13.09.2025, Samstag

Mein erstes Mal Classic Computing hatte ich 2014 in Schönau im Odenwald. Die geringe Entfernung zu unserem Wohnort machte es mir einfach, einmal mit der gesamten Familie einer solchen Veranstaltung beizuwohnen. Seither wollte ich immer wieder einmal ein solches Treffen besuchen, aber immer wenn ich nachsah, wann und wo die nächste ist, war ich entweder zu spät oder sie war zu weit weg. Darum hat es 11 Jahre gedauert, bis mit Hof in Bayern und damit nur etwas über 300 km entfernt, dieses Jahr für mich die Möglichkeit war wieder ein Treffen der Vereinsmitglieder als Besucher zu besuchen. Da ich nicht an einem Tag hin und zurück fahren wollte, entschied ich mich diesmal mit dem Van hinzufahren und auf dem Campingplatz Auensee (https://www.auensee-camping.de/) zu übernachten.
Ich bin selbst ein Retrofan, oder wie auch immer man solche Menschen nennen mag, und besitze einige sehr alte Computer und vor allem noch ältere programmierbare Taschenrechner, denn mit denen habe ich programmieren gelernt. Ich habe einen C-64 von Anfang der 80iger Jahre, einen Amiga 2000 mit dem XT Bridgeboard, einige Palmtop Computer wie HP95LX, HP100LX und HP200LX, alte Sharp Pocket Computer und einige Hewlett Packard und Texas Instruments Taschenrechner.
Allerdings hatte ich vor einigen Jahre festgestellt, das mein C-64 keine Einschaltmeldung mehr zeigt, also nichts mehr mit ‚38911 BASIC BYTES FREE’. Schon 2014 gab es auf der Veranstaltung eine Reparatur Ecke und in der Hoffnung dass eine solche auch diesmal vorhanden war, habe ich meinen C-64 in einer alten Sporttasche verpackt im Van mitgenommen.
So bin ich um etwa 8:00 Uhr morgens los gefahren, um dann gegen 13:00 Uhr in Hof an der Freiheitshalle Hof zu sein. Glücklicherweise gab es dort sehr viele Parkplätze, so dass es möglich war möglichst nahe am Eingang zu parken und auch ein sicheres Gefühl zu haben, den Wagen dort stehen zu lassen.

Die Freiheitshalle ist ein riesiges und interessant gebautes Gebäude und die Classic Computing fand vermutlich nur in einem von mehreren riesigen Räumen dort statt. Im Foyer gab es Brühwürstchen im Brötchen und Kuchen und Kaffee.
Ich bin dann gleich ins Erdgeschoss zum Raum der Veranstaltung und habe mich orientiert. Es gab mehrere Reihen mit Tischen an denen die Mitglieder ihre Geräte aufgebaut hatten. Besucher gab es zu diesem Zeitpunkt nicht so viele, aber viele Mitglieder waren miteinander im Gespräch. Ich hatte den Eindruck das insgesamt aber eine entspannte und zufriedene Atmosphäre herrschte. Schnell machte ich auch den Reparaturstand ausfindig und fand Tobi, der sich nach kurzem Gespräch meines C-64 annahm.
Da ich, wie schon erwähnt, mich schon länger für Retro Geräte interessiere und eben auch in einer Zeit aufgewachsen bin, in der ich mit vielen Geräten mehr oder weniger in Kontakt gekommen bin, wollte ich jetzt nicht zum soundsovielten Mal die Details von diesen Geräten erfahren und bin dann erst einmal los gegangen um zu sehen wo es vielleicht für mich interessant werden könnte. So habe ich jetzt nicht jeden einzelnen Rechner dort genauer inspiziert, sondern dafür einige wenige aber um so interessante längere Gespräche geführt. Von diesen werde ich Euch im Nachfolgenden kurz erzählen.
Jürgen Wich (RetroGuy)
TA alphatronic PC
Tandy RadioShack TRS-80 Model 1
Tandy RadioShack TRS-80 Model 100
Tandy RadioShack TRS-80 Model 4P

