Werde ich meinen Van wiedersehen?

27.03.2024, Greenbelt Park

Da ich sowieso kaum schlafen konnte bin ich schon vor 6:00 Uhr aufgestanden und habe zu schreiben angefangen. Bei Pride International muss ich erst um 9:00 Uhr sein. Ab 6:00 Uhr gibt es Frühstück und ich fahre vom 4. in den 1. Stock um es mir anzusehen. Im Vergleich zu Europa ist es sehr dürftig. Es gibt labbriges Weißbrot, welches man an einem Fließbandtoaster toasten kann. Ein Regälchen mit genau 2 Sorten abgepacktem Gelee, keine Butter, Orangensaft, eine Thermokanne Kaffee und eine Thermokanne heißes Wasser. Es gibt noch einen Waffelautomat, da muss ich scheinbar den Teig aus einer mit unseren Ketchupflaschen vergleichbaren Flasche in den Automat drücken. Ich toaste mir 3 Scheiben Weißbrot und schmiere mir den Gelee darauf. Dazu eine Tasse Kaffee. Dann widme ich mich dem Uber Problem. Zuerst lege ich noch einmal die Aldi Karte ein und nach einem Neustart poppt tatsächlich die SMS Bestätigung von gestern Abend ein. Ein gutes Zeichen! Interessant: Obwohl ich keinen Auslandstarif für die Aldi Karte gebucht habe, bekomme ich trotzdem die SMS. Nun versuche ich über die Paypal Webseite die neue Telefonnummer zuzufügen, was übrigens überhaupt nur möglich ist, weil ich hier unten im Frühstücksbereich kostenloses WiFi habe! Paypal schlägt mir eine App vor, die ich erst einmal installiere. Dadurch wird der ganze Vorgang etwas einfacher. Ich füge die zweite Telefonnummer ein und aktiviere außerdem den biometrischen Modus. So hoffe ich jetzt erst einmal gerüstet zu sein und Paypal auch in den USA nutzen zu können. Dann lege ich wieder die Simly Karte ein. Leider funktioniert das genau wie beim ersten Mal gestern, nicht. Daraufhin will ich es auch wie gestern mit einem hin und her Tausch mit der Aldi Karte probieren. Dabei verliere ich aber den Überblick und weiß nicht mehr welche Karte welche ist. Also noch 2 Mal hin und her getauscht und schließlich bin ich wieder online! Puh! Jetzt gebe ich noch 2 Kontakte mit 2 verschiedenen Escort Services ein, so dass ich später einfach dort anrufen kann.

Leider funktioniert Uber immer noch nicht! Meine nächste Option ist als Bezahlsystem die Kreditkarte zu hinterlegen, was ich eigentlich vermeiden wollte. Aber es funktioniert! Mittlerweile ist es 8:00 Uhr und ich will zu Pride International fahren, damit ich möglichst früh da bin. Mit der Uber App plane ich die Fahrt und es werden mir mehrere Fahrten angezeigt, die alle schon in ein paar Minuten beginnen können. Ich wähle eine mit 5 Minuten und gerate dann richtig unter Stress noch schnell meine Sachen zu packen und mich vor den Eingang zu stellen. Doch so schnell ich auch bin, das Uber Fahrzeug ist schon da! Tatsächlich war das jetzt ziemlich unkompliziert und hat sehr gut funktioniert. Nur das Ziel kennt der Fahrer nicht und setzt mich an der falschen Seite ab. Das ist aber nicht schlimm, da ich beim um das Gebäude gehen, den richtigen Eingang finde. Das Büro ist im 2. Stock und ich bin schon um 8:30 Uhr da und muss warten. Kurz vor 9:00 Uhr kommt ein Pärchen welches bestimmt auch ein Auto abholen will. Um 9:00 Uhr öffne ich die Tür und da drin ist schon geschäftiges Getreibe. Ich muss noch warten und darf mich auf einen Stuhl an der Wand setzen. Schließlich bekomme ich meine Papiere, muss etwas über 300 Dollar zahlen und darf wieder abziehen.

