenen Zeiten der Strom unterschiedlich viel kostet. Es lassen sich bis zu 6 verschiedene Zeiträume definieren, in denen die EP500 Pro gezielt geladen oder aber entladen wird. Dadurch wird es möglich, einen zu einer bestimmten Zeit niedrigen Strompreis zum Laden zu verwenden und/oder angeschlossene Verbraucher zu einer bestimmten Zeit mit Strom zu versorgen.

  • PV-Prioritäts-USV-Modus

Dieser Modus ist ideal für das oben erwähnte Problem. Hier kann der SoC-Wert angegeben werden, bis zu dem die EP500 Pro entladen wird. Damit der Modus sinnvoll eingesetzt werden kann, sollten sowohl das öffentliche Netz, als auch die Solarpanels angeschlossen sein. Im Normalfall sorgen die angeschlossen Solarpanels für einen immer genügend geladenen Akku, sollte aber zum Beispiel mehrere Tage kein Sonnenlicht auf die Panels fallen und der SoC auf den eingestellten Wert fallen, wird der Akku automatisch durch das öffentliche Netz auf dem eingestellten SoC-Wert gehalten, so dass angeschlossene Verbraucher nicht abgeschaltet werden und auch in einem Notfall noch etwas Energie für eine Notversorgung übrig ist!

  • Angepasster USV-Modus

Hier können alle Werte nach Belieben individuell eingestellt werden.

Was noch aufgefallen ist

Hängt die EP500 Pro einfach nur am Netz so scheint sie ungefähr 17 Watt zu verbrauchen. Ist der AC-Anschluss aktiviert (aber noch nichts angeschlossen), habe ich ungefähr 50 Watt gemessen. Eine für den Leerlauf nicht unerhebliche Last, die natürlich auch dafür sorgt, dass die EP500 Pro nach einigen Tagen leer ist.

Merkwürdig war dabei die Tatsache, dass laut Display die verbrauchenden Watt größer waren als die durch das Netzkabel herein kommenden. Und auch auch das, an die für den Eingang zuständige Steckdose, eingesteckte Wattmeter zeigte nochmals weniger an! Erklären würde sich sich das dadurch, das eben der Akku an der Stromversorgung des angeschlossenen Geräts mit beteiligt ist. Nach einiger Zeit stiegen die angezeigten Watt an der Anzeige für den AC-Eingang auf über 2000 Watt an, die Kapazitätsanzeige war auch tatsächlich auf 99% hinunter gegangen und wurde offensichtlich wieder über den AC-Eingang geladen.

Durch die Pass-Through-Ladefunktion für AC- und DC-Ausgänge sollte der Akku der EP500 Pro nach Ladeschluss nicht mehr geladen werden. Andererseits muss die Steuerung der EP500 Pro ja immer laufen und nicht nur wenn der Netzstrom angestöpselt ist. Also wird der Akku vermutlich tatsächlich immer ein wenig belastet und muss darum von Zeit zu Zeit wieder nachgeladen werden.

Tatsächlich verwendbare Kapazität bei Gleichstrom

SoC und DoD

Angeblich ist die DoD bei der EP500 Pro auf 10% eingestellt! Das heißt, es stehen nur 90% der Akkukapazität tatsächlich zur Verfügung!

5120 Wh * 0,9 (DoD) = 4608,00 Wh

Tatsächlich verwendbare Kapazität bei Wechselstrom

Wechselstrom muss aus Gleichstrom künstlich erzeugt werden. Die Erzeugung übernimmt der Wechselrichter, der dabei allerdings selbst Strom verbraucht. Im Handbuch wird dabei in Kapitel 9.3 ein Wirkungsgrad von 90% angenommen, was zu folgender Formel führt:

5120 Wh * 0,9 (DoD) * 0,9 (Wirkungsgrad Wechselrichter) = 4147,20 Wh

Versuche zum Wirkungsgrad des Wechselrichters

Im deutschen Handbuch gibt es im Kapitel 9.3., ‚So berechnen Sie die Betriebszeit‘, folgende Formel:

5120Wh * DOD * η / (load W) = operation time (unit: hour/time)

Aus der Formel schließe ich, dass ich mit 5120Wh * DOD * η die nutzbare Kapazität beim Abruf von Wechselspannung (AC) berechnen kann. Bluetti geht im Beispiel davon aus, dass die DoD auf 90% gesetzt ist und der Wirkungsgrad des Wechselrichters ebenfalls 90% beträgt.