Zuallererst fiel mir ein Epson FX-80 Drucker (damals für mich etwa 2000 DM) auf. Denn genau den habe ich bei uns im Keller stehen und es interessierte mich, ob er noch funktionieren könnte. So kam ich mit Jürgen ins Gespräch. Er bestätigte dass der FX-80 ohne große Restaurierung noch immer funktioniert und druckte mir darauf einen kleinen Zettel mit einem Text über die eigentlich von ihm vorgeführten TRS-80 Modelle aus. Einige Jahre später gab es die ersten NLQ Drucker, also Drucker die eine sogenannte Near Letter Quality besaßen. Der FX-80, für mich einer der ersten Nadeldrucker für Privatanwender, druckte seine Texte mit nur 9 Nadeln und besaß damit ein zwar lesbares, aber auf keinen Fall ein Druckbild, welches mit der Druckbild einer Schreibmaschine mithalten konnte. Später gab es auch Drucker, die mit 24 Nadeln ein wesentlich schöneres Druckbild erzeugen konnten. Aber der FX-80 war seine 2000 Euro wert, denn er konnte seine Nadeln auch mit Bruchteilen von Millimetern positionieren und findige Entwickler nutzen das so aus, dass die Tintenpunkte der Nadeln durch mehrfaches Überfahren einer Zeile so nah beieinander gedruckt wurden, dass daraus ein wesentliches schöneres Druckbild erzeugt werden konnte.

Neu für mich war der Begriff ‘1977 trinity’, der die Vorstellung der 3 Homecomputer Commodore PET, Apple II, and TRS-80 Model I im Jahre 1977 meint. Dieses Jahr kann man somit als Geburtsjahr der Heimcomputer bezeichnen.
Der erste TRS-80 besaß nur 4 KB RAM und wie der PET 2001 auch, einen Basic Interpreter, mit dem es möglich war ihn zu programmieren.
Holger (back2BASIC)
dip Pocket PC (besser bekannt als Atari Portfolio)
NDR Decision Mate V
TI-74 Basicalc

Bei Holger bin ich stehen geblieben, weil er einen TI-74 ausgestellt hatte und ich ein Faible für solche Pocket Computer habe. Schlussendlich war der aber nicht Hauptgesprächsgrund, sondern alles mögliche drum herum. Bemerkenswert ist, dass Holger wohl ein Kapitänspatent besitzt, aber in seinem Leben dann doch noch einmal einen ganz anderen Lebensweg einschlug, der ihn deutlich näher an Computer heran brachte. Als wir uns beginnend mit dem TI-74 über den HP-200LX bis zum iPhone vor arbeiteten, zog er plötzlich einen Newton aus einer am Boden versteckte Kiste. Der Newton ist ein tastaturloser Computer mit Toucheingabe und sehr vielen fortschrittlichen Möglichkeiten, der aber nie richtig erfolgreich wurde. Er war seiner Zeit voraus. Trotzdem könnte es sein, dass viele bei seiner Entwicklung gemachten Konzepte in späteren Produkten Verwendung fanden. Wie zum Beispiel das Soup-Konzept: Im Apple Newton ersetzten Soups ein Dateisystem: technisch waren sie Datenbanken mit Records (Einträgen) als Schlüssel-Wert-Paare. Eine Soup war self-describing: sie konnte ihre Felder und Indexe bekanntgeben. Das ähnelt XML/JSON: wie bei XML-Elementen mit Attributen (bzw. JSON-Objekten) können Clients Struktur und Felder introspektiv erkennen und unbekannte Felder ignorieren. Dadurch konnten mehrere Apps dieselben Daten teilen und Geräte über verschiedene Newton-Generationen hinweg kompatibel bleiben.
Bernd Keßler (II-IROn)
Amiga 2000
Philips NMS-8250
Da auch ein Amiga 2000 mit Bridgeboard in unserem Keller vor sich hin schläft und ich weiß, dass seine 30 MB Platte, die am Bridgeboard hängt, aber so partitioniert ist dass 20 MB für den PC XT sind und 10 MB für den Amiga, kaputt ist, habe ich Bernd gefragt, ob es möglich ist noch eine Platte zu finden, die die alte 30 MB Platte ersetzen kann. Ein Ersatz scheint möglich zu sein, aber eine 30 MB Platte gibt es wohl nicht mehr.
Bernd zeigte mir das neue Amiga OS 3.2 und viele andere Verbesserungen und auf dem Monitor sieht das auch immer noch so ähnlich wie auf meinem Monitor früher aus. Doch ich habe, nach anfänglichen Experimenten mit dem Manx Aztec C Compiler, später immer mehr mit Turbo-Pascal auf dem Bridgeboard gearbeitet und dadurch den PC als Turbo-Pascal Maschine schätzen gelernt. Nach dem Amiga kaufte ich nur noch PCs und habe so leider die Verbindung zum Amiga allmählich verloren.

