Mark Twain Cave

08.04.2024, Mark Twain Cave bei Hannibal Missouri

Bevor es richtig los geht fahre ich noch beim Walmart vorbei und machen einen Großeinkauf. Zum Beispiel auch das Waschmittel, welches mir Dale gezeigt hat. Übrigens braucht man hier in den USA keine Mülltüten kaufen. Einfach in einem Supermarkt wie Walmart oder Dollar General einkaufen und man bekommt seine Sachen in zahllose kleine Plastiktüten gesteckt und kann die dann statt Mülltüten nehmen.

Die Fahrt nach Hannibal verläuft unspektakulär, einmal abgesehen davon dass an der Seite manchmal große LED Display auftauchen,auf denen steht dass man das Licht wegen der ‚Solar Eclipse‘ anmachen und nicht auf dem Randstreifen stehen soll um sie anzusehen. Oh ja, die wollte ich ja auch beobachten! Von ChatGPT lasse ich mir die genaue Ortszeit des Ereignisses geben, das ist 13:49 Uhr. Hhhmm und meine Ankunftszeit am Campground ist 13:33 Uhr. Das würde ja knapp passen. Aber ich wollte noch vorher tanken und so haarscharf getimt wird das bestimmt nichts. Als ich meinem Zielgebiet näher komme, merke ich auf einmal wie es düsterer geworden ist und fahre auf den Parkplatz eines Baumarkts. Ich habe noch so ungefähr 20 Minuten und verdrücke schnell eine Scheibe Brot und ein Würstchen. Dann schaue ich nach meiner Sony Kamera, denn ich kann ja nicht mit bloßem Auge in die Sonne sehen und leider habe ich nicht rechtzeitig daran gedacht eine schwarz-durchsichtige Scheibe zu besorgen.

Aber das Gefühl jetzt hier bei der Sonnenfinsternis dabei zu sein ist schon besonders. Als aber um 13:49 Uhr es noch immer nicht dunkel wird, zücke ich die Kamera knipse über das Display angepeilt die Sonne und kann auf der Aufnahme tatsächlich den Mond davor erkennen! Ich hoffe es hat der Kamera nicht geschadet. Dann mache ich mich auf und fahre zu einer Tankstelle. Dabei komme ich in Hannibal an einer Schule vorbei, alle Schüler sitzen auf dem Rasen vor ihrer schön gebauten Schule und sehen sich das Ereignis an.

Beim Fahren habe ich den Eindruck dass es noch dunkler wird. Womöglich war die Zeitangabe nicht ganz richtig und es war erste der Anfang des Mond vor die Sonne Schiebens. Das wäre dann doof für mich gewesen. Na ja, ich fahre weiter zum Campingplatz und das Office ist direkt im schönen Gebäude ‚Mark Twain Cave‘. Mein Name ist auch schon bekannt, der junge Mann ist sehr freundlich und weißt mich darauf hin, dass die letzte Führung durch die Höhle um 17:00 Uhr ist. Darum mache ich mich auch gleich nach der Platzeinnahme und der kurzen Besichtigung des Waschhauses wieder auf zum Office und frage wann die nächste Tour ist. In 9 Minuten, um 15:00 Uhr.

Habt Ihr Tom Sayer und Huckleberry Finn gelesen? Ist schwer mich zurück zu erinnern. Ich glaube den ersten Versuch habe ich in früher Kindheit abgebrochen. Wahrscheinlich war mir die Erzählweise, das Land und die Situation zu fremd. Aber für mich gab es in meiner Jugend nicht so viele Möglichkeiten sich abzulenken wie das heute ist. Und auch auf Bücher hatte ich keinen unbegrenzten Zugriff. Darum habe ich es später wieder probiert und da hat es mir schon wesentlich besser gefallen. Die Geschichte mit dem Zaun den Tom streichen muss und wie er es anstellt, dass andere das für ihn machen, habe ich mein Leben lang nicht mehr vergessen. Und noch schöner war die spannende Liebesgeschichte mit Tom und Becky in der Höhle. Sich das vorzustellen, wie die beiden sich im absolut Stockdunklen verirren, hat mich sehr fasziniert. Auch diese Geschichte hat eine Faszination für Höhlen bei mir ausgelöst, die bei mir immer wieder aufflammt.