Das macht also 5120 * 0,9 * 0,9 = 4147,20 Wh tatsächliche Kapazität! Das ist schon deutlich weniger als der beworbene Wert. Was leider die übliche Methode bei der Bewerbung von Powerbanks ist.

Ich möchte den Wert verifizieren. Ich lade die EP500 Pro auf 100% und entferne dann sämtliche Stromzuführungen. Was bei mir nur das Trennen der Solarpanels bedeutet. Anschließend verwende ich die Bluetti so, wie ich mir das in etwa für die nächsten Jahre vorstelle. Also eine rund um die Uhr angeschlossene Fritzbox plus einige Ladegeräte, die zusammen ca. 90 Watt verbrauchen, einen ca. 12 Stunden angeschlossenen Desktop-PC mit 4K-Monitor, Soundanlage, einer Handvoll ESP32-Controller und einem USB-Hub mit einem Verbrauch von ca. 170 Watt im Leerlauf und über 400 Watt, wenn ein 3D-Spiel wie Red Dead Redemption 2 (RDR2) läuft.

Nach etwas über einem Tag schaltet die Bluetti ohne Vorwarnung einfach ab. Auf dem eingesteckten Testgerät steht eine verbrauchte Kapazität von 3564 Wh. Das ist ernüchternd. Hat die Bluetti überhaupt 5120 Wh? Oder sollte der Wechselrichter einen so schlechten Wirkungsgrad haben?

Bei einer zweiten Messung habe ich es nicht soweit kommen lassen, dass die EP500 Pro den AC-Ausgang automatisch abgeschaltet hat. Bei einer Restkapazität von 1% habe ich den Test beendet und Netzstrom zu geführt. Am Ende des Tests stand auf der Anzeige des Messgeräts ein Wert von 3.8 kWh. Die Einheiten der beiden Messungen sind unterschiedlich, da ich 2 verschiedene Messgeräte verwendet habe und diese die Wattstunden unterschiedlich anzeigen.

Hinweis zu den Messungen: Für die erste Messung verwendete ich das alte Voltcraft Energy Check 3000, dem in der c’t 24/2008 noch eine gute Genauigkeit bestätigt wurde. Da ich mir aufgrund des Alters nicht sicher war, ob das Gerät auch heute noch ausreichend genau ist, suchte ich für eine zweite Messung nach einem aktuellen Gerät. In der c’t 1/2020 schnitt das TS Electronic 45-25111 hervorragend ab. Leider konnte ich es nirgendwo bestellen. Bei Conrad gibt es aber ein Brennenstuhl EM 231, das äußerlich mit dem 45-25111 absolut identisch aussieht. Das habe ich gekauft und für die zweite Messung verwendet.

Ich berechne die tatsächlich zur Verfügung stehende Kapazität ausgehend von einer DoD von 90%:

5120 Wh * 0,9 = 4608 Wh

Ich subtrahiere den gemessenen Wert von den theoretisch zur Verfügung stehenden Wattstunden:

4608 Wh – 3564 Wh = 1044

1044 Wh gehen für den Betrieb des Wechselrichters drauf.

Macht einen Wirkungsgrad von 100 – 1044 / 4608 * 100 = 77,34%

 

Gemessene Wh

Verbrauch Wechselrichter in Wh

Berechnung Wirkungsgrad

Wirkungsgrad η

Messung 1

3564

4608 Wh – 3564 Wh = 1044

100 – 1044 / 4608 * 100

77,34%

Messung 2

3800

4608 Wh – 3800 Wh = 808

100 – 808 / 4608 * 100

82,47%

Anschließend suche ich im Internet nach einer Bestätigung dieser Werte und fand auf Youtube ein Testvideo eines Prototyps, das mit der, mit meiner EP500 Pro verwandten, EP500 (ohne Pro) durchgeführt wurde. Beide haben die gleiche Akkukapazität von 5120 Wh. Im Video wird ebenfalls ein Test der Kapazität durchgeführt. Dabei kommt der Anwender auf einen Wert von 4292 Wh (bei Minute 5:37), was sogar über dem berechneten Wert aus dem Handbuch liegt! Allerdings wird der Test mit nur 120 Volt und dem Abruf von relativ kontinuierlichen 1300 Watt durchgeführt. Und hat damit auch nur etwas über 3 Stunden benötigt. Dabei beträgt der Wirkungsgrad des Wechselrichters 93,14%! Dieser Wert deckt sich mit den üblichen Werten moderner Wechselrichter, während die von mir ermittelten Werte deutlich schlechter sind.