In gewisser Weise setzte der Amiga, der anfangs nichts mit Commodore zu tun hatte, die beim C-64 schon so erfolgreiche Architektur der Custom Chips (SID, VIC) erfolgreich fort. Beim Amiga waren es Paula und Denise, die sich um Klangerzeugung und Grafik kümmerten. Mir leuchtete das damals sofort ein, dass solche speziellen Chips zusammen mit dem Motorola 68000 – Computern ohne – weit überlegen sein mussten. Der Amiga war für mich eine Traummaschine! Die späteren Entwicklungen habe ich nicht mehr so verfolgt. Nachdem es irgendwann für PCs die Soundblaster Karten gab und Grafikkarten mühelos Millionen von Farben zeigen konnten, verloren die nur im speziellen HAM Mode verfügbaren 4096 Farben des Amiga ihren Reiz.
Peter Rost (Peter.Rost)
Sharp Pockets, PC-14xx Reihe + Schwerpunkt Sharp PC-1500 mit seiner ganzen Peripherie
Ich finde nach wie vor, dass die Sharp Pocket Computer bei ihrem Erscheinen den ganzen etablierten programmierbaren Taschenrechnern wie dem HP-41C und dem TI-59 mühelos den Rang abkaufen. Vorbei war es mit stromfressenden 7-Segment (TI-59), notdürftig alphanumerischen Text darstellenden 16-Segment (HP-41C) Anzeigen und merkwürdigen Programmierkonzepten. 24 5*7 Punkt Matrix Stellen zeigten Texte wunderbar und BASIC machte die Programmierung sehr einfach. BASIC machte es zum Beispiel einfach möglich eine Vergleichsbedingung so zu schreiben wie man sie dachte. Das vereinfachte das Programmieren sehr.
Mit dem PC-1261 und PC-1262 gab es sogar 2 Zeilen Text!
Von denen hatte Peter zwar keine da, aber dafür mehrere PC-1500 und viele PC-14xx Pocket Computer und einen, der einen eingebauten Abakus besaß! Wozu das gut ist muss ich noch heraus finden. Denn obwohl Peter wirklich Begeisterung für seine Geräte versprühte, war er schnell abgelenkt, wenn ihn jemand anderes ansprach. Das ist mir generell auf der Classic Computing aufgefallen, ich hatte öfters den Eindruck, dass, wenn jemand anderes meine Gesprächspartner ansprach, ich plötzlich unsichtbar für sie war. Kann man aber verstehen, denn so richtig viele Besucher waren nicht da und ich denke dass es ja vor allem auch ein Treffen untereinander war.

Peter hatte auch einen der kleinen 4-Farben Plotter da und lies ihn von einem PC-1500 etwas malen. Ich finde die kleinen Plotter so niedlich! Da kann man noch richtig sehen wie ein Computer ein Bild erzeugt. Und mich erinnerte es an den Zuse Graphomat.