Noch im Gebäude rufe ich einen der beiden Escort Services an. Wie erwartet ist die Kommunikation wegen meinem schlechten Englisch nicht so einfach, aber schließlich einige ich mit der Dame an anderen Ende darauf, das gleich jemand in einem silbernen Nissan vorbei kommt und mich abholt. Das klappt, nur merkwürdige Weise fahren wir nicht zum Hafen sondern stattdessen zu deren Büro, wo es noch ein paar Formalitäten zu erledigen gibt. Dann geht es endlich zum Hafen und meine freudige Erwartung meinen Van bald wieder zu sehen steigt, nur gelegentlich kurz unterbrochen von Vorstellungen darüber dass es eine Verwechslung gab und er doch nicht da ist. Doch bevor es soweit kommt, gibt es noch eine Odyssee bei den beschrankten Zugängen zum Hafen, denn Will vom Escort Service hat wohl irgendetwas falsch verstanden und wir werden nicht eingelassen, man will mehrfach unseren Führerschein sehen und irgendetwas stimmt nicht. Am Anfang denke ich noch das es bestimmt nur ein kleines Problem ist, aber nachdem der Mann vom Escort Service mehrfach irgendwo angerufen hat, wir viertelstundenlang herum stehen und es nicht vorwärts geht, werde ich doch ziemlich nervös. Mehrfach muss ich meinen Führerschein zeigen und einmal den Reisepass. Bestimmt ist mein Wagen gar nicht da. Dann ruft er seine Chefin an, fährt zu einem Gebäude, bespricht da irgendetwas und endlich dürfen wir rein fahren. Es geht zu einem anderen Gebäude, wieder müssen wir warten, dann gibt es einen weißen Zettel mit dem wir weiter dürfen. Und endlich, endlich, endlich sehe ich unseren Van wieder! Er sieht sogar ziemlich ganz aus! Ich rechne noch mit einer Zolluntersuchung, aber nichts da, ich darf ihn schon mitnehmen. Zuerst soll ich ihn starten, was aber nicht funktioniert da die Batterie leer ist. Wieder dauert es ewig bis jemand kommt und Starthilfe gibt. Beim Warten setze ich mich darum in den Wagen des Escort Service. Dort ist es warm und der hat sogar Sitzheizung. Übrigens alles bei strömendem Regen und ziemlich kalt. Aber dann springt er sofort an. Jetzt nur nicht ausgehen lassen. Ich checke noch ob das Gröbste der Dinge an Bord noch da sind. Sieht gut aus. Nun erfolgt die Bezahlung wieder über Kreditkarte im Auto. Da es ungefähr 2 Stunden gedauert hat, was nicht meine Schuld war, muss i trotzdem 112 Dollar zahlen. Anschließend muss ich dem Escort Service hinterher nach draußen fahren. Da ich noch gar kein Ziel habe und es das wichtigste ist den Wagen aufzutanken, ich durfte ja nur ein Viertel Sprit bei der Verschiffung drin haben, fahre ich dem Escort Service hinterher zurück zum Büro. Die Batterie muss ja auch erst einmal wieder aufgeladen werden. Ich frage Will nach einer Tankstelle mit PKW Diesel und er bietet an vor mir her zu fahren. Das finde ich gut und fahre ihm hinterher. Dabei merke ich ein komisches Geräusch am Auto, ein regelmäßiges Schlagen, als ob ein Stein sich im Profil verfangen hätte, allerdings ziemlich laut. Ich kann aber nicht anhalten, da mir sonst Will davon fahren würde. Nur an einer Ampel schaue ich schnell nach und kann aber auf die Schnelle kein Problem erkennen. Schließlich kommen wir zu einer großen Tankstelle. Ich gebe Will einen Daumen nach oben und stelle mich an einen Platz mit mehreren Tanksäulen. Dann geht es zur Kasse um mit der Kreditkarte die Säule frei zu schalten. Leider funktioniert die Commerzbank Kreditkarte dort nicht und ich muss wieder zum Auto um die neue von der Volksbank zu holen. Ich lasse an der Kasse für 100 Dollar frei schalten. Dann gut acht geben die Diesel Säule zu nehmen und schon läuft der Diesel in meinen Tank.

