Seit meiner Kindheit fotografiere ich. Begonnen hat es mit einer Agfamatic 2008 tele pocket, später folgten eine Minox 35 GT, eine Minolta 7000 AF, dann eine Olympus Camedia C-800 L, eine Nikon Coolpix 990 und viele weitere Kameras. Ich habe den Übergang vom chemischen Film zur digitalen Fotografie miterlebt und jede technische Neuerung für meine Zwecke geprüft.
Mein Wechsel von Pocket- zu Spiegelreflexkameras brachte einen drastischen Unterschied in der Bildqualität mit sich. Die Möglichkeit, Zeit und Blende zu bestimmen, lehrte mich viel über die optischen Möglichkeiten der Fotografie. Als der Nerd, der ich bin, haben mich technische Errungenschaften nie kalt gelassen. Während ich bei der Minox die Entfernung schätzen und manuell einstellen musste, konnte die Minolta den Abstand zum Objekt vollautomatisch bestimmen. Das hat mich damals fasziniert. Am Einstellring der Minox habe ich gelernt, die Schärfentiefe zu beachten.
Eines der frustrierendsten Erlebnisse war das lange Warten darauf, das gerade aufgenommene Bild tatsächlich sehen zu können. Für die jüngeren Leser: Damals wurde das Bild auf einem Plastikstreifen gespeichert, der erst in einem aufwendigen chemischen Prozess „entwickelt“ werden musste, bevor man die Bilder als Papierabzüge betrachten konnte. Üblicherweise gab man den Film in einem Geschäft ab und konnte die Bilder erst Tage später abholen. Kann man kaum glauben, oder?
Die ersten Digitalkameras waren daher eine Offenbarung! Eine Sekunde nach der Aufnahme konnte man das Bild auf einem Display sehen. Es war klar, dass ich ein solches Gerät besitzen musste und darum gab ich damals etwa 2000 DM dafür aus. Oder waren es sogar Euro? Das war sehr viel Geld für ein Gerät, das aus heutiger Sicht mit einer Auflösung von maximal 1024 x 768 Pixeln eine geradezu lächerliche Bildqualität besaß. Aber mein damaliger Monitor hatte eine ähnliche Auflösung, und so war das Betrachtungserlebnis akzeptabel.
Viele werden ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Die Erfindung der Digitalfotografie markierte einen bedeutenden technologischen Fortschritt in der realitätsgetreuen Bilddarstellung. Danach wurden die Auflösungen jährlich besser und erreichten irgendwann die Schärfe des Filmmaterials. Doch die fortlaufende Steigerung der Auflösung wird immer noch als wesentliches Verkaufsargument verwendet, obwohl man den jahrzehntelangen Standard hochauflösender Filme längst erreicht hat.
Heute muss man sich fragen, ob diese Auflösungssteigerung noch sinnvoll ist. Auf einem FullHD-Monitor wird man die heutigen Auflösungen niemals wirklich wahrnehmen können. Erst ein 4K-Monitor ermöglicht es, eine Auflösung von 5472 x 3648 Pixeln, wie sie beispielsweise meine RX 100 VII bietet, einigermaßen darzustellen. Selbst auf einem 4K-Monitor kann ich ein komplettes Bild meiner Kamera nicht in der nativen Auflösung darstellen.
Die meisten Menschen betrachten ihre Bilder auf den vergleichsweise winzigen Smartphone-Displays. Wie will man da ein hochwertiges Foto wirklich würdigen können?
Bleibt noch der Fotodruck. Hochwertige Drucke, vielleicht in DIN A3 und größer, erfordern tatsächlich eine hohe Auflösung. Aber nur, wenn der Betrachtungsabstand klein ist, und die meisten Drucke sind dazu gedacht, aus größerer Entfernung betrachtet zu werden. Und wer macht regelmäßig DIN A3 Ausdrucke? Das dürften die wenigsten sein.
Damit ist die Auflösung von Bildern in den letzten Jahren eigentlich bedeutungslos geworden. Sie hat Dimensionen erreicht, die im Alltag keine Rolle mehr spielen. Ähnlich verhält es sich mit allen anderen, die Funktion von Kameras bestimmenden Faktoren: Geschwindigkeit, Größe, Ergonomie, Brennweite, Blendenöffnung, Bildsensorgröße, ISO-Empfindlichkeit, Verschlusszeit, Weißabgleich, Autofokus, Bildstabilisierung, Dateiformat. Diese Faktoren sind entweder physikalisch bestimmt oder auf ein Niveau optimiert worden, das bei den meisten Kameras in ihren jeweiligen Klassen sehr ähnlich ist. Die Unterschiede sind marginal und eigentlich bedeutungslos geworden.