Viele von diesen Pocket Computern wurden auch mit installierter Software passend für ganz verschiedene Anwendungen wie Versicherungen oder hier für die Flugnavigation verkauft.

CONNECTICUT microCOMPUTER Inc. AIM-16
Thomas Reichbauer (Richi)

Da ich auch oft Sensoren mit Mikrocontrollern verbinde, hat mir der Aufbau von Thomas gut gefallen. Hier wurde laut Text eine Wetterstation über einen AIM-16 mit einem Commodore PET verbunden. Der Aufbau zeigt allerdings einen Commodore 8032. Ich hab’s ausprobiert und verwandelte mich in Wind, in dem ich gegen den Propeller pustete und sich auf dem Display prompt die Windgeschwindigkeit erhöhte!
Podiumsdiskussion

Am Nachmittag gab es dann noch eine Podiumsdiskussion mit Olaf Zimmermann (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Herausgeber von Politik & Kultur), Klemens Krause (Computermuseum Stuttgart), Hans Hübner (Vorsitzender Verein zum Erhalt klassischer Computer e.V.) und Barbara Haack (Leitung Kommunikation Deutscher Kulturrat) die die Moderation übernahm. Das Thema war: Alles Pixel – Was hat Retrocomputing mit Kultur zu tun?
Ich war überrascht, als ich dort Klemens Krause erkannte, der mir von seinen Streams auf Youtube bekannt ist. Ihr findet die unter Computermuseum der Stuttgarter Informatik. Da meine Frau und ich den Dipl. Ing. (FH) Klemens Krause sehr sympathisch finden, hatte ich spontan die Idee zusammen mit ihm ein Selfie zu machen. Ich dachte das wäre vielleicht nach der Diskussion möglich. Aber natürlich war Herr Krause sofort nach der Diskussion im Gespräch mit anderen Teilnehmern, so dass ich erst einmal wieder nach sah, wie es meinem C-64 in der Zwischenzeit ergangen ist.
Leider teilte mir Tobi mit, dass es bis jetzt nicht gelungen war den C-64 wieder zum Leben zu erwecken. Dabei erklärte er mir immer genau was er bisher schon ausprobiert hat. Zum Beispiel Chips ausgetauscht, was bei meinem C-64 leicht möglich ist, da er sehr alt ist (SN: 4516) und viele Chips gesockelt sind. Auch lötete er einige Lötstellen auf der Platine nach und fragte ob ich da schon einmal etwas gemacht hätte. Aber ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Reparaturversuch unternommen zu haben. Es könnte aber auch sein, sagte Tobi, dass das tatsächlich schon so bei der Fertigung passiert ist. Er bestätigte das hohe Alter meines C64 und meinte, dass bei einem der Classic Computing Treffen ein ähnlich altes Gerät schon einmal geklaut worden ist. Also ist mein C-64 scheinbar irgendwie wertvoll. Er sagte er probiert die Reparatur am nächsten Tag weiter, wofür ich sehr dankbar bin.
Camping

Anschließend bin ich etwa 10 km bis nach Köditz zum Campingplatz Auensee gefahren. Dort bekam ich auch gleich einen Platz neben dem Rezeptionsgebäude auf Schotter direkt an dem am meisten befahrenen Weg für etwas über 30 Euro! Duschen für 4 Minuten kostet noch einmal 50 Cent extra. Ok, die Gebühren sind in den letzten Jahren leider ziemlich gestiegen, aber als ich letztens zusammen mit meiner Frau in Frankreich war, haben wir deutlich schönere Plätze für deutlich weniger Geld bekommen. Ich fragte dann noch nach, ob es nicht ein Stück Wiese für mich gibt und die Rezeptionistin hat mir dann einen Platz eingekeilt zwischen zwei anderen Autos gezeigt. Den habe ich dann auch genommen, den er versprach wenigstens ruhiger zu werden. Insgesamt war ich sehr enttäuscht vom Platz, da ich mich auf ein schönes Plätzchen mit Aussicht auf den See gefreut habe, an dem man abends noch ein bisschen sitzen und etwas Leckeres trinken kann. Immerhin konnte man Backwaren für den nächsten Tag bestellen.