Möglicherweise ist der krasse Unterschied zwischen der im Handbuch dargestellten Kapazität von 4147,20 Wh mit der tatsächlich zur Verfügung stehenden Kapazität von 3800 Wh auf die andere Spannung und den deutlich höheren Abruf von Leistung zu erklären.

 

 


Betriebsgeräusch und Temperaturverhalten

Die EP500 Pro ist bei meinem Einsatzszenario über längere Zeiträume völlig lautlos. Nicht einmal ein Fiepen konnte ich bis jetzt feststellen. Kann aber auch an meinen alten Ohren liegen. Von Zeit zu Zeit gehen zwei Lüfter an. Einer zieht die Luft von der Frontplatte ins Gehäuse hinein und ein zweiter drückt sie am ‚Heck‘ wieder hinaus. Das macht soweit einen guten Eindruck, denn es dürfte so ein schöner Luftsog entstehen, der die Elektronik im Innern gut kühlen kann. Das die Lüfter tatsächlich auch längere Zeit aus bleiben, deutet darauf hin, dass die Elektronik so gut konstruiert ist, das sie nicht von sich aus übermäßig viel Wärme erzeugt. Meine Tests waren jetzt mitten in der extremen Sommerhitze, so dass die EP500 Pro da auf jeden Fall nichts zu lachen hatte. Es scheint aber so zu sein, dass die Lüfter öfters ansprechen, wenn von den Solarpanels viel Strom herein kommt, aber auch wenn viel Strom abgerufen wird, zum Beispiel beim Backen.

Wenn die Lüfter an sind, so verbreiten sie zum Glück kein hochfrequentes Kreischen oder Jaulen, sondern das erzeugte Geräusch ist eher angenehm tief. Aber doch so laut, dass es beim Spielen oder Film sehen auf dem Desktop-PC stört. Ich bin gespannt, ob die Lüfter in den kälteren Jahreszeiten aus bleiben. Falls nicht, kann die Bluetti jedenfalls nicht dauerhaft in meinem Arbeitszimmer stehen bleiben.

Das Gehäuse wird an manchen Stellen minimal warm, was im Winter möglicherweise von Vorteil ist! 🙂

Wenn die Lüfter an sind, riecht es im Zimmer nach etwas Kunststoff und Elektronik. Ich hoffe dass das nur am Anfang so ist und sich im Laufe der Zeit verflüchtigt.

Lebensdauer

Möchte ich den Energiespeicher nicht nur zur Notstromversorgung einsetzen, sondern auch zum Energiesparen, so muss er rund um die Uhr laufen. Und dies einige Jahre lang. Bluetti gibt 5 Jahre Garantie und sie schreiben auf ihrer Webseite, dass die Lebenserwartung der Elektronik 50000 Stunden ist. Das sind nur 50000 / 24 / 365 = 5.71 Jahre!

Die Zahl macht mich gerade etwas nachdenklich. Muss ich mir nach 5 Jahren einen neuen Energiespeicher kaufen? Muss ich die schwere (83 kg) Bluetti EP500 Pro zur Überarbeitung einsenden? Oder muss ich sie als Elektronikschrott oder gar Sondermüll entsorgen? Das wäre nicht so ganz dass, was ich von so einem Gerät erwartet habe.