Und jetzt werde ich gleich zusammen mit einer kleinen Gruppe Leute genau diese Höhle betreten und sehen ob die Geschichte von Mark Twain tatsächlich so hätte sein können. Es kommt ein weiblicher und ein männlicher Guard, letzterer ist noch in der Ausbildung und läuft hinter uns her. Zuerst werden wir in einem Raum gebracht und bekommen eine Dosis Multimedia, so dass wir den Hintergrund besser verstehen. Bis auf mich, ich verstehe das Englisch kaum. Aber klar, es geht um Mark Twain, seine Bedeutung und auch um Tom und Becky. Dann geht es in die Höhle, es sind nur um die 0,6 Meilen Strecke in der Höhle und dauert etwas weniger als eine Stunde. Ich verstehe auch kaum was die Führerin sagt. Aber als ich die ersten paar hundert Meter in der Höhle gegangen bin kann ich gut verstehen, wie das damals mit Tom und Becky war, als die Kerze ausgegangen ist. Ich habe auch die Karte der Höhlengänge gesehen und es ist sicher mühelos möglich sich darin zu verirren. Andererseits sind alle Gänge die wir in der Höhle gehen mindestens mannshoch, es ist also ganz anders, als wenn man sich kriechend und kletternd als Höhlenforscher durch schmale Gänge bewegen muss. Im Film wurde das so dargestellt, dass sich eine ganze Gruppe Menschen damals eine Kerze angezündet hat und dann ein wenig in die Höhle gegangen sind. So eine Art Freizeitvergnügen. Tom und Becky hatten sich von der Gruppe abgesondert und dann verirrt. Ich muss das noch einmal lesen. Dann ist die Kerze ausgegangen. Wie man sich dann fühlt zeigt die Führerin sehr schön dadurch, dass sie das Höhlenlicht und ihre Taschenlampe ausschaltet. Stockdunkel! Komisches Gefühl, aber man hofft ja, dass sie das Licht gleich wieder einschaltet. Im Moment der völligen Dunkelheit überlege ich, ob ich sicherheitshalber schon einmal nach einem anderen Menschen taste und ihn dann anfasse, so dass die Verbindung nicht verloren geht.

Da ich am Ende gehe ist nur der Lehrling hinter mir. Er ist sehr rücksichtsvoll und lässt mich alle Bilder machen. Einmal flüstert er mit mir und zeigt mir eine Fledermaus, die kein anderer gesehen hat und ein anderes Mal zeigt er mir irgendwo in der Höhle an der Decke ein Porträt von Mark Twain.

Kurz nach 16:00 Uhr sind wir wieder draußen und ich gehe noch ein Stück die Straße hinunter zum Mississipi. Tatsächlich kann ich ihn sehen und er ist auch schon sehr breit. Aber aufgrund einer Bahnstrecke und undurchdringlichem Gehölz kann ich nicht ans Ufer. Das ist schade, so kann er seine Wirkung auf mich nicht entfalten. Ein im Moment geschlossenes Rivercafe ist auch noch da und ein kleiner Jahrmarkt oder so ähnlich.

Dann gehe ich zurück zum Van, lese ein bisschen, kaufe mir die Kindle Ausgabe von Tom Saywer und Huckleberry Finn, die ich vielleicht irgendwann lesen werde. Dann esse ich die beim Walmart gekauften Ananas, koche mir noch eine Dose Ravioli, trinke ein Bier, gehe duschen und schreibe Tagebuch.

 

Ach ja, ich wollte Euch noch erzählen, dass ich hier auf den Straßen häufig tote Gürteltiere sehe. Also die gibt es bei uns ja mal gar nicht.

 

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