Nach dem Duschen bin ich dann gleich in den Bus gegangen und habe dort noch gelesen.
14.09. Sonntag
Am Sonntag morgen habe ich mir dann in Ruhe Kaffee gekocht, mein Brötchen und eine Brezel geholt und bin gegen 10:00 Uhr wieder nach Hof gefahren.

Dort gab es dann ein unangenehmes Erlebnis mit dem Kaffee und Kuchen Service im Foyer. Ich habe mir nämlich einen Kaffee und ein Stück Mohnkuchen geholt und dort hingesetzt um den Kuchen zu verspeisen. Aber der Mohnkuchen war unglaublich hart. Ich brauchte beide Hände um mir mit der Kuchengabel einen Bissen abzutrennen! Es wäre auch mit einer Hand gegangen, aber dann wäre die Gefahr groß gewesen, den abgetrennten Bissen im gleichen Moment derart zu beschleunigen, das er meterweit geflogen und jemanden erschlagen hätte. Ich habe mich dann durchgekämpft und den Mohnkuchen mit Kaffee herunter gespült. Ich bewundere den Mut eines Teilnehmers, der später sein Stück Kuchen zurück gebracht und auch mit den Händen geprüft hat, ob alle anderen Stücke und Kuchen von ähnlicher Beschaffenheit sind und die Kaffeedamen damit konfrontiert hat!

Hans Hübner (hans)
10BASE5 Ethernet
IBM 3278-2 Datensichtstation
RetroStar

Am Tisch von Hans bin ich zuerst an einem durch LEDs leuchtenden Panel hängen geblieben. Ich hatte so ein Panel schon öfters und vor allem in den Streams mit Klemens Krause vom Computermuseum der Stuttgarter Informatik gesehen, denn es ist wohl das Bedienterminal einer PDP 11, bzw. der Nachbau auf Basis eines Raspberry Pi namens PiDP-11. Das sieht total spektakulär aus und hat mir als Computer Kunstwerk Programmierer, siehe da und da, sehr gut gefallen. Aber ich hatte bisher überhaupt nicht verstanden was es wirklich war und wozu es gut ist. Das hat mir Hans dann an seinem durch einen Raspberry Pi emulierten Terminal erklärt.
Wurde so eine PDP 11 in Betrieb genommen, musste man mit Hilfe dieses Terminals mühselig die Adresse des Speichers einstellen und die Bits für jeden einzelnen Befehl des kompletten Bootcodes mit Schaltern setzen! Wahnsinn! Aber Hans entschärfte meine Vorstellung, das dieser Vorgang bei jedem Einschalten der PDP 11 erfolgen muss, als er erklärte dass die PDP 11 einen Kernspeicher besaß und dieser seine gesetzten Bits normalerweise nicht vergisst.
Aber ich glaube das eigentliche Interesse von Hans ist seine IBM 3278-2 Datensichtstation. Ein großes Terminal, unglaublich solide gefertigt aus wohlgeformtem Stahlblech mit einer damals schon augenschonenden Bildfrequenz von 70 Hz und einer soliden Tastatur in der unterhalb der Tasten eine Klappe mit der Kurzanleitung der wichtigsten Befehle war. Vor dem Display war noch ein Gewebe gespannt, kann man Anti-Glare-Filter nennen, welches Reflexionen verhindern soll.
Die Tastatur verwendete für die einzelnen Tasten den ‚Beam Spring Mechanismus‘. Grob gesagt wird dabei beim Drücken eine Feder bewegt, die dabei plötzlich ihre Ausrichtung ändert und eine elektronisch messbare kapazitive Änderung bewirkt, die ausgewertet und als gedrückte Taste erkannt wird.
Die IBM 3278-2 war ein 3270-Blockmodus-Terminal mit 24×80 Zeichen pro Bildschirm (Modell „-2“). Man nutzte sie, um IBM-Mainframes interaktiv zu bedienen – Eingaben werden lokal gesammelt und erst beim ENTER/PA/PF-Key als „Block“ an den Host geschickt.
Selfie
Zu meiner Überraschung lief auch Herr Krause noch einmal durch die Halle und ich sah eine zweite Chance für ein Selfie auf mich zukommen. Aber natürlich war er immer wieder im Gespräch mit einzelnen Ausstellern und ich wollte auf keinen Fall stören. So warf ich ab und zu einen Blick quer durch die Halle um zu sehen, ob er vielleicht gerade alleine war. Das war auch irgendwann der Fall, aber just in diesem Moment stand ich bei Tobi, der mir gerade den Fortschritt der Reparatur erklärte und es wäre mehr als unhöflich gewesen, jetzt einfach davon zu rennen. Denn leider war der Fehler im C-64 noch immer nicht gefunden und ich verschob meine Abreise noch einmal um 2 Stunden.
Aber dann war Herr Krause einmal kurz frei und ich ging raschen Schrittes zu ihm. Auf meinen Selfie Wunsch ging er gleich ein und schlug zu meiner Überraschung vor zu einem Platz mit einem besseren Hintergrund zu gehen. So gingen wir zu einer PDP 8/e, wo Herr Krause den Ausstellenden bat ein Foto von ihm und mir zu machen!