Nach dem Tanken sehe ich auf der Luftdruckanzeige im Cockpit dass der linke Vorderradreifen etwas Luft verloren hat. Im ersten Moment denke ich dass er halt doch nicht dicht war. Aber ich erinnere mich, dass er am Hafen noch in Ordnung (etwa 3.6 bar) war und ich mich gefreut habe das er dicht war. Erst denke ich dass es wieder so ein schleichender Verlust ist wie es schon länger der Fall war und weshalb ich ihn habe reparieren lassen. Darum suche ich eine Luftstation und sehe auch gleich eine. Ich fahre hin und schließe den Schlauch an. Dabei entweicht noch mehr Luft, da der Anschluss nicht richtig passt. Trotzdem will ich an der Station den Knopf für das Pumpen aktivieren, da sehe ich dass der Schlauch auf der anderen Seite gar nicht angeschlossen ist! Das ganze Ding ist einfach kaputt. Ich schaue mir den Reifen genauer an uns sehe ein großes Stück Metall im Profil stecken. Ohh nein, das sollte so nicht sein. Ich kann sogar die entweichende Luft hören, so groß ist das Loch. Wenig später ist der Reifen völlig leer. So kann ich keinen Meter mehr fahren. Ich bin ein wenig verzweifelt und denke dass ich hier auf dem Platz wohl übernachten muss. Was kann ich machen? Als erstes gehe ich wieder zur Tankstelle rein und frage die Kassiererin ob sie eine Werkstatt kennt, die mir helfen kann. Es ist aber ziemlich offensichtlich, dass sie keine Lust hat sich mit mir, meinen schlechten Englisch Kenntnissen und meinem platten Reifen zu beschäftigen.

Aber selbst ist der Mann. Ich recherchiere ein wenig und die erste Werkstatt die ich anrufen sagt mir dass sie mir zwar den Reifen reparieren, aber nicht den Wagen holen kann. Ich bin ein bisschen verzweifelt, denn mit meinen Englisch Kenntnissen würde sowohl eine Wagenabholung als auch das daraufhin noch folgende Werkstattgespräch, stark an meine Grenzen gehen. Dann sehe ich noch einmal genauer auf die Google Ergebnisse. Eine Werkstatt, die die Bezeichnung ‚Tire‘ in ihrem Namen hat (Holabird, Tire & Auto, 6318 Holabird Ave, Baltimore, MD 21224) ist nur ca. 400 m entfernt! Wenn es mir gelänge ein wenig Luft in den Reifen zu bekommen und dort hin zu fahren, habe ich vielleicht eine Chance heute doch noch weiter zu kommen. Ich erinnere mich, dass ich bei der Auslieferung des Wagens etwas von einem Reifenreparaturset gelesen habe und beginne in meinen Kisten zu stöbern. Tatsächlich, da ist eine Tasche mit einer elektrischen Luftpumpe und einer Flüssigkeit! Da sollte doch was gehen. Ich schließe die Pumpe an den Zigarettenanzünder an und mit dem an der Pumpe verbundenen Luftschlauch den Reifen an und schalte ein: Das Gerät beginnt laut zu knattern und am Reifen scheint nichts zu passieren. Doch ich habe Ausdauer und warte einfach ein bisschen. Tatsächlich zeigt die eingebaute Druckanzeige allmählich einen höheren Wert an und nach noch mehr Zeit beginnt sich auch der Reifen wieder auszubeulen. Irgendwann sind gegen 3 bar erreicht und ich löse schnell den Schlauch, werfe das regennasse Gerät in den Fußraum und starte den Wagen. Google Maps ist schon aktiviert. Da ich wahrscheinlich nicht viel Zeit habe fahre ich aus der Tankstelleneinfahrt und riskiere beinahe noch einen Unfall mit einem von links und einem von rechts kommenden Wagen. Wildes Hupen ist das Ergebnis. Aber egal, wie meine Tochter immer sagt, jetzt zählt einzig so schnell wie möglich zur Werkstatt kommen. Und ich schaffe es!