Amortisation

Szenario 1

Auch die Amortisierung wird unter diesem Aspekt möglicherweise schwierig bis ganz unmöglich. Angenommen der Grundverbrauch in meinem Arbeitszimmer liegt bei 50 Watt und mein PC ist zusätzlich noch einmal 12 Stunden jeden Tag an:

365 Tage * 24 *  50 W
365 Tage * 12 * 200 W
======================
               3600 Wh

3600 Wh * 365 Tage = 1314000 Wh

1314 kWh * 0.31 Euro = 407.34 Euro

Dann sind das 407 Euro pro Jahr und ich bräuchte 17 Jahre (!) bis sich die ganze Sache amortisiert hat. Sollten sich die Stromkosten ab jetzt erhöhen, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, dann wird es natürlich schneller gehen. Aber bei einer Lebenserwartung von nur 5 Jahren, wird sich die EP500 Pro gar nicht amortisieren. Jetzt wird womöglich klarer, warum Bluetti auf ihrer Seite vor allem das Thema Stromausfall und das gute Gewissen, weniger CO2 zu produzieren, hervorheben. Wobei gerade letzteres auch wieder in Frage steht, da zur Herstellung ja sicher einiges an CO2 benötigt wurde.

Szenario 2

Die oben berechneten 3600 Wh pro Tag kommen aber gar nicht komplett vom Akku, sondern werden zumindest jetzt im Sommer einfach direkt von den Solarpanels entnommen. Möglicherweise könnte ich das Doppelte verbrauchen und die EP500 Pro wäre immer noch nicht an ihrer Kapazitätsgrenze. Andererseits muss ich dann auch jeden Tag das Doppelte aufladen und es dauert länger, bis der von den Solarpanels gewonnene Solarstrom alleine zum Verbrauchen zur Verfügung steht. Aber mit dem Doppelten, also 2 * 3600 Wh = 7200 Wh, käme ich auf Einsparungen von 814,68 Euro und die Bluetti würde sich schon nach weniger als 9 Jahren amortisieren.

Szenario 3

Hier noch ein anderes und durchaus realistisches Szenario: Meine Solarpanels können über Mittag über 2000 Watt produzieren und sie haben zu diesem Zeitpunkt die EP500 Pro schon längst wieder aufgeladen. Ich kann jetzt bestimmt über 2 Stunden lang Geräte betreiben, die um die 2000 Watt herum verbrauchen, wie zum Beispiel eine Getreidemühle, einen Mixer, eine Pumpe zum Bewässern des Gartens, die Waschmaschine oder den bei uns in der Mikrowelle eingebauten Herd. Damit könnten in 2 – 3 Stunden noch einmal 4000 Wh zusammen kommen! Wenn ich das zusammen rechne: 3600 Wh + 4000 Wh = 7600 Wh und einmal einen zukünftigen Strompreis von 62 Cent, also dem doppelten meines jetzigen Strompreises, annehme, also 7,6 kWh * 365 Tage * 0.62 Euro, liegt die Ersparnis durch den Einsatz meiner Anlage bei 1719,- Euro! Dann hat sich meine Anlage schon nach 4 Jahren amortisiert!

Theoretische Berechnung der mit der Bluetti EP500 Pro möglichen Gesamtersparnis

Bei den Überlegungen zur Amortisation ist mir ein interessanter Gedanke eingefallen. Und zwar habe ich mir überlegt, wie viel Energie ich innerhalb der garantierten Lebensdauer der Bluetti überhaupt

sammeln und verarbeiten könnte!

Also: 5 Jahre sind 5 * 365 Tage = 1825 Tage. Die EP500 Pro hat einen leistungsfähigen LiFePO4-Akku eingebaut, der laut Bluetti mindestens 3500 mal komplett entleert und wieder aufgeladen verwendet werden kann, bis er nur noch eine Leistungsfähigkeit von 80% hat. Bei nur 1825-maligem komplettem Ent- und Aufladen nehme ich als Durchschnitt eine Kapazität von 90% an.

Zur Berechnung darf ich aber auf keinen Fall die angepriesenen 5120 Wh, sondern nur die von mir im günstigen Fall gemessenen 3800 Wh, nehmen. Und davon 90%. Sind nur noch 3420 Wh.

Macht 1825 * 3420 Wh = 6241500 Wh oder auch 6241,5 kWh. Das darf jetzt jede/jeder mit dem Kilowattpreis seiner Wahl multiplizieren, um heraus zu finden, ob es sich für sie/ihn lohnt.