Mir macht es schon lange keine Freude mehr, Kameratests zu lesen oder mir eine neue Kamera zu kaufen. Die neue Kamera wird nicht dazu führen, dass ich bessere Bilder mache. Sie wird mich nur viel Geld kosten. Wenn ich in Foren sehe, wie Menschen die Features von Kameras vergleichen, die letztlich in den Bildern nur zu winzigen Unterschieden führen, erscheint mir das lächerlich. Es gab Zeiten, da machten technische Verbesserungen tatsächlich einen erheblichen Unterschied, aber heutzutage ist das nicht mehr der Fall.
Es gibt natürlich immer wieder Dinge die absolut faszinierend sind, wie das Eyetracking bei verschiedenen Sony Kameras, wie zum Beispiel der RX 100 VII oder der ‚Global Shutter‘ bei der Alpha 9 III. Von außen nicht sichtbar erfordert diese Funktion hohe Rechenleistung und damit eine komplett neue Prozessorgeneration in der RX 100 VII. Visiert man nun ein augenbesitzendes Motiv an, wie zum Beispiel einen Menschen, so erkennt die Kamera die Augen und umrahmt diese mit Rechtecken. Auf diese wird nun scharfgestellt, so dass bei Porträtfotos automatisch die Schärfe dort liegt, wo sie sein soll.
Vielleicht ist es ein Problem, dass die durch solche Funktionen wachsende Anzahl von perfekten Bildern dazu führt dass neue Standards gesetzt werden und damit können dann natürlich ältere Aufnahmen nicht mehr mithalten. Dennoch wäre es sogar mit einer uralten Kamera ohne Autofokus möglich ein gleichwertiges Bild zu machen. Dem Fotografen muss es ’nur‘ gelingen, manuell die Schärfe auf genau den gleichen Abstand zu legen, den auch das Eyetracking gewählt hat. Aber muss man denn mit perfekten Bildern konkurrieren? Es ist doch sicher nur ein minimaler Prozentsatz der Käufer von solchen Kameras, die bei Fotowettbewerben mitmachen oder ihr Geld damit verdienen. Der Rest fotografiert für sich oder die Familie. Und ja, auch da mag es schön sein ein Bild der Ehefrau oder der Tochter zu machen, auf denen die Augen perfekt scharf sind und der Rest sich allmählich im Bokeh verliert. Aber wenn das nicht gleich beim ersten Mal klappt, warum nicht noch ein bisschen probieren, man kann ja die Aufnahme sofort kontrollieren und dabei eine gute Zeit mit der Familie verbringen.
Kleiner Einschub: Früher wollte ich meine Bilder so fotografieren, dass sie nicht nachbearbeitet werden mussten. Ich wollte sie im Moment der Aufnahme perfekt haben und fand die künstliche Verschönerung mit Bildbearbeitungssoftware peinlich. Jetzt habe ich gelernt, dass es den Menschen meist nur darauf ankommt, dass sie auf einem Bild gut aussehen. Wie es zu dazu kommt, ist ihnen egal. Die Menschen lieben automatische Bildverbesserer oder merken gar nicht, dass ihre Smartphones welche verwendet haben. Hauptsache, sie sehen auf dem Display gut aus. Ich finde das mittlerweile auch okay. Es war schon immer so. Ob man vorher ein perfektes Make-up aufträgt oder aufwendig das Licht setzt – irgendwo ist das auch eine Art künstliche Verbesserung des späteren Bildes. Die Menschen wollen auf einem Bild gut aussehen. Wie es dazu kommt, ist ihnen egal.