Hoffentlich hält mein Glück an. Der Mann drinnen am Tresen scheint der Chef zu sein. Er hört sich meine verzweifelte Ansprache an, unterbricht nur immer kurz mit einem ‚Yes‘ und dann soll ich auch schon in die Werkstatt rein fahren, gleich neben so ein amerikanisches PS Monster in schwarz. Ein Mechaniker nimmt sich des Reifens an. Der schwarze Wagen bollert laut seine Kraft heraus. Ich darf/soll wieder vor den Tresen gehen, dort gibt es ein paar Sitzbänke. Aber ich bin so aufgeregt, dass ich nicht sitzen kann und laufe herum. Es dauert viel länger als damals in Frankreich, als Nicole und ich nach ungefähr 10 Minuten unseren Van wieder haben konnten. Offenbar gibt es Probleme. Da legt mir der Chef sein Smartphone hin und eine Frau spricht auf deutsch mit mir und erklärt, dass der Reifen trotz Reparatur immer noch Luft verliert und schlägt als Lösungsvorschlag einen neuen Reifen vor. Die Frau ist die Frau eines Bekannten vom Chef und der war mal Soldat in Deutschland. Jetzt wohnen sie in der Nähe von Baltimore. Natürlich gibt es meine Reifen nicht. Die am besten passenden benötigen 2 Tage um zur Werkstatt zu kommen. Ich erkläre dass ich in meinem Wagen schlafe und dann nicht weiß wo ich übernachten soll. Eigentlich dachte ich, sie lassen mich vielleicht in der Werkstatt oder davor übernachten, aber es gibt noch einen Reifen, der etwa in 1,5 Stunden da sein könnte. Ich entscheide mich für diese Option.

Tatsächlich geht es noch ein wenig schneller und für 177,89 Dollar habe ich einen neuen Reifen montiert. Bin aber ein wenig unsicher, weil die beim Krämer mir immer gleich 2 Reifen verkaufen wollen, wenn einer defekt ist. Das muss ich noch einmal recherchieren. Aber wie auch immer, ich kann endlich weiter fahren und habe mir einen Campground Greenbelt in der Nähe von Washington heraus gesucht. Vorher fahre ich noch zu einem Walmart und versuche mein Lebensmittelfach zu füllen. Der Walmart ist tatsächlich riesengroß, aber in Frankreich habe ich auch schon sehr große Supermärkte gesehen. Ich habe nicht viel Zeit mir den Markt in Ruhe anzusehen, da ich nicht zu spät zum Campground kommen will.

Natürlich ist keiner mehr im Office als ich ankomme. Darum stelle ich den Wagen erst einmal hin und gehe zu Fuß auf den Campground und quatsche Leute an. Eine Frau verweist mich an einen Camp Host, oder so ähnlich, und der erklärt mir dass ich mir einen Platz aussuchen kann und den dann reservieren muss. Das geht mit einer App, die ich aber erst installieren muss. Die Frau zeigt und führt mich dann durch die App, wobei es immer wieder Probleme gibt, zum Beispiel weil ich mich besser vorher dort hätte registrieren müssen. Also noch einmal das Ganze. Aber schließlich habe ich es geschafft und für 20 Dollar einen Platz bis morgen bekommen. Endlich kann ich ein bisschen entspannen. Leider regnet es sehr viel und darum könnte es schöner sein. Nachdem ich eine Dose mit kaltem Hühnchenfleisch und ein paar Scheiben Weißbrot gegessen habe versuche ich noch Tagebuch zu schreiben. Die ‚Great Value – Peanut Butter Bars‘ sind wieder Erwarten sehr lecker. Aber ich bin so müde, dass mir ständig die Augen zu fallen und darum gebe ich es auf. Schnell baue ich mein Bett auf, gehe mich waschen und Zähne putzen und dann lege ich mich hin. Ich bin so fertig von diesem Tag.

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