Das ist jetzt natürlich ein bisschen idealisiert betrachtet, nützt aber dennoch für ein besseres Verständnis, was tatsächlich so an Energie umgesetzt wird. Diese Betrachtung unterschlägt auch den Nutzen, den der eingebaute Wechselrichter der Bluetti auch dann noch hat, wenn der Akku schon längst voll ist. Denn auch dann kann ja über Sonnenenergie Strom gewonnen und verbraucht werden und sich so positiv auf die Stromrechnung auswirken.

Das Ding muss ans Haus

Alles in allem funktioniert zumindest jetzt im Sommer mein Setting sehr gut. Nur nerven die quer durchs Haus gehenden Kabel etwas. Die Lösung wäre ein Anschluss der EP500 Pro an unseren Verteilerkasten im Keller. Dazu habe ich einen Elektriker angefragt, der leider erst um die Jahreswende Zeit für mich hat. Aber dann lasse ich mir einen Umschalter vom Netz auf einen zweiten Eingang einbauen, mit dem ich dann die EP500 Pro verbinden kann. Bluetti bietet dazu in den USA ein sogenanntes Smart Home Panel für 1499,- Dollar an, was aber scheinbar zur Zeit in Deutschland nicht lieferbar ist. Mir erschließt sich auch nicht, warum die Einspeisung des Stromes von der EP500 Pro ein extra Gerät benötigt, welches noch dazu so teuer ist. Ich bin gespannt was der Elektriker dazu sagen wird. Für ein Konkurrenzprodukt gibt es ein Video das einen solchen Umschalter zeigt und wie ein Batteriespeicher die Waschmaschine betreibt. Sollte es aber grundsätzlich möglich sein, macht es auch Sinn, die in unserem Haus auch noch existierenden weiteren ständigen Verbraucher wie Heizung, 2 Kühlschränke und eine Tiefkühltruhe, ebenfalls an die EP500 Pro zu hängen. Ich denke, dass das zu mindestens im Sommer noch gut funktionieren sollte.

Sobald ich aber sicher bin, wo die Bluetti in Zukunft dauerhaft stehen soll, werde ich die freilaufenden Kabel ordentlich und vermutlich in Kunststoffröhren verlegen.

Fazit

Ziel erreicht?

Mein angestrebtes Ziel, zumindest mein Arbeitszimmer Autarkheit zu erreichen, erachte ich zumindest für die Sommerzeit als erreicht. Es war in den letzten Wochen absolut problemlos möglich alle Geräte im Arbeitszimmer, wie schon vor dem Einsatz meiner kleinen Solaranlage, ohne jede Einschränkung zu verwenden! Insbesondere musste ich mich nach der anfänglichen Einrichtung auch absolut nicht mehr darum kümmern. Es funktionierte einfach!

Da ich meine Anlage mit vielen Reserven auslegte, hoffe ich, dass sie diese Aufgabe auch noch mit dem Beginn des Herbstes noch längere Zeit erledigen wird. Aber schon jetzt kann ich sehen, wie es jeden Tag etwas länger dauert, bis am Morgen genügend Strom herein kommt um den Akku wieder aufzuladen. Sollte es im Winter knapp werden, so werde ich die EP500 Pro zusätzlich zum Solarstrom auch wieder mit dem Netzstrom verbinden und den PV-Prioritäts-USV-Modus einstellen. Damit ist es unmöglich, das mein Desktop-PC plötzlich abgeschaltet wird und ich kann im Falle von gelegentlichem Sonnenschein trotzdem von Solarenergie profitieren.

Amortisation

Das Thema Amortisation ist deutlich schwieriger zu beurteilen. Ich müsste schon deutlich mehr Verbraucher mit der EP500 Pro betreiben um im Verlauf der garantierten Lebensdauer von etwa über 5 Jahren in die Gewinnzone zu kommen. Das wird wahrscheinlich erst der Fall, wenn es mir gelingt die EP500 Pro an das Hausnetz anzuschließen.

Andererseits habe ich gesehen, dass ich an sonnenreichen Tagen bei weitem mehr Energie über die Solarpanels herein bekomme, als ich im Moment sinnvoll verbrauchen kann. Hier würde eine Veränderung der Abläufe bei uns zu Hause möglicherweise sehr viel gekaufte Energie einsparen. Dazu müssten wir einfach viel mehr starke Stromverbraucher, wie die Waschmaschine und die Spülmaschine um die Mittagszeit herum an der EP500 Pro betreiben. Wobei diese Einsparung dann weniger ein Verdienst der Bluetti, als viel mehr der 12 Solarpanels ist! Diese Einsparung wäre also auch möglich, wenn ich mir anstatt der Bluetti einen vielfach günstigeren Wechselrichter gekauft hätte! Trotzdem hat es mir jetzt erst die Bluetti möglich gemacht, diese Erfahrungen zu sammeln.