Ich hoffe, ich habe ausreichend dargelegt, warum die Technologie bei den aktuellen Fotoapparaten kaum noch eine sinnvolle Rolle für ein besseres Bild spielt. Darum finde ich es absurd, wie immer noch über die Features der Kameras diskutiert wird. Das ist eine Art Hobby reicher, gelangweilter Menschen, die wahrscheinlich gar nicht wirklich fotografieren können. Das geht ja auch schon aus den mit künstlichen Helfern vollgestopften Kameras hervor. Geht es jemandem um das Verstehen und Beherrschen der Fotografie, genügt nach wie vor das Beherrschen von Blende, Zeit und Licht. Mehr wird es nicht brauchen. Es wird eine ganz kleine Menge Fotografen geben, die beruflich immer am Limit des aktuell Machbaren arbeiten und vielleicht ‚Cutting-edge technology‘ nutzen müssen. Vielleicht ein Sportfotograf, der mit seiner Kamera 1000 Aufnahmen pro Sekunde macht, um anschließend die dramatischste Aufnahme herauszusuchen. Alle anderen machen sich mit so einer Kamera nur lächerlich. Vielleicht auch ein Stockfoto-Fotograf, der gezwungen ist, bestimmte Auflösungen zu liefern.
Ich habe gelernt dass mich faszinierende Bilder meist nichts mit der Technik zu tun haben. Es ist das Sehen von Situationen, die in einem bestimmten Moment zu einem Bildarrangement führen, das abbildungswürdig ist und vielleicht eine Sekunde später nicht mehr existiert. So etwas zu erkennen, macht einen guten Fotografen aus. Oder die Arbeit vor der Kamera mit dem Model: Ist man sich sympathisch? Entsteht eine Beziehung, die das Model locker und natürlich werden lässt? Auch das ist eine Fähigkeit eines guten Fotografen. Es ist mir oft passiert, dass ich, obwohl ich mit sehr guter Technik ausgestattet bin, neidisch auf das Display der Kamera meiner Frau oder meiner Kinder gesehen habe, da sie mit ihren einfacheren Kameras ein tolles Bild in einem bestimmten Moment eingefangen haben, der anschließend für immer verschwunden ist. So ein Bild ist für mich wertvoller als alles was ich mit meiner tollen Technik hätte einfangen können. Und auch die einfacheren Kameras sind heutzutage eben gut genug, dass es nicht wirklich etwas an der Bildqualität zu meckern gibt. Oder man nimmt sich Zeit. Einmal wollte ich Murmeltiere fotografieren und musste lange warten, bis eines herauskam und mich beäugte. Dann habe ich meine vorpositionierte Kamera langsam ausgerichtet und ausgelöst.
Was macht nochmal gute Bilder aus:
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Kreativität: Die Fähigkeit, einzigartige und interessante Kompositionen zu schaffen und alltägliche Szenen in bemerkenswerte Bilder zu verwandeln.
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Technisches Wissen: Fundiertes Verständnis der Kameratechnik, einschließlich Belichtung, Blende, Verschlusszeit, ISO, und wie diese Parameter zusammenwirken, um das gewünschte Bild zu erzeugen.
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Auge für Details: Aufmerksamkeit für kleine Details, die den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Foto ausmachen können, wie Beleuchtung, Farben und Bildkomposition.
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Geduld: Die Fähigkeit, auf den perfekten Moment zu warten, besonders bei Natur- und Tierfotografie oder bei spontanen Straßenaufnahmen.
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Beobachtungsgabe: Die Fähigkeit, interessante Motive und Szenen zu erkennen und vorauszusehen, wann und wo gute Fotogelegenheiten entstehen.
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Geschick im Umgang mit Licht: Verständnis und Nutzung von natürlichem und künstlichem Licht, um die Stimmung und Wirkung der Fotos zu beeinflussen.
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Nachbearbeitungsfähigkeiten: Kenntnisse in der Bildbearbeitung, um Fotos zu optimieren und ihnen den letzten Schliff zu geben, ohne dabei die Authentizität zu verlieren.
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Kommunikationsfähigkeiten: Besonders in der Porträt- und Eventfotografie wichtig, um mit den fotografierten Personen zu interagieren und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.
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Konzentration auf die Geschichte: Die Fähigkeit, Geschichten durch Bilder zu erzählen und Emotionen zu vermitteln, die den Betrachter ansprechen und fesseln.
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Kontinuierliches Lernen: Bereitschaft, ständig zu lernen und sich weiterzuentwickeln, sei es durch das Studieren von Techniken, das Experimentieren mit neuen Stilen oder das Beobachten der Arbeiten anderer Fotografen.