Anschließend hatte ich noch die Chance ihm meine Frage zur Definition eines Computers zu stellen, der diese Bezeichnung für mich immer nur dann verdiente, wenn er auch bedingte Sprünge ermöglichte, aber laut Krause von den, meist weiblichen, ‚Computer‘ in den Rechenbüros zu Konrads Zuse Zeiten, abstammte. Nachdem ich ihm noch von meinem ersten programmierbaren Taschenrechner Privileg PR56D-NC und dem dort eingebauten bedingten Sprung bei negativen Werten erzählte, bat er mich ihm den genauen Namen per EMail zu senden.
Leider musste Herr Krause dann zum Bahnhof und so mussten wir unser Gespräch unterbrechen.
Ich holte mir zum Mittagessen noch ein Würstchen im Brötchen aus dem Foyer und verspeiste es dort zusammen mit einem Kaffee.
Michael (Antikythera)
ARISTO M 76 Demonstrator
WANG 2200 PCS Kleincomputer
WANG 2200-B8 Kleincomputer
WANG 2200-T4 Kleincomputer
WANG 720C Tischrechner

Als ich als Kind meinen ersten programmierbaren Taschenrechner besaß, hatte ich keine Ahnung von der Historie dahinter. Erst viel später als Erwachsener und das Leben reflektierender Mensch wurde klar, das nichts einfach so aus dem Nichts (man beachte die Rekursion) entsteht und mein Bewusstsein für die Entwicklungsgeschichte solcher und aller anderen Dinge des menschlichen Lebens wuchs kontinuierlich. So stieß ich auf die elektronischen Tischrechner und erkannte wie diese Einfluss auf die Entwicklung der Taschenrechner genommen hatten. Eines der dabei mich am meisten faszinierenden Geräte ist der WANG 700. Seine Architektur ist für mich eines der schönsten Beispiele für die Generation zwischen mechanischen und heutigen Rechenmaschinen bzw. Computern. Da mein Zugang zur Computerwelt über programmierbare Taschenrechner geschehen ist und ich immer auch die Mobilität dieser Geräte schätzte, haben der WANG 720C oder ähnliche Tischrechner der Konkurrenz von Hewlett-Packard wie der HP 9100 bei mir einen höheren emotionalen Wert wie zum Beispiel eine PDP 8.
Michael hat seinen WANG 720C ausgestellt und ich hatte die Ehre ihn von ihm erklärt zu bekommen. Diese Geräte waren deutlich größer als Taschenrechner und sind noch nicht von Mikroprozessoren geprägt. Beim Wang 720C besteht das Rechenwerk aus vielen Standard-ICs (TTL/7400-Serie) und der Arbeitsspeicher ist ein Magnet-Ringkernspeicher. Der Programmspeicher ist ein Ferrit-„Wire-Rope“-ROM, bei dem der Code buchstäblich durch das Ein- oder Ausfädeln feiner Drähte in die Kerne codiert wird.

