Mark Twain Museum

09.04.2024, Mark Twain Cave bei Hannibal Missouri

Gestern Nacht um ca. 0:00 Uhr hat irgendetwas gerumsst und da ich sowieso auf Toilette musste war ich draußen und habe gesehen, dass da auf einmal noch ein (normales, also so ein Mini SUV, aber schon ein bisschen eingebeult, also sicher nicht mehr sehr teuer) Auto einige Plätze weiter oben gestanden hat. Ich habe gedacht dass die ja spät gekommen sind. Heute morgen ist eine Sie mit dem Wagen vor den Waschraum gefahren, hineingegangen und wieder heraus gekommen und hat dann im Auto gesessen. Ja ok, ich hatte einen guten Spannerplatz und das hat mich interessiert. Dann ist auf einmal ein Typ mit einem schweren Wanderrucksack am Bach entlang gegangen und hat nach irgendetwas gesucht, zeitweise habe ich ihn nicht beobachtet. Dann sah ich ihn wieder wie er etwas Großes, so ein etwa schlafsackgroßes Päckchen in seinen Rucksack gepackt hat. Ich hab nicht verstanden was das war. Aber dann, oh Wunder, läuft er zielstrebig auf das Auto zu, steigt ein und die beiden sind weggefahren. Also ich bin mir nicht sicher ob die für die Nacht hier bezahlt haben. Und ich überlege ob das vielleicht ein gute Notfallstrategie ist?

Heute ist das Mark Twain Museum angesagt. Ich habe lange überlegt ob ich zu Fuß (sind so ca. 4 km) oder mit dem Van fahre. Aber ich finde es gut wenn er sicher auf dem Campground steht. Gegen 10:00 Uhr gehe ich los. Da die Amerikaner irgendwie keine Fußwege haben, muss ich weitgehend am Straßenrand gehen. Erst geht es einen Berg hoch dann wieder hinunter. In Hannibal wird eine Brücke repariert und ich muss einen kleinen Umweg machen, der mehr oder weniger zur schönsten Bummelstraße in Hannibal führt. Das Museum besteht aus mehreren Gebäuden: Boyhood Home Gift Shop, Boyhood Home, Huckleberry Finn House, ‚Interpretive Center‘, Becky Thatcher House, J.M. Clemens Justice of the Peace Office, Grant’s Drug Store und The Museum Gallery. Da gibt es einiges anzusehen. Anfangs, im Interpretive Center gibt es sehr viel zu lesen und da alles auf Englisch ist, habe ich lange zu tun. In den anderen Häusern gibt es sehr schön ausgestaltete Räume, die aber nur durch Glas zu sehen sind. Auch hier gibt es immer ausführlich Text. Ein paar Mal frage ich die Office Mitarbeiter nach dem ‚fence‘ und sie erklären es mir auch immer wieder. Aber ich finde ihn nicht. Der erste hat irgendetwas von ‚violet‘ gesagt und ich suche nach einem rosa bis lila Zaun. Dann hat mich eine Dame auf The Museum Gallery hingewiesen, aber dort sind viele schöne Bilder, aber kein Zaun. Dabei bin ich schon mehrmals daran vorbei gegangen und habe ihn nicht erkannt. Denn der Zaun ist natürlich weiß! Als ich ihn endlich registriere bitte ich einen Mann ein Bild von mir davor zu machen und da ich meinen Hut nicht ‚chic‘ finde, hänge ich ihn an ein Schild dort.

Ja was soll ich sagen: So viele Eindrücke! Ich wollte hier hin weil ich irgendwann einmal Tom Saywer gelesen habe und davon beeindruckt war dass er es fertig brachte, die für ihn gedachte Strafe, den Zaun zu streichen, in ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu verwandeln. Und natürlich dass er sich mit seiner ersten Liebe in der Höhle verlaufen hat. Vielleicht hätte ich ihn dann wieder vergessen, aber er tauchte später noch einmal in der Science-Fiction/Fantasy Reihe von Philip Jose Farmer, Die Flusswelt der Zeit, auf. Und dann alle paar Jahre immer wieder einmal als Randerscheinung in Büchern oder Texten die ich gelesen habe.

Ernest Hemingway sagte über ihn:

All of American literature comes from one book by Mark Twain called Huckleberry Finn … There was nothing before. There has been nothing as good since.“
Die gesamte amerikanische Literatur stammt von einem Buch von Mark Twain namens Huckleberry Finn ab … Vorher gab es nichts. Seitdem gab es nichts, was dem gleichkommt.“

In einem der Bücher hat er auch den Mississippi beschrieben und dieser sehr lange und irgendwann sehr breite Fluss hat mich sehr fasziniert. Wie toll das sein muss mit einem Floß den gesamten Fluss hinunter zu fahren? Ich habe ihn jetzt gesehen, aber leider kam die Faszination nicht rüber zu mir. An den Stellen, an denen ich ihn bis jetzt gesehen habe, konnte er seinen Zauber nicht auf mich wirken.

Generell kann ich mich mit so interessanten Persönlichkeiten der Vergangenheit tagelang beschäftigen (letztes Jahr war es einmal mehr Werner von Braun aufgrund eines Peenemünde Besuches), aber leider fehlt mir hier auf dem Roadtrip die Zeit dazu. Aber sicher werde ich im Herbst, wenn ich wieder zu Hause bin, weiter über Mark Twain nachforschen.

Nach dem Bilder machen gehe ich zum Mark Twain Dinette. Da ist es leider ziemlich voll, aber nachdem ich gleich einmal so in den Restaurant Bereich gegangen bin kommt schnell eine Dame auf mich zu und fragt was ich will und nachdem ich ihr erklärt habe dass ich Deutscher bin und nicht gut Englisch kann, will sie meinen Namen wissen, setzt ein T auf eine Liste und erzählt etwas von 10 minutes. Solange kann ich es im Andenkengeschäft, welches direkt im Gebäude integriert ist schon aushalten. Es dauert dann zwar eher 20 minutes, aber sie holt mich tatsächlich und setzt mich an einen Tisch. Wunderbar. Ich esse einen Burger mit ‚fried frites‘ und ein Pepsi. Cola gibt’s da nicht. 🙂 Als ich aufbrechen will und nach meinem Hut suche, ist der weg. Da fällt mir siedend heiß ein wo der sein könnte: nämlich am Zaun. Also laufe ich noch einmal hin und da ist er auch noch.

Zurück am Campground hat sich auf dem Nachbarplatz ein Amerikaner breit gemacht. Auf ein freundliches ‚Hi‘ sagt er irgendetwas von ‚Good morning‘. Es ist Nachmittag, ich verstehe den Witz nicht. Später räumt er noch einen Flatscreen raus und sieht sich irgendeine Serie an. Rülpsen und öffentlich seine Fußnägel schneiden tut er auch. Schon nervig auf so einem Naturcampground.

Um 16:45 tönt mein Smartphone plötzlich in nie gehörtem Ton und als ich es hochnehme steht etwas von Kindesentführung ‚Springfield, Mo Silver 2000 Mercedes SUV Vermont License HFL245‘. Leider habe ich es weggeklickt, da es so laut getönt hat. Aber es kam noch einmal. Komisches Gefühl, wenn man so life bei kriminellen Vorgängen dabei ist.

Zum Abendessen gibt es einen Chef Salat vom Walmart, die haben tatsächlich auch abgepackte Salate, eine Tomate und ein restliches Würstchen, was sich im Kühlschrank verkrochen hatte.

 

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