Gelingt es mir noch mehr Verbraucher anzuschließen und steigt in der nächsten Zeit der Strompreis, so wird eine Amortisierung innerhalb der Lebensdauer der Bluetti wesentlich wahrscheinlicher.

Stromausfall

Die EP500 Pro hat in Verbindung mit meinen 12 Solarpanels gezeigt, dass sie kein Spielzeug ist. Sie kann viele der in einem normalen Haushalt üblichen Verbraucher betreiben. Sie wird im Winter bei einem Stromausfall nicht in der Lage sein ein ganzes Haus – wie vom Netzstrom gewohnt – zu versorgen. Aber sie kann zumindest eine Heizungsanlage einige Tage betrieben und so dazu beitragen vor Kälte zu schützen. Verzichte ich bei einem Stromausfall auf starke Verbraucher, so kann sie tagelang den Betrieb einer Heizung, von maßvoll eingesetztem Licht, Smartphones, Computern, gelegentlichem Fernsehen, vielleicht auch einmal etwas Wasser für einen Tee oder Kaffee heiß machen, ermöglichen. Das Betreiben von Heizlüftern kann man allerdings vergessen, denn dann wäre der eingebaute Akku nach etwa 2 – 3 Stunden leer.

Ist abzusehen, dass in der Zeit des Stromausfalls zumindest gelegentlich die Sonne scheinen wird, so wird der Akku natürlich auch wieder aufgeladen und es ist mit einigen Einschränkungen durchaus denkbar, dauerhaft genug Strom für viele wichtige Dinge zu haben.

Selbst wenn es in der nächsten Zeit keinen Stromausfall gibt, so halte ich es langfristig für schwierig, sich den Energieunternehmen einfach so auszuliefern und uns in den nächsten Jahren eventuell einen Strompreis aufdiktieren zu lassen. Und da wir nun schon seit Jahrzehnten in der Lage sind, auch als Privatmensch selbst Energie zu erzeugen, reizte es mich ungemein, es endlich einmal auszuprobieren.

Nachdem ich fast mein ganzes Leben lang Akkutechnologie für Kleinverbraucher wie Smartphones oder GPS-Geräte verwendet habe, war es ein großer Moment für mich, als ich das erste Mal ein für mich wichtiges 220 Volt Wechselstrom-Gerät, meinen Desktop-PC samt Zubehör, mit Solarstrom versorgt habe! Zur Zeit kann ich den Blick kaum von der Wattanzeige der EP500 Pro, oder der zugehörigen Android-App, lassen, da ich mich richtig freue, wenn der Eingangsstrom den gerade verbrauchten Strom übersteigt und die Prozentanzeige der Kapazität, nach einer Nacht, am nächsten Morgen wieder am steigen ist!

12 Kommentare

  1. servus, eines ist f.m noch offen- wie hast du nun deine Panels an den EP500pro angeschlossen bei den 2 PV Eingängen die ja pro Eingang nur 12A vertragen? Du fährst ja laut deiner Beschreibung mit je 2x 6 Panels in Reihe und dann die beiden “Zusammenschlüsse” parallel auf 120V bei 20A… Kannst du dies etwas genauer beschreiben? Gruss, Klaus

    1. Die EP500 Pro hat 2 Eingänge, die jeweils 12 – 150 Volt und 12 Ampere können! Jeweils 1200 Watt und zusammen dann 2400 Watt.