So ein Ringkernspeicher (RAM) ist in jeder Hinsicht faszinierend. Einem Gewebe gleich sind unzählige Kupferdrähte von oben nach unten und von links nach rechts miteinander verflochten. An den Kreuzungspunkten laufen sie durch Ferritringe, in denen je nach Stromfluss durch die Kupferdrähte ein Bit magnetisch gesetzt oder nicht gesetzt wird. Betrachtet man so eine Kernspeicherplatte mit der Lupe, so kann man den Ort eines jeden gespeicherten Bits sehen.

Fast noch faszinierender ist der Aufbau des Speichers der Anwendungssoftware (ROM). Es bestand aus 43 Ferrit-Ringkernen (je einer pro Bitposition eines Mikrocode-Worts). Für jedes Mikrocode-Wort lief ein extrem dünner Kupferdraht – die „Adressleitung“ – an dieser 43-Kern-Leiste entlang. Wo der Draht einen Kern durchfädelte/umwickelte, koppelte er magnetisch ein ⇒ beim Lesen entstand auf der zugehörigen Sense-Wicklung ein Puls = Bit 1. Wo der Draht vorbeigeführt wurde (keine Umwicklung), gab es keine Kopplung ⇒ Bit 0. So wurde ein 43-Bit-Wort physisch ‚gewebt‘
Und natürlich darf man die wunderschönen Nixie-Röhren der zweizeiligen Anzeige des WANG 720C nicht vergessen, in denen jede Ziffer als einzelne Elektrode hintereinander angeordnet ist und wenn eine Ziffer von Strom durchflossen wird, sie durch pures Glühen alle anderen überstrahlt und so ein heimeliges Licht in der Dunkelheit des Labors verströmt. 🙂

Heimfahrt
Ich hatte noch etwa 4 Stunden Fahrt an diesem Tag vor mir und wollte so allmählich nach Hause fahren. Aus der Ferne sah ich wie bei Tobi am Reparaturstand ein zusammengebauter C-64 lag und das machte mir Hoffnung das es meiner war. Diesmal hatte ich Glück. Es war mein C-64 und Tobi zeigte mir, dass er wieder funktionierte. Das war das Tüpfelchen auf dem i dieser beiden Tage! Mein erster Computer funktionierte wieder!
Tobi erklärte den Fehler: Das Kernel ROM hatte offensichtlich eine Defekt. Zum Glück hatte er Ersatz dabei und so steckt jetzt ein nicht mehr ganz so altes Kernel (meines war von 1982) in meinem C-64. Dafür musste ich 8.50 Euro zahlen. Eine absolut geringe Summe, wenn man bedenkt das Tobi einige Stunden an der Reparatur gearbeitet hat.
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901227-02 |
ROM |
C64 |
KERNALr E000-FFFF |
24 |

Also für mich waren die beiden Tage absolut erfüllend und ich habe Lust so etwas viel öfters zu machen. Aber die nächste Classic Computing 2026 wird in Celle sein und ist darum für mich noch weiter weg. Die Reparatur meines C-64 hat mein Interesse an ihm neu geweckt und ich habe im Internet schon viele spannende Dinge für den C-64, wie zum Beispiel ein SD2IEC Gerät, entdeckt.