Diese Dinge waren schon immer entscheidend für gute Bilder. In der vergangenen Zeit des Umbruchs von chemischer zu digitaler Fotografie gab es eine Zeit in der zusätzlich gelegentlich auch die Kameratechnik eine wichtige Rolle spielte. Heute ist das angesichts der Gleichwertigkeit der Werkzeuge, der Fotoapparate, wieder vorbei. Jetzt spielen wieder nur die oben aufgeführten Eigenschaften eine Rolle für ein gutes Bild.
Interessant ist die Entwicklung der Smartphone Kameras. Es ist kaum zu glauben welche Bildqualität diese heutzutage erreichen. Und das mit den zu normalen Fotoapparaten vergleichsweise winzigen Sensoren. Was Auflösung und generelle Bildqualität betrifft sind die mit einem Smartphone gemachten Bilder für mich absolut ausreichend. Prinzipbedingt gibt es für mich nur zwei wirklich große Nachteile: Das ist die nahezu nicht vorhandene Möglichkeit zum optischen Freistellen und die teils extreme Verzerrung der Perspektive, was für mich am schlimmsten bei Porträts zur Geltung kommt. Beide Probleme löse ich mit einer älteren Sony Alpha 7 II und einem 90 mm Makroobjektiv. Aber das kommt selten vor und während ich früher manchmal noch voller Naivität dachte ein berühmter Fotograf zu werden, habe ich mich heute damit abgefunden, dass ich Fotos im Wesentlichen nur für mich und meine Familie mache. Den Anspruch in irgendeiner Weise gegen die durch Digitalkameras atomexplodierte Anzahl an teils fantastischen Bildern anzustinken, habe ich aufgegeben.
Es ist schwer zu verstehen wie man mit einem so kleinen Sensor, wie er in den meisten Smartphones verbaut ist, so gute Bilder machen kann. Basierend auf meinem technischen Hintergrund vermute ich dass hier außergewöhnliche Software zum Einsatz kommt. Aber es ist auch möglich dass, gerade bei den Pixel Geräten, der dort verbaute Tensor-Chip in Verbindung mit darauf laufenden neuronalen Netzen, einen erheblichen Anteil an der Bildqualität hat. Um mir eigene Recherchen zu sparen habe ich einmal ChatGPT nach den Möglichkeiten des Tensor-Chips gefragt. Dabei ist folgende Liste heraus gekommen:
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Verbesserte Bildverarbeitung: Der Tensor-Chip enthält spezialisierte Hardware für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz (KI), die es ermöglicht, Bilder schneller und effizienter zu verarbeiten. Dies führt zu besseren Fotos, insbesondere bei schwierigen Lichtverhältnissen.
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KI-gestützte Funktionen: Der Tensor-Chip ermöglicht fortschrittliche KI-Funktionen wie die Nachbearbeitung von Fotos. Funktionen wie der „Magic Eraser“ zum Entfernen unerwünschter Objekte aus Fotos oder die Verbesserung von Gesichtern in Gruppenfotos werden durch die Leistungsfähigkeit des Tensor-Chips ermöglicht.
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Verbesserte HDR: Der Tensor-Chip verbessert die High Dynamic Range (HDR)-Verarbeitung, indem er mehrere Belichtungen eines Bildes kombiniert, um sowohl in hellen als auch in dunklen Bereichen mehr Details zu erfassen. Dies führt zu ausgewogeneren und detailreicheren Fotos.
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Rauschunterdrückung und Detailverbesserung: Durch die Nutzung von KI kann der Tensor-Chip Bildrauschen reduzieren und die Details in Fotos hervorheben, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen.
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Echtzeit-Bildbearbeitung: Der Tensor-Chip ermöglicht es, viele dieser Verbesserungen in Echtzeit durchzuführen, sodass der Benutzer das Ergebnis sofort nach dem Auslösen des Fotos sehen kann.
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Videoqualität: Neben Fotos verbessert der Tensor-Chip auch die Videoqualität, indem er Funktionen wie verbesserte Videostabilisierung, Rauschunterdrückung und HDR für Videos ermöglicht.
Auch bei mir ist die beste Kamera die, die ich dabei habe. Darum ist meine Hauptkamera jetzt schlicht und einfach ein Pixel 7. Dies macht sehr gute Bilder. Da diese aber sehr weitwinklig sind und ich gelegentlich gerne Menschen fotografiere, etwas Bokeh bzw. Unschärfe möchte oder etwas weit Entferntes heranholen will, habe ich bei Reisen oder besonderen Ereignissen noch eine Sony RX 100 VII bei mir.