  2. sorry, mein “Unverständnis” lautete:
    Du hast 12 Panels verschaltet, je 6 in Reihe, dann die 2 6er Reihen parallel. du hast also an den beiden Leitungen (+/-) von den Panels 120V bei 20A. Der EP500pro hat 4 Eingangsleitungen (je 2 +/-) bei je 12A bei gesamt max 150V.
    Wenn du deine beiden Leitungen [+/-] (120V bei 20A) nun an einem der beiden Anschlüsse des EP500pro anschliesst hast du ja den Grenzwert von 12A pro Leitung überschritten.. Wo liegt der Denkfehler?
    Meines Verständnis nach könnten 6 Panels in Reihe an Eingang 1 am EP500pro und nochmals 6 Panels am Eingang 2 gelegt werden? Wären 2x 120V bei 12A (Verkraftbar wären ja 150V bei 12Amax pro Eingang). D.h. Keine Parallelschaltung wie du schreibst.

      1. du hast ursprünglich geschrieben :Die Lösung sind 2 Reihen von jeweils 6 in Reihe geschalteten Solarpanels, die wiederum parallel geschaltet werden. Das ergibt dann 6 * 20 = 120 Volt und 20 Ampere.
        Ok, verstehe ich nicht … Du fährst doch mit 120V 20A von deinen Panels “heraus”. Jetzt schreibst du “2 mal 6 in Reihe” gehen bis zur Bluetti völlig getrennt. Wo ist dann deine Parallelschaltung auf 20A?
        Und wo ist mein Denkfehler 😉

        PS: Ich habe auch den EP500pro mit derzeit 6 Panelen, je 3 in Reihe zu den beiden Eingängen des EP500pro und würde gerne noch mit weiteren Panels (200W, 10A) hochrüsten.

    1. irgendwo habe ich ein “Missverstehen”, oder den ursprünglichen Text von dir nicht verstanden 😉 Wie schon geschrieben: “”du hast ursprünglich geschrieben :Die Lösung sind 2 Reihen von jeweils 6 in Reihe geschalteten Solarpanels, die wiederum parallel geschaltet werden. Das ergibt dann 6 * 20 = 120 Volt und 20 Ampere””
      Ach ja, im Menü des EP500pro gibt es nicht den Punkt “PV parallel ein/aus”- wofür ist dieser punkt denn da? Im Manual steht darüber nichts…
      kann ich dir hier irgendwo Bilder/Zeichnungen hochladen? wäre einfacher als über Worte alles zu beschreiben…. 😉

    2. Ok, jetzt verstehe ich es. Du hast recht. Das ist sozusagen ein Textfehler und ich habe es jetzt korrigiert. Vielen Dank für Deinen Hinweis.

  3. ok, dann ist es klar 😉
    die ganze Solargeschichte ist momentan ja ein Hype, aber auch spannend. Meine Konfig wird a 5 Panels (Summe 10) beinhalten, ich muss aber auch noch einen Umschalter bauen um auch den Jackery 2000pro laden zu können. der verträgt nur 60V bei 12A an je einem der beiden Eingänge (natürlich wieder ein Spezialstecker..) und hat leider auch nur “normale” Akkus. Dafür aber gerade noch tragbar bei ca. 20kg.

  4. Hallo,
    ich muss dir mal ein großes Lob für deinen Artikel zur Bluetti und das ganze Drumherum zukommen lassen. Bin eher zufällig über den zweiten Artikel bei Golem auf deiner Seite gelandet. Eigentlich hast du von Anfang an alles richtig gemacht. Einfach loslegen und nicht ewig philosophieren. Probleme wie die Belegung mit Solarzellen hast du hemdsärmelig und gekonnt gelöst. Ich kann die ganzen Bedenkenträger nicht mehr hören / lesen. Solaranlagen (vor Allem mit Speicher) sollte man nie zu wirtschaftlich betrachten. Einfach machen und die entstandenen Kosten als Hobby verbuchen. Hab mir Anfang diesen Jahres einen 2.5 kWh LiFe Akku zugelegt mit 2×340 Wp Panels an der Fassade und diese dienen mir für eine Nachteinspeisung gesteuert über Smart Steckdosen und Node-RED. Wirklich rechnen / amortisieren wird sich das bestenfalls in 8-10 Jahren falls vorher nichts kaputt geht. Das was man auf dem Weg dorthin lernt ist meist unbezahlbar und dieses Wissen hat man allen Bedenkenträger immer voraus. Weitermachen 😉

  5. Hallo  ,
     
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    Hinweis: Artikel darf nicht als gesponsert oder Werbung gekennzeichnet sein.

    Danke schön
    olive hicks      

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